Ende September trifft sich der Kreistag erstmals, um über mögliche Einsparungen beim Bau des neuen Landratsamts im Landsberger Osten zu beraten. Mitte Oktober folgt der zweite Workshop. Viele Kreisrätinnen und Kreisräte treibt derweil die Frage um, ob sich der Landkreis das 120-Millionen-Euro-Projekt überhaupt leisten kann. Die Kreistagsfraktion der SPD möchte daher im Vorfeld der Workshops von Landrat Thomas Eichinger (CSU) wissen, wie viel die Sanierung der Beruflichen Schulen kosten wird. Denn der Landrat hatte in der jüngsten Kreistagssitzung von 120 bis 150 Millionen statt zuletzt genannten 100 Millionen Euro gesprochen. Unsere Redaktion hat nachgefragt, wie diese Summer zu verstehen ist.
Anfang August hatte unsere Redaktion über den aktuellen Stand der Sanierung der Beruflichen Schulen berichtet. „Stand heute werden sich die Gesamtkosten für die Generalsanierung voraussichtlich auf etwa 100 Millionen Euro belaufen“, hatte Wolfgang Müller, der Pressesprecher des Landratsamts, damals mitgeteilt. Rund 25 Prozent der Kosten könnten über Fördermittel finanziert werden. Die teilweise bis 2030 terminierten Arbeiten lägen größtenteils im Zeitplan. Sind die aktuellen Arbeiten an Mensa, Sporthalle und Verwaltung beendet, beginne der Neubau eines Werkstattgebäudes für die Bereiche Kraftfahrzeuge und Bau im Nordosten des Geländes. In dieser zweiten Phase des Projekts sollen von 2025 bis 2029 auch weitere Bauteile der Beruflichen Schulen energetisch und brandschutztechnisch saniert werden. Im dritten Abschnitt werden die bestehenden Werkstätten abgerissen und ein Ersatzbau für das Werkstattgebäude der Fachrichtungen Metall und Holz geschaffen. Für den aktuellen Bauabschnitt (Verwaltung, Turnhalle und Mensagebäude) wird laut Pressesprecher Müller derzeit von Kosten in Höhe von rund 30 Millionen Euro ausgegangen. Die weiteren Bauabschnitte seien noch in der Planungsphase und es gebe daher noch keine aktuelle Kostenentwicklung.
Sie SPD unterstützt die Baumaßnahmen an den Beruflichen Schulen Landsberg
Den Antrag der SPD-Kreistagsfraktion hat Markus Wasserle unterschrieben. Der Kreishandwerksmeister ist einer der Stellvertreter von Landrat Thomas Eichinger. In seinem Schreiben betont er zu Beginn, dass seine Fraktion die Investition in die Beruflichen Schulen „vollständig“ unterstützt. Sie sichere den Ausbildungsstandort Landsberg. Dennoch, die von Eichinger genannten 120 bis 150 Millionen Euro Baukosten hätten die Fraktion dazu veranlasst, nachzufragen. „Da wir mit den Workshops zum geplanten Neubau des Landratsamts vor der Herausforderung stehen, als Kreisräte Vorschläge zu machen, wo bei Bauvorhaben in der Größenordnung Einsparungen möglich sind, bitten wir um zeitnahe Bearbeitung der Anträge“, heißt es in dem Schreiben an den Landrat.
Konkret wünscht die SPD-Fraktion die Vorlage eines aktualisierten Schulentwicklungsplans, eine aktuelle Kostenaufstellung des Bauvorhabens an den Beruflichen Schulen, eine Vorstellung der Planungen für ein Parkhaus und des aktualisierten Energiekonzepts (PV-Anlagen auf den Dächern). In dem Schreiben blickt Markus Wasserle auf die Kostenentwicklung bei den Beruflichen Schulen zurück. Mitte Juli 2022 sei die Gesamtsumme der Maßnahmen aller drei Bauabschnitte auf 93,3 Millionen Euro beziffert worden. Seinerzeit sei auch die Idee einer Kinderpflegeschule aufgekommen, für deren Planung Kosten in Höhe von 350.000 Euro im aktuellen Haushalt vorgesehen seien. Auch die beengte Parkplatzsituation sei immer wieder Thema gewesen. Ein Parkhaus sei deswegen als Lösung angedacht worden. Dafür finden sich Planungskosten von 47.500 Euro im aktuellen Haushalt.
Wie kommt Landrat Thomas Eichinger nun auf eine Summe von 120 bis 150 Millionen Euro? Sein Sprecher Wolfgang Müller betont nochmal, dass aktuell von Gesamtkosten in Höhe von 100 Millionen Euro, abzüglich Fördermittel, ausgegangen werde. Rechne man mögliche Baukosten für eine Kinderpflegeschule und ein Parkhaus hinzu, könnten daraus leicht 120 Millionen Euro oder mehr werden. So sei die Aussage des Landrats zu verstehen. Bei beiden Projekten gelte es aber noch einige Fragen zu beantworten. In Sachen Parkhaus sei zum Beispiel noch nicht klar, wer als Bauherr auftritt, die Stadt oder der Landkreis.
Die Kreistagsfraktion der SPD stellt ob der beiden Großprojekte (Neues Landratsamt, Berufliche Schulen) die Frage nach der finanziellen Leistungsfähigkeit des Landkreises und seiner Gemeinden. Zudem gebe es mit der Erweiterung des Ammersee-Gymnasiums und des Schulzentrums in Landsberg zwei weitere große Bauprojekte im Bereich der Pflichtaufgaben des Landkreises. „In der Priorisierung der Themen Gesundheitsfürsorge, Bildung und Pflege muss sich das Projekt Neues Landratsamt nachgeordnet eingliedern“, heißt es in dem Schreiben.
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