Eine Taube liegt leblos im Taubenhaus Landsberg, umgeben von Federn und Unrat. Dieses Foto schickte Tierretterin Doris Dietz unserer Redaktion mit der Forderung, dass die Tauben umgehend wieder ausreichend gefüttert werden sollen, um „ihnen weiteres Leid und den Hungertod zu ersparen“. Auf Nachfrage erklären die Initiatoren, warum die Fütterung vorerst ausgesetzt wird. Hinter dem Taubenhaus steckte nämlich von Grund auf ein anderer Zweck.
Auch dem Landsberger Veterinäramt wurde in der vorigen Woche eine Tierschutzanzeige wegen der fehlenden Fütterung gestellt, wie der Leiter Michael Veith mitteilt. „Wir haben den Fall als nicht tierschutzrelevant eingestuft“, erklärt Veith. Es sei zum einen nicht sicher festzustellen, ob die fotografierte Taube tatsächlich verhungert sei. „In Landsberg sterben jeden Tag Tauben aus unterschiedlichen Gründen“, sagt der Sachgebietsleiter. Das sei nichts Ungewöhnliches. Zum anderen finden Stadttauben laut Veit draußen genug Futter und sind nicht auf das Taubenhaus angewiesen.
Futter im Taubenhaus Landsberg sollte die Tiere anlocken
Eine Initiatorin des Taubenhauses ist Stadträtin Jennifer Lübcke (Grüne). Wie sie erklärt, wurde der Taubenschlag errichtet, um die Vögel mit dem Futter anzulocken, zum Brüten zu bringen und dann die Eier mit Attrappen auszutauschen. „Das Futter war nur das Lockmittel. Das Ziel ist, die Population der Tiere einzudämmen“, so Lübcke. Dieser Plan sei in den vergangenen Jahren jedoch nicht so gut aufgegangen: Die Tauben wollen einfach nicht im Taubenschlag brüten. „Wir hoffen jetzt auf die Taubenpille. Sobald diese eingesetzt wird, werden die Tauben auch wieder gefüttert, um ihnen die Pille zuzuführen“, erklärt die Stadträtin. Dieses Medikament unterbindet die Bildung eines Embryos im Ei und soll so ebenso zur Eindämmung der Population beitragen. Die Pille wurde bereits vergangenes Jahr in das Futter im Taubenhaus untergemischt. Jedoch wurde der Versuch vorzeitig abgebrochen, nachdem ein Bürger angefragt hatte, ob die Pille nicht auch andere Vogelarten ungewollt sterilisiert.
Stadt Landsberg stoppt Maßnahmen zur Eindämmung der Taubenpopulation
Und was ist mit dem toten Tier im Taubenhaus? Dass Tauben sterben, habe sehr viele Gründe. „Sie können gejagt und verletzt werden“, sagt Lübcke. Langfristig sei den Tieren nur geholfen, wenn die Population zurückgeht. Bei Überpopulation komme es etwa verstärkt zu Krankheiten, die sich unter den Vögeln verbreiten. „Ich persönlich hätte die Tauben weiter gefüttert, aber die Fütterung an sich war nie das Ziel“, sagt Lübcke. Die Stadt Landsberg tue sehr viel für die Tauben, betont die Stadträtin.
Eine Sprecherin der Stadt Landsberg bestätigt, dass die Fütterung im Taubenhaus Anfang Februar „unter fachlicher Begleitung zweier durch die Stadt beauftragter Fachpersonen, einer Tierärztin und einer Biologin“ ausgesetzt wurde. Man gehe davon aus, dass die Tiere an anderen Plätzen in der Stadt genügend Futter finden. Laut Sprecherin finden derzeit keine Maßnahmen zur Eindämmung der Taubenpopulation statt. Ob und wann die Taubenpille wieder eingesetzt wird, dazu kann die Stadt derzeit keine Auskunft geben. Man warte weiterhin auf eine Stellungnahme der höheren Naturschutzbehörde.
Leider eine teure Investition ohne Ergebnis. Meine Erfahrung von vor gut zwei Jahren waren fehlende Klarheit bzgl. Zuständigkeit und Verantwortung. Nachfragen bei Stadtverwaltlung und Landratsamt liefen ins Leere, der Bauhof war freundlich aber nur bedingt auskunftsfähig. Umsiedlung von Tauben war nicht möglich, stattdessen drohende Hinweis auf Jagdgesetze. Na ja, das hat sich dann jetzt erledigt. Das Taubenhaus wird wahrscheinlich unansehnlicher und dann für teuer Geld irgendwann abgebaut, das scheint aber ja ausreichend vorhanden ;-)
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