Für Franziska Preussger sind schneereiche Winter regelmäßig mit einem Ärgernis verbunden: Sie wohnt am Rande Ummendorfs, an der Kreisstraße. Schnee wird vom Räumdienst direkt an ihre Zufahrt geschoben und die Rentnerin ist nicht in der Lage, die zum Teil gefrorenen Brocken mit eigener Kraft zu entfernen. Vom Landratsamt und der Gemeinde fühlt sie sich im Stich gelassen. Das sagen die Zuständigen.
Der Schneepflug des Landkreises pflügte Preussger und ihrem Lebensgefährten Heinz Schön diesen Winter schon mehrfach massive Schneebrocken vor ihre Garagenausfahrt, berichtet die 83-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion. Vom Kreisbauhof habe sie nur vage Abhilfe zugesagt bekommen, die bislang nicht eingetreten ist. „Ich kann die steinhart gefrorenen Schneebrocken in meinem hohen Alter beim besten Willen nicht wegbekommen. Was soll ich tun?“
Landratsamt Landsberg: „Wer Gehwege und Zufahrten nicht räumen kann, muss sich selbst um Hilfe kümmern.“
Wohin können sich ältere Leute wenden, wenn die Einfahrt nicht mehr mit eigener Kraft geräumt werden kann? Landratsamtssprecherin Anna Diem erklärt auf Anfrage unserer Redaktion: „Wie jeden Winter ist es schwer den Schnee schnell von der Straße so wegzubekommen, damit alle Bürger zufrieden sind. In den Ortschaften sind die Straßen teils eng und haben keine bis nicht ausreichend breite Fahrbahnen und schmale Gehwege, um den Schnee am Rande zu lagern.“
Der zuständige Kreisbauhof sei sehr bemüht, die Massen an Schnee und Eis am Fahrbahnrad oder auf Grünflächen abzuladen, betont Diem: „Es ist aber manchmal unvermeidbar, dass die Schneemassen wieder in den Zufahrten oder sogar auf dem Gehweg landen. Der Bürger soll laut Satzung der Gemeinden den Gehweg freihalten und schiebt diesen auf die Straße. Wir schieben den Schnee von der Straße auf den Gehweg, besonders in Engstellen oder bei entgegenkommendem Verkehr ist dies Situation.“
An einem der Tage auf den sich Preussger bezieht, Anfang Januar, sei der Schneeräumdienst von 3.30 Uhr bis 20 Uhr unterwegs gwesen, schildert Diem: „Leider stand kein weiteres Personal zur Verfügung, um bei Frau Preußger vorbeizufahren.“ Alle Fahrer seien zudem instruiert, so umsichtig zu fahren, damit keine Beschwerden aufkommen. Und: „Wenn jemand nicht mehr selbst Zufahrten oder Gehwege räumen kann, muss er oder sie sich selbst um Hilfe kümmern wie bei anderen haushaltsnahen Dienstleistungen.“

Für das Schnee-Problem der Ummendorferin ist keine Lösung in Sicht
Die gleiche Aussage habe Preussger vom gemeindlichen Bauhof erhalten, berichtet die Rentnerin, die von den Behörden enttäuscht ist. „Bei Schneefall bin ich die Letzte, die das nicht wegräumen will. Aber solche Eisbrocken: Wer soll die zerkleinern können?“ Sie und ihr Partner sind gesundheitlich angeschlagen. Ihre Meinung zum Räumdienst: „Dann müssen die zurückfahren und die Brocken weitertransportieren. Gegenüber ist nichts bebaut, der Schnee könnte auch in die Wiese gehauen werden, anstatt unsere Zufahrten zu blockieren.“ Auch als Rentnerin müsse sie im Winter mobil sein, etwa um zu Arztterminen fahren zu können. Es gehe jedoch nicht nur um sie, betont Preussger, auch die jüngeren Nachbarn müssten zur Schneeschaufel greifen und mit den Schneebrocken „kämpfen“. Sie könnte einen privaten Anbieter bezahlen, aber es geht ihr ums Prinzip: „Wir haben keinen Gehweg. Dieser Streifen gehört noch zur Kreisstraße und da sehe ich es nicht ein, warum ich noch mit 83 Jahren Betonschnee wegräumen soll.“
Frage an Pürgens Bürgermeister Wilfried Lechler: Wenn jemand gebrechlich ist oder sich einen privaten Dienstleister finanziell nicht leisten kann., gibt es dann Strukturen vor Ort, die aushelfen? Die gibt es laut dem Bürgermeister nicht. „Das Problem ist: Wo fangen Sie an, wo hören sie auf?“ Und: Welche Faktoren werden hierfür berücksichtigt und wie werden diese bewiesen? „Woran sollen wir das festmachen? Soll die Gemeinde bei jedem ab 75 Jahren räumen oder ein Attest vom Arzt einfordern?“
Für die Kreisstraße ist er als Gemeindevertreter nicht zuständig. Doch für das kritisierte Handeln des Räumdienstes zeigt Lechler Verständnis: „Der Schneepflug kann unmöglich auf der Straße drehen, weil er sonst mitten auf der Fahrbahn den vielen Schnee liegen hat. Und es dauert einige Zeit, bis er wieder zurückkommt. Es ist nicht praktikabel.“
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