Penzings Bürgermeister Peter Hammer sprach von einem „vorzeitigen Weihnachtsgeschenk“ und auch die anderen Gemeinderäte waren hellauf begeistert von den Planungen, die Ihnen vorgestellt wurden. Auf einem über 8000 Quadratmeter großen Areal zwischen Fritz-Börner-Straße und Pfettenstraße – östlich des die Straßen verbindenden Schulwegs – soll viel Geld in die Hand genommen werden und eine neue Ortsmitte entstehen. Umsetzen möchte das Ganze ein Investor aus Windach. Damit die Planungen überhaupt realisiert werden können, fasste der Gemeinderat einen Beschluss.
Hinter dem Projekt steht der Windacher Dieter Felser. Er nahm an der Sitzung zusammen mit dem beauftragten Architekten Michael Birnthaler teil. Geplant ist unter anderem ein Boardinghouse mit bis zu 89 Wohneinheiten. Hier können sich Personen für mehrere Monate einmieten. „Zielgruppe sind Beschäftigte, die nur für eine bestimmte Zeit in der Region leben, weil sie auf dem Fliegerhorst oder bei großen Firmen wie Hilti oder Delo für Projekte vor Ort sind“, erläuterte Fesler. Er verwies darauf, dass es einen Mangel an Übernachtungsmöglichkeiten im Landkreis Landsberg gebe.
Um flexibel zu bleiben, kommt eine Modulbauweise zum Einsatz. „Die ist erweiterbar. Zudem sehen wir in der Wand Stellen vor, an denen Durchbrüche möglich sind, um die Module bei Bedarf miteinander zu verbinden. Und wir können auch Wohnungen daraus machen, sollte das Konzept des Boardinghouse nicht wie erwartet angenommen werden“, erklärte der Architekt. Drei Gebäude sind hier vorgesehen, die über Laubengänge miteinander verbunden sein sollen. Diese werden in Richtung Fritz-Börner-Straße kleiner, um sich städtebaulich einzufügen. Das höchste Boardinghouse soll drei Etagen plus einen Dachkubus haben. Die Häuser sollen in Holzbauweise entstehen.
An der Pfettenstraße ist ein weiteres großes Gebäude geplant. Hier soll auf 420 Quadratmetern Gastronomie entstehen, samt Biergarten. Rund 320 Quadratmeter sind zudem für das Thema Fitness/Wellness vorgesehen. Auch die Schaffung von Büroflächen ist geplant. In den darüberliegenden Etagen sollen bis zu 75 Wohnungen entstehen, mit einer Wohnfläche bis 70 Quadratmetern. Vorgesehen ist auch ein Gemeinschaftsraum. Noch offen sei, ob es sich dabei um Miet- oder Eigentumswohnungen oder einen Mix aus beidem handeln werde, äußerte Dieter Felser auf Nachfrage unserer Redaktion.
Plan des Architekten sieht Tiefgarage mit 177 Stellplätzen vor
Die Zufahrt zur Tiefgarage mit 177 Stellplätzen soll sowohl von Norden als auch Süden möglich sein, damit sich der Verkehr mehr verteilt. „Ob wir eine große oder zwei Tiefgaragen bauen, müssen wir sehen“, informierte der Architekt. Wer schnell einen Weg erledigen will, kann oberirdische Stellplätze nutzen, wer einen längeren Termin hat, in die Tiefgarage fahren, ergänzte Felser. Der Architekt brachte aber ins Gespräch, eine oberirdische Lösung für das ganze Quartier mittels Metall- oder Stahlkonstruktion in Betracht zu ziehen. „Ich bin ein Gegner von Tiefgaragen. Bei der Herstellung wird zehnmal so viel Kohlendioxid erzeugt wie bei den Gebäuden.“ Angeregt wurde auch, dass die Beschäftigten auf dem Fliegerhorst parken und ein Shuttleservice sie fährt oder sie die 1,5 Kilometer mit dem Rad oder E-Roller zurücklegen, um das Verkehrsaufkommen zu verringern.
Rätin Alexandra Häckl war erfreut und überrascht angesichts der Präsentation. „Sie hätten auch einfach einen Klotz oder viele Einfamilienhäuser hinstellen können“, erkundigte sie sich nach Felsers Motivation. „Ein gutes Geschäft ist es, wenn alle zufrieden sind. Zudem sind die Penzing Studios auf mich zugekommen wegen des Themas Übernachtungsmöglichkeiten.“ Zweiter Bürgermeister Manfred Schmid quittierte das Vorhaben mit: „alle Achtung.“ Er lobte, dass die zulässige Bebauungsdichte bei Weitem nicht ausgereizt werden soll und der Ortskern belebt wird. So sah es auch Ratsmitglied Matthias Peischer: „Alles, was zur Belebung der Ortsmitte beiträgt, ist positiv.“
Die Gastronomie soll mittags und abends öffnen
Dritte Bürgermeisterin Jeannette Witta sprach davon, dass gleich zwei Probleme auf einmal gelöst werden. Zum einen sollen dringend benötigte Wohnungen für Beschäftigte des Fliegerhorsts entstehen und zum anderen gebe es dann wieder einen Ersatz für den Gasthof Frank, der „bedauerlicherweise Ende des Jahres schließt“. Witta wollte zudem wissen, ob die Gastronomie mittags und abends geöffnet haben soll. Das sei das Ziel, antwortete der Architekt. Investor Felser fügte an, dass noch Jahre ins Land gehen, bevor die Visionen für den Fliegerhorst alle umgesetzt seien. „Der Wirt muss es so betreiben, dass er davon leben kann.“
Die Frage, welchen Zeitplan es für das Projekt gebe, beantwortete Felser mit „so schnell wie möglich.“ Es müsse aber das Bauleitverfahren durchlaufen und diverse Themen noch konkret geklärt werden. Bürgermeister Peter Hammer, der den „Mut und das unternehmerische Risiko“ des Investors lobte, verwies hier auf Aspekte wie die Energieversorgung und den Verkehr. Bei der Energieversorgung wollte sich Architekt Birnthaler noch nicht festlegen. Wenn Baurecht bestehe, erfolge die Fachplanung, in der Bedarfe ermittelt und die bestmögliche Lösung für die Energieversorgung gesucht werde.
Auf einem Teilgrundstück muss die Gemeinde Penzing noch Baurecht schaffen
Das Projekt soll auf drei Flurstücken realisiert werden. Bei den zwei nördlicheren gibt es einen Bebauungsplan. Im Süden aber steht ein landwirtschaftliches Gebäude, es gilt aktuell als Außenbereich, in dem kein Baurecht besteht. Dies zu schaffen, dafür votierte der Gemeinderat einstimmig. Laut Bürgermeister Peter Hammer (CSU) soll ein vorhabenbezogener Bebauungsplan erstellt werden, das habe zwei Vorteile: Der bestehende Bebauungsplan muss nicht angepasst werden und es darf nur das vorgestellte Projekt auf dem Areal realisiert werden. Das Landratsamt als Genehmigungsbehörde hat bereits signalisiert, dass dem Vorhaben grundsätzlich nichts entgegenstehe, informierte Hammer.
Rat Fred Krauß mahnte an, sich das Verkehrskonzept für den Fliegerhorst und die Planungen für das Vereineheim in der Schwabhauser Straße noch einmal genauer anzusehen. Dort ist auch eine Küche vorgesehen. Matthias Peischer ist bei dem Thema zuversichtlich: „Ich sehe da keine Konkurrenz. Im besten Fall ergeben sich Synergien.“
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden