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Landsberg: Sorge um Schülerbeförderung: Gründet der Landkreis ein eigenes Busunternehmen?

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Sorge um Schülerbeförderung: Gründet der Landkreis ein eigenes Busunternehmen?

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    Im Landratsamt Landsberg wird die Idee eines Kommunalunternehmens für den Busverkehr verfolgt.
    Im Landratsamt Landsberg wird die Idee eines Kommunalunternehmens für den Busverkehr verfolgt. Foto: Stefan Sauer/dpa (Symbolbild)

    Unterricht, der ausfallen muss, weil kein Schulbus fährt. Nein, dieses Szenario droht nicht nur bei Eis und Schnee, sondern auch, weil Buslinien nicht mehr an Busunternehmen vergeben werden können. In immer mehr Städten und Landkreisen in Bayern ist dies der Fall, vor allem weil Busfahrer fehlen. Der Landkreis Landsberg, der rund 3900 Schülerinnen und Schüler befördern muss, will darauf vorbereitet sein und plant die Einführung einer Art Kommunalunternehmen, das einige Buslinien übernehmen könnte.

    Die Schülerbeförderung ist eine Pflichtaufgabe des Landkreises. Die Mehrzahl der Buslinien im Landkreis dient diesem Zweck. Im Landkreis Landsberg gibt es 23 Linien, die mit etwa 55 Bussen und rund 130 Busfahrern im Schulbusverkehr und im ÖPNV fahren sowie vier reine Schulbusse (vier Busse, acht Fahrer). Reine Schulbusse verkehren unter anderem zwischen Hurlach und Schwabmünchen sowie zwischen Holzhausen am Ammersee und Schondorf.

    Das Thema Kommunalunternehmen wurde in der Sitzung von Kreisausschuss und Finanzausschuss im Rahmen der Haushaltsberatungen angesprochen. Der zuständige Sachgebietsleiter Rainer Mahl erinnerte daran, dass der Landkreis in den vergangenen Jahren immer wieder Notvergaben von Buslinien habe machen müssen, die viel Geld kosteten. Früher habe man auf Ausschreibungen im öffentlichen Nahverkehr mehrere Angebote erhalten, jetzt müsse man froh sein, ein einziges Angebot zu erhalten. Diese seien dann mitunter auch überteuert. Im schlimmsten Fall gebe es gar keine Angebote mehr.

    Die Schülerbeförderung ist eine Pflichtaufgabe des Landkreises. Das Foto zeigt den Busparkplatz im Schulzentrum in der Platanenstraße in Landsberg.
    Die Schülerbeförderung ist eine Pflichtaufgabe des Landkreises. Das Foto zeigt den Busparkplatz im Schulzentrum in der Platanenstraße in Landsberg. Foto: Thorsten Jordan (Archivbild)

    Laut Landrat Thomas Eichinger (CSU) haben andere Landkreise bereits eigene Busunternehmen. Sie würden damit auf ein „Marktversagen“ reagieren. Eine Ausdünnung der Buslinien sei zum Beispiel im gesamten MVV-Gebiet zu beobachten. Dass die Busunternehmen keine Fahrer mehr finden, sei der Hauptgrund und „besorgniserregend“. Bereits im Oktober 2022 hatten Busunternehmer aus dem Landkreis bei einem Pressegespräch im Landratsamt auf die Probleme aufmerksam gemacht. Es fehlen Busfahrer, die verbliebenen Kollegen schieben Extraschichten, wenn sie wegen Krankheit oder aus anderen Gründen ausfallen, droht der Kollaps. „Das System ist auf Kante genäht“, hatten Wilfried Venerius von Waibel Bus in Landsberg und Philip Schnappinger vom gleichnamigen Busunternehmen in Utting berichtet.

    Landrat Thomas Eichinger hatte bei dem Pressegespräch im Oktober 2022 von einem Fachkräftemangel auf breiter Front und einer demografischen Krise gesprochen. „Wir werden das Angebot dauerhaft zurückfahren müssen.“ Priorität habe der Schulbusverkehr. Damit dieser künftig gesichert werden kann, wird im Landratsamt die Idee eines Kommunalunternehmens verfolgt. Der Landkreis könnte in den Gedankenspielen als möglicher Betreiber einer oder mehrerer Buslinien auftreten, wie Rainer Mahl im Gespräch mit unserer Redaktion sagt.

    Ein Busführerschein kostet aktuell rund 12.000 Euro

    Der Ansatz sei, sich parallel zu den Busunternehmern aufzustellen und eventuell selbst Busfahrer auszubilden und finanziell zu unterstützen. Denn ein Busführerschein kostet laut Mahl aktuell rund 12.000 Euro. Möglich sei ein Projekt mit der Arbeitsagentur, um sicherzustellen, dass es genügend Busfahrer gibt. Ein Anreiz könnte auch eine Anstellung im öffentlichen Dienst sein, die der Landkreis anbieten könne. Natürlich müsste der Landkreis auch Busse anschaffen.

    „Noch sind wir im Vergleich zu anderen Landkreisen in einer komfortablen Situation“, sagt Rainer Mahl. Doch der Landkreis möchte auf den Ernstfall vorbereitet sein. Denn dann könnte es sein, dass der Fahrplan ausgedünnt werden muss und die Busse nur noch zu den für die Schüler wichtigen Stoßzeiten verkehren. Das Angebot des ÖPNV dazwischen müsste dann wegfallen. Bei allen Überlegung über ein eigenes Kommunalunternehmen sollen die derzeit beauftragten Busunternehmer miteinbezogen werden. Schließlich wolle man nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung auftreten. „Ein Kommunalunternehmen wäre eine Notmaßnahme“, hatte Landrat Thomas Eichinger in der Sitzung von Kreisausschuss und Finanzausschuss gesagt.

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    1 Kommentar
    Carmen Tagliapietra

    Sehr gute Idee, die schulpflichtigen Kinder im Landkreis, die auf Busse angewiesen sind, können einem derzeit wirklich leid tun!

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