
Prozess: "Er hielt mir das Messer an den Hals und sagte, er liebt mich"

Plus Mehrfache Vergewaltigung in einer Beziehung: Ein Mann aus Landsberg muss sich vor dem Augsburger Amtsgericht verantworten. Im Prozess werden Abgründe einer Partnerschaft deutlich.

Eine Frau aus Landsberg erstattet im Mai 2022 Anzeige gegen ihren Ex-Freund. Er würde ihr nachstellen, sie bedrohen und erpressen. Im Laufe der Ermittlungen öffnet sie sich einem Polizisten und erzählt mehr über die zweijährige Beziehung mit dem Angeklagten. Nachdem sie Situationen schildert, in denen dieser sie gewaltsam zu Geschlechtsverkehr gezwungen haben soll, wird der jungen Frau erklärt, dass solche Übergriffe auch in einer Beziehung als Vergewaltigung zählten.
Angeklagter aus Landsberg soll seine Ex-Freundin vielfach vergewaltigt haben
Der Fall landete vor dem Amtsgericht in Augsburg, wo am Donnerstag der erste Prozesstag anstand. In den Anklageschriften der Staatsanwaltschaft wird dem heute 21-Jährigen aus Landsberg unter anderem Vergewaltigung, Körperverletzung und Beleidigung vorgeworfen. Einmal soll er ihr ein Messer an die Kehle gehalten haben. Weitere Male habe er ein scharfes Messer auf den Nachttisch gelegt, um die junge Frau zum Sex zu bewegen. Er soll zudem während der Beziehung einen intimen Videoanruf aufgenommen haben, ohne dass seine damalige Freundin etwas davon wusste. Mit dem Video soll er sie nach der Beziehung erpresst haben.

Zu einem Großteil der Anschuldigungen will sich der Landsberger vor Gericht nicht äußern. Das Paar sei von 2019 bis Anfang 2021 zusammen gewesen. "Es war alles gut, wir hatten keine Probleme gehabt", sagt der 21-Jährige vor zwei Schöffen und der Richterin Sandra Dumberger. Er habe sie nie geschlagen oder vergewaltigt. Über Freunde habe er Anfang 2021 erfahren, dass sie einen neuen Freund habe – obwohl sie noch offiziell zusammen gewesen seien. "Ich war mehrere Wochen depressiv." Zusätzlich habe er angefangen, Amphetamin zu konsumieren.
Das war im März 2021. "Und dann fing sie plötzlich an, mich zu provozieren, indem sie sich mit ihrem neuen Freund auch nahe meiner Arbeit traf." In der Zeit habe er auch angefangen, sie zu beleidigen. Das gibt der Mann zu. "Also hat sie die ganze Geschichte erfunden? Warum?", fragt Richterin Dumberger. Darauf hat der Angeklagte keine klare Antwort.
Zeugin: "Ich habe geschrien, gewürgt und geweint."
Als erste Zeugin sagt an dem Tag die Ex-Freundin aus, die auch als Nebenklägerin in dem Prozess auftritt. "Anfangs lief es gut, so ein Jahr ungefähr", sagt die Landsbergerin. Irgendwann seien sie aber immer wieder getrennt gewesen. "Wegen des Streits und der Eifersucht." Zu einem Zeitpunkt 2020 habe er dann aus dem Nichts gesagt, er habe sie mit anderen Männern in einem Auto gesehen. "Dabei war ich zu Hause", sagt die 21-Jährige. Sie sei zu ihm gefahren, wo er aggressiv geworden sei. In solchen Situationen habe er nicht selten Drogen genommen.
Als die Streitereien zunahmen, habe sie nicht mehr mit ihrem Freund schlafen wollen. "Aber ich wurde gezwungen", erzählt die Zeugin. "Wir hatten gestritten, dann hat er mich umarmt und mir gesagt, dass er mit mir schlafen wolle." Er habe sie gepackt und aufs Bett gestoßen, wo er sie ausgezogen haben soll. "Nur die Hose und Unterhose. Ich habe versucht mich zu wehren, habe gesagt, ich wolle das nicht. Er hat mir mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen."
Landsberger soll Ex-Freundin mit Nacktvideo erpresst haben
Sie erzählt von weiteren Vorfällen, in denen der Ex-Freund durch seine Stärke und Drohungen Sex eingefordert haben soll. Zweimal habe er ihr die Finger so tief in den Hals gesteckt, dass sie würgen musste. "Konnten sie währenddessen überhaupt etwas sagen?", fragt die Richterin. Nein, sagt die Zeugin, in diesen Momenten habe sie nur geschrien, gewürgt und geweint.
Eine der heftigsten Situationen sei ein Tag gewesen, an dem er ihr in einem Streit ein Messer an die Kehle gehalten haben soll. "Er hatte wieder Drogen genommen, war aggressiv und hielt mir ein Messer an den Hals. Nur kurz danach nahm er das Messer runter, sagte, er liebe mich und er würde alles für mich tun." Anfang 2021 machte sie mit dem Angeklagten Schluss. Danach habe der Angeklagte nicht nur sie, sondern auch ihre Familie und ihren neuen Freund bedroht. Er habe sie mit dem Nacktvideo erpresst, das er insgeheim aufgenommen hatte und habe gedroht, es ihrem Vater zu schicken. "Er sagte, entweder gehöre ich ihm oder der Erde", sagt die Frau über den Angeklagten.
Von der Vergewaltigung erfuhr die Polizei erst später
Schließlich brachte die Zeugin die Beleidigungen und die Erpressung mit dem Video zur Anzeige. Dieses konnte auf dem Handy des Angeklagten von der Polizei sichergestellt werden. Erst in späteren Nachermittlungen wurde die Vergewaltigung ebenfalls angezeigt. Auf die Frage, wieso es so lange gedauert habe, antwortet die Zeugin: "Aus Angst. Ich wusste lange nicht, dass so was in einer Beziehung überhaupt unter Vergewaltigung zählt."
Ein Urteil in dem Prozess steht noch aus, da ein Gutachten helfen soll, zu bestimmen, ob der Angeklagte schuldfähig ist. Der Prozess wird am 20. Januar fortgesetzt.
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