Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten

Landsberg: Kann sich der Landkreis ein Landratsamt für 120 Millionen Euro leisten?

Landsberg

Kann sich der Landkreis ein Landratsamt für 120 Millionen Euro leisten?

    • |
    Laut Kostenberechnung muss der Landkreis für den Neubau des Landratsamts in Landsberg 120 Millionen Euro ausgeben.
    Laut Kostenberechnung muss der Landkreis für den Neubau des Landratsamts in Landsberg 120 Millionen Euro ausgeben. Foto: Patrick Pleul/dpa (Symbolbild)

    Für das neue Landratsamt im Landsberger Osten wird der Landkreis laut einer Kostenberechnung rund 120 Millionen Euro ausgeben müssen. In der Sitzung des Kreisausschusses, in der die Berechnung vorgestellt wurde, ging es am Ende um die Frage, ob sich der Landkreis sowie Stadt, Märkte und Gemeinden ein solches Gebäude leisten können und wollen. 

    Seit Ende April liegt die Kostenberechnung vor, wie Hochbauamtsleiter Ulrich Köbberling in der Sitzung sagte. Er bezeichnete die vorgestellten Kosten als realistisch. Zuzüglich Grundstückserwerb (rund drei Millionen Euro) und den Ausgaben für die Ausstattung (etwa 1,5 Millionen Euro) lägen sie bei rund 120 Millionen Euro. Möglichkeiten Geld einzusparen, sieht er durch eine Verkleinerung des im Norden vorgesehenen Parkdecks (96 Stellplätze weniger) und einen Verzicht der auf dem Parkdeck geplanten drei Windkrafträder und der Hälfte der Fotovoltaikanlage. Einsparung: rund vier Millionen Euro. Allerdings rät die Verwaltung davon ab. Die Parkplätze würden benötigt und statt Wind und Sonne müssten fossile Brennstoffe für Energie sorgen. 

    Das neue Landsberger Landratsamt soll 500 Mitarbeitenden Platz bieten

    Die Entwürfe des Planungsbüros Hascher Jehle Architektur sehen für das Gebäude einen ovalen Baukörper mit vier Vollgeschossen vor. Untergeschoss und Treppenhäuser sind aus Stahlbeton, Erd- und Obergeschosse in Vollholzbauweise. Im Eingangsbereich befindet sich ein großes Atrium mit Freitreppe. Im Erdgeschoss gibt es einen Saal für 200 Personen und eine Cafeteria. 

    Landrat Thomas Eichinger (CSU) rechnet spätestens im Jahr 2038 mit einer Vollauslastung (rund 500 Mitarbeiter) des Gebäudes. Dabei kalkuliere man mit einem Wachstum beim Personal von vier Prozent. Zuletzt habe die Personalmehrung bei sieben Prozent gelegen. Zieht man die Flächen für Foyer, Freiflächen, Besprechungszimmer und Sitzungssaal ab, bleiben laut Planung rund 6200 Quadratmeter reine Bürofläche übrig. 

    So könnte der Innenhof des neuen Landratsamts im Landsberger Osten aussehen.
    So könnte der Innenhof des neuen Landratsamts im Landsberger Osten aussehen. Foto: Hascher Jehle Architektur

    Kritik kam von der Fraktion der Grünen. Renate Standfest zog den Vergleich zu anderen Verwaltungsgebäuden. 18.000 Quadratmeter für 500 Mitarbeiter seien enorm viel. Peter Friedl fragte, ob der prognostizierte Anstieg des Personals so wirklich zutreffe. Landrat Eichinger verwies dabei auf die aktuelle Gesetzeslage und nannte als Beispiel die Kinder- und Jugendhilfe. Allein in diesem Bereich müssten bis 2027 weitere 30 Mitarbeitende eingestellt werden. "Wir planen auf der Basis von Fakten."

    Kreisrat Robert Sedlmayr fordert, das Vorhaben zurückzustellen

    Am Ende der Diskussion stellte sich nicht nur für Peter Friedl die Frage, ob man sich ein solches Bauprojekt mit Kosten von 120 Millionen Euro plus X leisten könne. Für ihn stehe fest, dass das Stadt, Märkten und Gemeinden nicht zugemutet werden kann. Robert Sedlmayr (ÖDP) forderte, das Vorhaben zurückzustellen. Die Ausgaben für die Erweiterung des Klinikums und für die Schulen hätten Priorität. Da der Neubau des Landratsamts ausschließlich über Kredite finanziert werden soll, müssten Zins und Tilgung über die Kreisumlage erfolgen. Anfangs seien das bis zu sieben Millionen Euro, die auf die Kommunen aufgeteilt werden müssten, wie Sedlmayr vorrechnete. 

    Kreiskämmerer Thomas Markthaler hatte Zins und Tilgung gleichbleibend auf 40 Jahre berechnet und landete bei rund 4,4 Millionen Euro. Demgegenüber stellte er die Kosten für die Mieten der mittlerweile 20 Außenstellen. Aktuell seien dafür rund eine Million Euro aufzubringen. Doch spätestens nach der Hälfte der Laufzeit der Kredite zahle man genau soviel. Im Gespräch mit unserer Redaktion hatte Landrat Thomas Eichinger Mitte April gesagt, die notwendige Erhöhung der Kreisumlage sei für Stadt, Märkte und Gemeinden nur in den ersten Jahren eine Herausforderung. Aufgrund der Steigerung der Umlagekraft und der Inflation werde dies abgemildert.

    Landrat Thomas Eichinger bei der Vorstellung des Siegerentwurfs für den Neubau des Landratsamts.
    Landrat Thomas Eichinger bei der Vorstellung des Siegerentwurfs für den Neubau des Landratsamts. Foto: Christian Rudnik (Archivbild)

    Eine Entscheidung über den Neubau des Landratsamts im Landsberger Osten soll in der Kreistagssitzung am 25. Juni gefällt werden. Am Tag nach der Sitzung des Kreisausschusses meldete sich der Kreisverband der SPD zu Wort und kritisierte in einer Pressemeldung, dass der Neubau nach aktueller Planung finanziell nicht tragbar sei. Laut Kreisvorsitzenden Marcus Noack ist das Projekt finanziell und dadurch auch moralisch inzwischen nicht mehr vertretbar. Viel mehr müssten Alternativen erarbeitet werden, die den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landratsamts ein gutes, produktives und angenehmes Arbeiten ermöglichen, gleichzeitig aber finanziell realistisch zu stemmen sind und nicht den gesamten Landkreis auf lange Zeit hoch verschulden.

    Der Neubau des Landratsamts könnte mit einem Kommunalunternehmen im Bereich Hochbau umgesetzt werden. Der Kreisausschuss beschloss mit 8:5 Stimmen eine Empfehlung an den Kreistag, ein solches Unternehmen zu gründen. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden