Mehr Grün und weniger Fahrzeuge in der Innenstadt, eine autarke Energieversorgung durch Geothermie oder ein direkter Anschluss an die S-Bahn. Ist das die Zukunft für Landsberg? Unter dem Motto „Landsberg am Lech: Ready for 2055?“ haben sich Studierende der Masterstudiengänge Urbanistik und Architektur der Technischen Universität München über mehrere Monate mit der langfristigen Entwicklung der Stadt beschäftigt und teils spannende, teils überraschende Ansätze gefunden.
Dabei war es das Ziel der Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen wie Architektur, Urbanistik, Landschaftsarchitektur oder Geografie, eine langfristige räumliche Strategie zu entwerfen. Bei ihrem Blick auf Landsberg im Jahr 2055 analysierten sie den Raum und arbeiteten Zukunftstrends ein. Wie lässt sich die räumliche Entwicklung einer Stadt langfristig und strategisch beeinflussen und gestalten? Welche Interventionen und Maßnahmen sind notwendig und sinnvoll? Wann und durch wen? Unter anderem diese Fragen beantworteten die Studierenden, erarbeiteten Vorschläge und eine Gesamtstrategie. Die Arbeiten der vier studentischen Teams wurden vor Kurzem in der Pop-up-Galerie im Sternradhaus im Papierbachviertel präsentiert.
Landsberg 2055: „Wir haben keine Glaskugel“
„Wir haben keine Glaskugel, aber wir haben Zukunftstrends untersucht und Hypothesen aufgestellt“, sagte Markus Weinig, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter der TU München das Projekt begleitete. Die Studierenden hatten im Vorfeld eine Exkursion nach Landsberg gemacht, hatten Informationen von Wirtschaftsförderung und Stadtverwaltung erhalten und mit dem digitalen Zwilling gearbeitet, einem realitätsnahen, virtuellen 3D-Modell der Stadt. Bei der Erarbeitung möglicher Wege der städtischen Entwicklung wurden vor allem ökologische, gesellschafttliche, wirtschaftliche und politische Aspekte berücksichtigt. Stadtbaumeisterin Annegret Michler zeigte sich überrascht, wie schnell sich die Studierenden in der kurzen Zeit tief in die Thematik eingearbeitet hätten. Die Blicke in die Zukunft der Stadt seien erfrischend. Unsere Redaktion hat sie zu einigen Zukunftsideen befragt.
- Als Ziele fanden sich in fast allen Präsentationen weniger motorisierter Verkehr in der Innenstadt, dafür mehr Radwege, mehr öffentlicher Nahverkehr sowie die Reaktivierung der Fuchstalbahn. Wie kann das gelingen? Zum Beispiel mit einem Anschluss an das S-Bahn-Netz der Stadt München im Landsberger Osten über eine Verlängerung der derzeit stillgelegten Bahnstrecke in den Penzinger Fliegerhorst. Ein Thema, mit dem sich die Stadt bereits beschäftigt, wie Stadtbaumeisterin Annegret Michler gegenüber unserer Redaktion sagt. Es werde geprüft, die Trasse zu reaktivieren. Und es werde an der Antwort auf die Frage gearbeitet, wie die Landsberger besser an die Bahn kommen.

- Mehr Grün in der Innenstadt fand sich in allen Präsentationen. Entlang der Straßen und Wege sowie auf den Plätzen fanden sich zahlreiche Bäume, aber auch in den Randbereichen der Stadt. Etwa auf der Fläche zwischen dem Landsberger Gewerbegebiet und Kaufering. Dort könnte ein neues Naherholungsgebiet entstehen, so die Idee der Studierenden. Eine Lösung für mehr Grün in der Altstadt könnten Wanderbäume sein. „Im Rahmen der Aufwertung der nördlichen Altstadt können wir uns eine Erprobung dazu vorstellen“, sagt Annegret Michler. Bäume als Schattenspender würden in einer aufgeheizten Altstadt immer wichtiger. Mehr Grün fordere die Stadt aktuell unter anderem auch im neuen Stadtviertel Urbanes Leben am Papierbach.

- Eine Belebung der Altstadt war ebenfalls Thema der Präsentationen. Leer stehende Gebäude könnten mit Start-ups, Co-working und Cafés gefüllt werden. Ziel müsse es sein, die Stadt noch mehr zum öffentlichen Begegnungsraum zu machen, etwa auch durch mehr Zugänge zum Lech, wie einer Art Steg im Bereich des Lechwehrs. Im Blick haben die Studierenden dabei auch die jungen Landsberger, die ihre Ausbildung vermehrt in ihrer Stadt absolvieren sollten. Etwa dann, wenn heimische Unternehmen ihre dualen Studiengänge vor Ort anbieten. Auch Berufschule und Agrarbildungszentrum könnten besser mit der Altstadt vernetzt werden.

- Die Folgen der Klimakrise wurden von den Studierenden ebenfalls thematisiert. Eine Gruppe beschäftigte sich damit, wie sich die Stadt künftig mit Energie versorgen kann. Vorgeschlagen wurden zwei Geothermiekraftwerke, Großbatteriespeicher und mehr Fotovoltaikanlagen auf Gebäuden.
- Die Topografie der Stadt beschäftigte eine andere Studentengruppe. Wie die Steigung in den Osten der Stadt für Fußgänger und Radfahrer überwunden werden kann, ist bekanntlich schon lange ein Thema. Zuletzt im Bau-, Planungs- und Umweltausschuss im Stadtrat. Dr. Daniel Broschart von der Stadtverwaltung stellte dort die Projektidee „Mobil am Berg“ vor. Vorbereitet wird diese im Rahmen der Teilnahme an der Internationalen Bauausstellung (IBA) Metropolregion München. Im Umgang mit der topografischen Situation innerhalb des Stadtgebiets (rund 40 Höhenmeter) werde unter anderem erneut der Wunsch nach einem Schrägaufzug zur Verbindung zwischen oberer und unterer Altstadt aufgerollt. „Das Thema gibt es seit 30 Jahren oder länger“, sagte Hans-Jürgen Schulmeister (Landsberger Mitte) in der Sitzung. Er stehe einem Schrägaufzug positiv gegenüber. Für Verkehrsreferent Karl Egger (Grüne) ist die Idee hingegen „mittlerweile überholt“. Investitionen in die Radinfrastruktur wären ihm lieber.
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