Natürlich hat ein anwesender Stadtoberer – heuer war es Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl – den Radetzky-Marsch zu dirigieren, natürlich ist das Publikum im selbstverständlich restlos ausverkauften Landsberger Stadttheater gespannt, was sich die Akteure auf der Bühne als Verkleidungsmotto für den zweiten Teil des Abends ausgedacht haben. Rosenkavaliere „beglücken“ nach jedem Stück ein Opfer auf der Bühne und alle werden der Reihe nach vorgestellt, was dieses Mal angenehm knapp geriet. Das sind die Traditionen beim Faschingskonzert des Landsberger Blechbläserensembles, das sich seit jetzt schon 26 Jahren extra für diese Veranstaltung in „hailx bLECHle“ umbenennt.

Den 18 ganzen oder auch halben Musikerinnen und Musikern und ihrem Dompteur Hans-Günter Schwanzer fällt aber immer wieder auch Neues ein, womit sie ihre Stammanhängerschaft überraschen könnten. Da drang heuer zu Beginn ein seltsames Gekrächze aus dem Backstage in den Saal, das sich nach dem Triumphmarsch aus Aida anhörte. Nanu? Waren die Instrumente heiser, ungepflegt, nicht geölt? Keineswegs – mit dünnen Schläuchen und Trichtern und Mundstücken wurde der Zuhörerschaft vorgeführt, was sich alles zum Musik machen eignet. Dass es also vielleicht gar keine teuren Blasinstrumente mehr braucht, dafür war der Hörgenuss dann doch nicht überzeugend genug und Moritz am Schlagzeug ließ das Ensemble mit der „Locke“ einziehen. Wobei Schwanzer mit einer Blinkeglitzerbrille gleich mal für viel Gelächter sorgte. Einen ersten Marsch und den ebenfalls traditionell gespielten Rock‘n‘Roll-Klassiker, bei dem um eine große Uhr getanzt wird, hat er damit „dirigiert“, eigentlich hat er den bLECHles das Spielen überlassen, sie können's ja.
Das Blechbläserensemble kann es auch schmalzig-schnulzig
Danach aber: Brille weg und losgelegt – es wurde anspruchsvoll und ziemlich mutig. „Eine kleine Fuge ist auch dabei“, sagte Schwanzer und das war fast einer von seinen eingestreuten, kurzen Witzchen, denn diese Fuge mit Einzeleinsätzen der verschiedenen Register hatte es in sich. Ein wenig erholen durfte sich das Ensemble auf der sonnigen Seite der Straße, bei einer Reise nach Phoenix, dem musikalischen Bewundern des blauen Mondes oder auch einem ziemlich schmissig vorgetragenen „Carmen kompakt“. Schmalzig-schnulzig können sie ebenfalls und bewiesen das mit einem herrlich schmelzenden Rainbow-Medley. Das Publikum war stets voll dabei, egal ob „Kalinka“ recht ungewöhnlich arrangiert von der Bühne tanzte oder ein nur eingefleischten Fans bekannter Beatles-Song gespielt wurde. Zwischendurch begeisterten Solisten an Posaune, Tuba, Trompete und weiteren Instrumenten. Moritz durfte sein obligatorisches Schlagzeugsolo trommeln – „sonst kommt er nicht mehr“, erklärte Schwanzer schmunzelnd.

Wie die Musikerinnen und Musiker den zweiten Teil des Abends auf der mit Luftballonen und -schlangen übersäten Bühne verbrachten? „Mach mer mal Motto Crime“ hatte sich das Ensemble laut Schwanzer ausgedacht. So musste als erstes eine Leiche weggeräumt werden und die Tatort-Reiniger agieren. Danach hatte der Boss im County Jail Platz, um all die Mörder und Diebe, aber auch Polizisten und Richter sicher zu resozialisieren beziehungsweise guten Gesamtklang entstehen zu lassen.
Vor den letzten und allerletzten Zugaben gewährte Schwanzer ein paar Einblicke in kommende Konzerttätigkeiten des Belchbläserensembles. So soll es im Juli ein Kirchenkonzert mit dem Organisten Andreas Holzhauser geben und auch die Vorweihnachtszeit ist gerettet, nach dem Ausstieg von Sepp Wörsching, der sich aus Altersgründen von der Bühne verabschiedete. „Wir haben einen Nachfolger, der die Geschichte von Hänsel und Gretel und auch Ludwig Thomas Heilige Nacht vorträgt.“
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