An der geplanten Flüchtlingsunterkunft am Landsberger Schleifweg wurde bei einer Informationsveranstaltung und bei der zurückliegenden Bürgerversammlung zum Teil deutliche Kritik geäußert. Inzwischen steht die Containeranlage, in der bis zu 56 Personen untergebracht werden sollen. Bevor die ersten Menschen einziehen, hatten Anwohnerinnen und Anwohner die Gelegenheit, die Wohnmodule zu besichtigen und ihre Fragen an Beschäftigte des Landkreises und der Stadt zu richten.
Der „Tag der offenen Tür“ wurde wohl auch aufgrund der Bedenken in der Nachbarschaft veranstaltet. Auf die hitzige Informationsveranstaltung im März war ein Antrag bei der Bürgerversammlung Ende April gefolgt. Dabei hatte ein Anwohner bemängelt, dass man sich für den schlechtesten Standort entschieden habe. Es sei anzunehmen, dass die Geflüchteten ihre Freizeit hauptsächlich in unmittelbarer Nähe im Quartierspark verbringen werden. „Es treffen zu viele Flüchtlinge auf Einheimische“, lautete seine Befürchtung. Letztere blieben dann weg.
Am Schleifweg in Landsberg sollen insbesondere Familien unterkommen
Stephan Mies, Leiter des Sachgebiets für Integration, Ausländerbehörde und Asylangelegenheiten im Landratsamt, stellte sich beim „Tag der offenen Tür“ bei allen ankommenden Besucherinnen und Besuchern persönlich vor und suchte das Gespräch. Auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Außendienstes, die Integrationsbeauftragten des Landkreises und der Stadt und die Integrationslotsin des Landkreises waren vor Ort und beantworteten Fragen. Wie Mies gegenüber unserer Redaktion sagte, sollen am Schleifweg primär Familien verschiedener Nationalitäten untergebracht werden. Auch „vulnerable“ Personen könnten aufgrund der Nähe zu ärztlichen Institutionen in der neuen Anlage leben.
Ein paar bauliche Maßnahmen stehen Mies zufolge noch an, so wird in der Zufahrt und zwischen den Containern Kies angebracht. Ende des Monats könnten die ersten Menschen dann einziehen. Die Module seien für drei Jahre angemietet. Besichtigt werden konnten unter anderem ein Gemeinschaftsraum, ein Waschraum und für vier Personen ausgelegte Wohnmodule. In diesen befinden sich zwei Zimmer mit Stockbetten, eine kleine Küche sowie ein Bad mit WC und Dusche. Zuletzt hat sich die Asyl-Situation zwar etwas entspannt. Stephan Mies sagt aber auch: „Das aktuelle Weltgeschehen lässt es nicht zu, die Hände in den Schoß zu legen.“ Der Landkreis wolle weitere Unterbringungsmöglichkeiten schaffen – auch, „um den Wohnungsmarkt nicht mehr als nötig zu belasten.“
Für Fiona Andersen – sie und Daniela Moritz sind die Integrationsbeauftragten der Stadt – bietet sich der Standort am Schleifweg an. Von Vorteil sei, dass ihr Büro an der Malteserstraße fußläufig zu erreichen ist. Durch das Wohngebiet und den Quartierspark in der Nachbarschaft bestehe außerdem die Möglichkeit, dass sich Einheimische und Geflüchtete „vermischen“, was die Integration erleichtere: „Mütter können sich beispielsweise mit ihren Kindern auf dem Spielplatz treffen“, sagte Andersen. Jost Handtrack, ehemaliger Grünen-Stadtrat und Landsbergs Beauftragter für Asyl, Flüchtlinge und Integration, hat die Hoffnung, dass sich in der Nachbarschaft ein „kleiner Helferkreis“ bildet. Mit dem „Tag der offenen Tür“ wird seiner Meinung nach der richtige Weg eingeschlagen. „Es wird Transparenz geschaffen. Die Bevölkerung muss mitgenommen werden“, so Handtrack.
„Wovor soll man Angst haben?“
Von 15 Uhr bis 18 Uhr konnten sich die Anwohnerinnen und Anwohner an dem Nachmittag die Unterkunft ansehen. Stephan Mies‘ Fazit nach der ersten Stunde: „Ich nehme ein großes und offenes Interesse wahr. Die Leute wollen wissen, was hier passiert.“ Unsere Redaktion hat mit zwei Besuchern gesprochen. Die Bedenken eines Mannes, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, konnten nicht ausgeräumt werden. Aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Wohngebiet und zum Spielplatz ist es in seinen Augen der „völlig falsche“ Standort. „Es hätte sicher woanders in Landsberg eine Wiese gegeben, wo die Unterkunft dann auch länger hätte bleiben können“, sagte er.
Markus Huber-Liebl, der die Unterkunft mit seiner Familie besichtigt hat, kann die Sorgen hingegen nicht nachvollziehen. „Wovor soll man Angst haben? Was ist der Punkt?“, fragte er. Wie die Integrationsbeauftragten ist auch er der Auffassung, dass die Nähe zu einem Wohngebiet und zu einem Spielplatz für die Integration förderlich sein kann. Die noch nicht bezogenen Wohnmodule empfindet er jedoch als etwas trist: „Die einzige Sorge, die ich habe, ist, dass man sich darin nicht wirklich wohlfühlen kann.“
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