Das Bayertor ist ein Landsberger Wahrzeichen. Auf einem direkt angrenzenden Grundstück soll nun an der Alten Bergstraße ein Wohn- und Geschäftshaus mit Tiefgarage errichtet werden. Bei den Mitgliedern des Landsberger Bauausschusses kommen die Pläne – trotz einiger Bedenken – gut an. Stadtheimatpfleger Dr. Stefan Paulus sprach in der Sitzung aber auch eine Warnung aus.
Der „Doktorbauer“ direkt neben dem Bayertor war einer der alten Bauernhöfe innerhalb der Stadtmauer. Zu Beginn des Jahres 2000 wurde der zugehörige Stadel abgebrochen. Seither blieb die Fläche ungenutzt. Schon in der Vergangenheit gab es Pläne, das nördlich an das Bayertor und westlich an die Stadtmauer grenzende Areal wieder zu bebauen. Vor einigen Jahren wollte ein Architektenbüro dort bereits ein Mehrfamilienhaus errichten – wegen der langwierigen Umsetzungsphase wurde das Grundstück dann aber weiterverkauft.
"Eine ganz wichtige Stelle in der Stadt"
Nun soll ein Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses mit drei Wohneinheiten, einer Gewerbeeinheit mit Tiefgarage sowie eines Wintergartens mit Freisitz und Pool errichtet werden. Laut Katja Kaus von der technischen Bauaufsicht ist das Bauvorhaben sorgfältig mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgesprochen. „Es ist eine ganz wichtige Stelle in der Stadt“, sagte sie. In den Planungen gebe das Gebäude ein „ruhiges Bild“ ab und schaffe eine „gute Harmonie“. Auch der Gestaltungsbeirat habe sich mit dem Projekt bereits auseinandergesetzt.
Wie Kaus in der Sitzung weiter ausführte, seien im Rahmen des Projekts Befreiungen vom Bebauungsplan sowie Abweichungen von der Altstadtsatzung und der Abstandsflächensatzung notwendig. Diese beträfen beispielsweise eine Überschreitung der festgesetzten Wand- und Firsthöhe um 1,90 Meter für die Wandhöhe und 1,55 Meter für die Firsthöhe. Allerdings entstehe so beidseitig des Bayertors eine einheitlich hohe und harmonisch wirkende Bebauung.
In einem anderen Entwurf waren sieben Wohnungen am Bayertor geplant
Hinsichtlich der vorgesehenen Firstverglasung und der Fenstergestaltung müsste von der Altstadtsatzung abgewichen werden. Die Fenster sollen lediglich vertikal, nicht aber horizontal geteilt werden. Durch das Tiefgaragengebäude werde zudem die Baugrenze überschritten – wobei der Begriff „Tiefgarage“ laut Katja Kaus „hoch gegriffen“ ist. Es handle sich lediglich um drei unterirdische Stellplätze – die Fahrzeuge werden über eine Plattform „runtergefahren“.
Laut Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV) ließe sich der Entwurf gut umsetzen. In einem früheren Vorhaben waren demnach sieben Wohnungen eingeplant, das jetzige Gebäude wäre um sechs Meter gekürzt worden. Das Verfahren sei „absolut sauber“ gelaufen und das Entgegenkommen des Architekten positiv zu bewerten, sagte Jonas Pioch (Landsberger Mitte). Allerdings müsse im Interesse der Stadt sichergestellt werden, dass durch das Projekt nicht die Standsicherheit des Bayertors und der Stadtmauer gefährdet sei. Laut Katja Kaus würden dafür etwa Baupfähle sorgen. Außerdem werde es eine umfassende Beweissicherung geben: Der Bauherr wolle sicher nicht verantwortlich sein, wenn am Bayertor der Putz bröckelt.
Landsberger Stadtheimatpfleger: "Nachhaltige Wirkung auf das Stadtensemble"
Auch auf dem Thema Feuchtigkeit müsste ein besonderes Augenmerk liegen, sagte UBV-Rat Wolfgang Neumeier. Auch dafür gibt es jedoch offenbar eine Lösung: Laut Kaus seien konstruktive Fugen vorgesehen – das Gebäude werde also nicht direkt angebaut. „Das dient der Belüftung“, erklärte sie.
In den Augen des Landsberger Stadtheimatpflegers Dr. Stefan Paulus gibt es „formal nichts zu beanstanden“. Allerdings sei das Bayertor eines der zentralen Denkmäler in Landsberg. „Man wird mit dem Gebäude dann auch leben müssen und es wird geteilte Meinungen geben.“ Die Entscheidung werde nachhaltige Wirkung auf das Stadtensemble haben und unter anderem wegen der Abweichung von der Altstadtsatzung „Begehrlichkeiten bei anderen Anträgen“ wecken. Sowieso habe Landsberg aufgrund der Altstadtsatzung eine „Vorbildwirkung“ auf andere Städte. Sollten die Stadträte noch Zweifel haben, würde sich eine Vorort-Begehung des Grundstücks anbieten.
Der Bauausschuss gab letztlich einstimmig grünes Licht für den vorgestellten Entwurf. Die wesentlichen Gestaltungsmerkmale sollen im weiteren Prozess auf Vorschlag des Baureferats bemustert werden.