Ende März 2023 hat sich der Landsberger Stadtrat zu den Zielen der internationalen Initiative „Blue Community“ bekannt. Dazu gehört unter anderem, die Bürgerinnen und Bürger zu ermutigen, Leitungswasser zu trinken. Dass in Landsberg in Sitzungen und bei städtischen Veranstaltungen lediglich Mineralwasser (kohlensäurehaltiges und stilles) in großen und kleinen Flaschen zur Verfügung gestellt wird, kritisiert Ulrike Gömmer (Grüne) schon lange. Über ihren Antrag, auf den Ausschank von stillem Mineralwasser zu verzichten und stattdessen Leitungswasser in Karaffen bereitzustellen, wurde jetzt im Stadtrat beraten.
Die „Blue Communitys“ sollen innerhalb ihrer eigenen Strukturen einen verantwortungsvollen Umgang mit Trinkwasser anstreben und, wenn möglich, Trinkwasser aus der öffentlichen Wasserversorgung nutzen, wie es Ulrike Gömmer in ihrem Antrag formuliert. „Leider ist außer der Errichtung einzelner Trinkwasserbrunnen und Veröffentlichung deren Standorte sowie – auf meine Nachfrage – Aufstellen einiger weniger Wasserkrüge bei den Sitzungen des Stadtrats und dessen Ausschüssen wenig passiert“, kritisiert der Sprecherin der Fraktion der Grünen.
Weniger CO₂-Emissionen durch den Verzicht auf Mineralwasser
In einem ersten Schritt beantragte Gömmer daher, statt stillem Mineralwasser in Flaschen Leitungswasser auszuschenken. Als zweiten Schritt beantragte sie, dass die Verwaltung die Möglichkeit und die Kosten der Installation von Wasserspendern oder Wassersprudlern an geeigneten Standorten im Rathaus, in der Stadtverwaltung und anderen städtischen Einrichtungen prüft. Wie Ulrike Gömmer in ihrem Antrag schreibt, schone das Trinken von lokalem, nicht abgefülltem und nicht transportiertem Wasser die Umwelt. Denn Mineralwasser müsse in Mehr- oder Einwegflaschen abgefüllt werden, die wiederum transportiert und eventuell recycelt werden müssen. Diese Flaschen benötigten in der Regel überdurchschnittlich lange Transportwege. Das sei mit vielen CO₂-Emissionen und einem hohen Ressourcenverbrauch verbunden.
In der Stadtratssitzung kritisierte Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV) Gömmers Wortwahl, es seien „nur ein paar“ Trinkwasserbrunnen errichtet worden. Mittlerweile gebe es sieben im Stadtgebiet, drei weitere seien in Planung. Es sei mitunter aufwendig, die Brunnen wieder zum Laufen zu bringen oder neu zu errichten. Je Brunnen fielen Kosten von bis zu 10.000 Euro an.
Abstimmungen im Landsberger Stadtrat fallen eindeutig aus
Die Reaktionen der Stadträtinnen und Stadträte zum Antrag, Leitungswasser in Karaffen bereitzustellen, fielen eindeutig aus. Zu Wort meldeten sich unter anderem Ulla Schäfer (FDP), Wolfgang Weisensee (Landsberger Mitte) und Harry Reitmeir (CSU). Sie alle betonten, dass es jedem selbst überlassen sein sollte, was er in Sitzungen trinken möchte und Wasser aus verschlossenen Flaschen vor allem aus hygienischen Gründen zu bevorzugen sei. Entsprechend deutlich wurden die beiden Anträge (21:4 und 20:5 Stimmen) abgelehnt.
Schade, dass die Anträge von Frau Gömmer nicht nur keine Mehrheit gefunden haben, sondern sehr eindeutig abgelehnt wurden. Als "Blue Community" sollte die Nutzung von Leitungswasser bei allen öffentlichen Veranstaltungen selbstverständlich sein. Es ist halt doch ein Unterschied, ob man für die Aufstellung von Trinkwasserbrunnen stimmt, die man ja selbst nicht nutzen muss oder ob einen eine Maßnahme direkt betrifft. Der Stadtrat hat hier sein wahres Gesicht gezeigt: "(Leitungs-)wasser predigen und selbst (Mineral-)wasser trinken.
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