Einige Bürgerinnen und Bürger sorgen sich wegen der Bebauung an der Seestraße in Pitzling um die Stabilität des dortigen Hanges (LT berichtete). Nun soll in diesem Bereich ein weiteres Doppelhaus mit Garagen entstehen – für das Vorhaben sind Befreiungen vom Bebauungsplan nötig. Einige Mitglieder des Landsberger Bauausschusses sehen jedoch insbesondere die geplanten Terrassen kritisch. Auch ein Gutachter kommt zu Wort.
Katja Kaus, Referatsleiterin Technische Bauaufsicht bei der Stadt, stellte den Bauantrag vor. Demnach würden mehrere Befreiungen vom Bebauungsplan beantragt. Zudem seien relativ große Eingriffe in den Hang durch Abgrabungen vorgesehen, um dadurch außerhalb des Baufensters Terrassen zu bilden: „Wir müssen uns das genau anschauen“, sagte Kaus. Im Außenbereich sind laut den Sitzungsunterlagen pro Doppelhaushälfte zwei Terrassen mit ebenen Grünflächen geplant. Die Tiefe der auf zwei Ebenen vorzunehmenden Abgrabungen beträgt demnach jeweils rund drei Meter pro Ebene und gehe damit deutlich über die „ausnahmsweise zulässige Tiefe von maximal 50 Zentimetern“ hinaus. In der Fläche beträgt der Umfang der Ausgrabungen für die Terrassen und ebenen Grundflächen im Antrag etwa 300 Quadratmeter.
Bebauung an der Seestraße in Pitzling: Franz Daschner ärgern "ein paar Sachen maßlos"
Der parteilose Stadtrat Franz Daschner, der auch Pitzlings Ortssprecher ist, sagte, dass ihn hinsichtlich der Bebauung am Hang „ein paar Sachen maßlos ärgern“. Wenn die Häuser einmal bezogen seien, verschärfe sich die angespannte Parkplatzsituation zusätzlich. Die „eigentliche Katastrophe“ seien aber die vorgesehenen Terrassen, die Daschner als „absoluten Wahnsinn“ bezeichnete. Dem Antrag zufolge sind Verbindungsstege vom Gebäude zu den jeweils oberen Terrassen geplant. Für den Erhalt des dörflichen Charakters, der als Ziel im Bebauungsplan ausgegeben sei, ist das laut Franz Daschner nicht förderlich.
Der Diplom-Geologe Norbert Kampik von der Starnberger Firma Geo Hydro Bau Consult beschäftigt sich als Gutachter mit der Situation an der Pitzlinger Seestraße. „Der Hang ist zwar wirklich sensibel, aber man kriegt ihn in den Griff“, sagte er in der Sitzung des Bauausschusses. Bei einem Nachbargrundstück sei dieser beispielsweise durch massive Riegel gesichert worden. Das viele Wasser müsse zudem gesammelt und abgeführt werden, so Kampik. Zwischen den Grundstücken gebe es jedoch eine Stelle, an der es gut versickern könne. Endgültig ersichtlich sei die „Wasser-Wegigkeit“ jedoch erst nach den kommende Woche anstehenden Baugrunduntersuchungen, so Kampik. Dann könnte auch die Frage beantwortet werden, wie sich etwaige Ausgrabungen auswirken könnten.
CSU-Rat Schlee appelliert: "Man muss dem Gutachter glauben"
Rat Axel Flörke (Landsberger Mitte) stand den Untersuchungen „äußerst skeptisch“ gegenüber. Er befürchte, dass durch die Baumaßnahmen trotz allem jemand geschädigt werden könnte. „Die Natur sucht sich ihren Weg“, sagt er in Bezug auf die vielen Quellen im Hang. Auch Wolfgang Neumeier (UBV) plädierte dafür, sich versichern zu lassen, dass durch die Bebauung keine negativen Folgen für die Nachbarinnen und Nachbarn entstehen. CSU-Rat Hubert Schlee sagte hingegen: „Man muss dem Gutachter glauben.“ Seine Bedenken seien inzwischen erheblich zurückgeschraubt.
Die Räte stimmten schließlich geschlossen einer geringfügigen Überschreitung der Gebäudelänge sowie Abweichungen von den Abstandsflächen zu. Einstimmig abgelehnt wurden hingegen – wie von der Verwaltung empfohlen – die beantragten Abgrabungen und die Befreiung von der Baugrenze zur Errichtung von Terrassen und Verbindungsstegen. Die Verwaltung soll stattdessen mit dem Antragsteller eine Überplanung der Freibereiche erarbeiten (8:5 Stimmen). Vorstellbar wäre laut Verwaltung als Kompromiss eine Befreiung für eine Abgrabung mit einer Tiefe von zwei Metern ab der westlichen Gebäudeaußenkante. Es sollen aber auch die Ergebnisse der Baugrunduntersuchungen berücksichtigt werden. Laut Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV) handelt es sich um ein Bauvorhaben an einer „sehr sensiblen Lage“ und sie wisse um die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger. Sie betonte aber auch: „Es besteht dort Baurecht.“ Es sei sicherzustellen, dass es zu keiner Gefahrensituation komme.
Anwohner der Seestraße startet eine Petition
In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Wirbel um die Hangbebauung an der Seestraße gegeben. Ein Anwohner hatte Ende November vergangenen Jahres bei der Stadt eine Petition mit rund 120 Unterschriften eingereicht, in der unter anderem gefordert wird, von einer weiteren Bebauung abzusehen und ein hydrogeologisches Gutachten vornehmen zu lassen. Neben der Stabilität des Hangs war darin auch die städtisch-moderne Optik zweier im vergangenen Jahr errichteten Häuser ein Thema, genauso wie die angespannte Parkplatzsituation an der Seestraße.
In einer Sitzung des Bauausschusses Anfang Dezember wurde daraufhin unter anderem festgelegt, dass die Stadt bei Bauanträgen im Hangbereich an der Seestraße in Pitzling künftig auf Grundlage einer Generalermächtigung die Vorlage eines geologischen Gutachtens verlangen soll.