Entgegen der ursprünglichen Planungen soll die neue Grundschule am Schlossberg in Landsberg eine Kleinsporthalle erhalten. Im Anbau im Norden kann deswegen auf den dort vorgesehenen Gymnastikraum verzichtet werden. Diese baulichen Veränderungen und die Höhe der Bausumme machen laut Stadt eine europaweite Ausschreibung und ein neues Vergabeverfahren erforderlich. Daran könnten sich auch Victoria von Gaudecker und Axel Hofstadt beteiligen, die den Realisierungswettbewerb mit ihren Plänen für einen Anbau im Norden gewonnen hatten. Allerdings sorgt jetzt ein Schreiben der beiden Architekten an die Oberbürgermeisterin und die Stadträte für Ärger. Darin geäußerte Vorwürfe, vor allem gegen Stadtbaumeisterin Annegret Michler, weist Doris Baumgartl im Gespräch mit unserer Redaktion entschieden zurück. Sie seien falsch und inakzeptabel.
Im September hat der Stadtrat den Beschluss gefasst, die Planungen für eine Kleinsporthalle auf den Weg zu bringen, nachdem die Regierung von Oberbayern im Juli vergangenen Jahres mitgeteilt hatte, dass der Sportunterricht in dem rund 200 Quadratmeter großen Gymnastikraum mangels Höhe nur eingeschränkt stattfinden könne. Die schulaufsichtliche Genehmigung gebe es nur dann, wenn eine Kleinsporthalle errichtet werde oder wenn zum Sportunterricht an anderen Standorten Shuttlebusse eingesetzt würden. Die Stadt hatte die Isidor-Hipper-Halle für den Sportunterricht vorgesehen.
Die Stadt Landsberg sieht sich an das Vergaberecht gebunden
Jetzt soll ein Objektplaner beide Bauwerke – den Anbau und die Kleinsporthalle – begleiten. Anfang Februar war das Ziel, dass das Vergabeverfahren innerhalb von zwei Wochen beginnt. Doch das Verfahren verzögerte sich, unter anderem aus formalen Gründen, wie es der zuständige Projektleiter Christoph John im Gespräch mit unserer Redaktion formuliert. Start des Verfahrens war laut John Anfang Juni. Die Bewerbungsphase endet Anfang Juli. Im Gespräch mit unserer Redaktion betont Doris Baumgartl, dass die Stadt an das Vergaberecht gebunden sei. Davon hänge auch die Förderung (rund zehn Millionen Euro bei Gesamtkosten von etwa 34 Millionen Euro sind im Gespräch) ab.
Die 18 auf 28 Meter große und fünf bis sechs Meter hohe Kleinsporthalle soll auf der Südseite des bestehenden Schulgebäudes errichtet werden. Ein Neubau einer Kleinsporthalle ist in den Kostenrichtwerten mit rund 1,7 Millionen Euro veranschlagt – diese Summe wäre theoretisch förderfähig. Es wird aber davon ausgegangen, dass das Bauwerk deutlich mehr kostet. Durch den Bau einer Kleinsporthalle müssen auch die Außen- und Pausenflächen anders geplant werden. Am öffentlichen Schlosspark im Süden – ein wesentliches Planungsziel – soll festgehalten werden, wie vonseiten der Stadt betont wird.

Die Büros von Victoria von Gaudecker und Axel Hofstadt hatten im Februar 2021 den Realisierungswettbewerb gewonnen und wurden, wie in der Ausschreibung formuliert, mit den ersten drei Planungsphasen beauftragt. In der Ausschreibung steht auch, dass die Beauftragung stufenweise erfolgt und kein Rechtsanspruch besteht, auch mit den weiteren Leistungsstufen beauftragt zu werden. Darüber hinaus teilte die Stadt den beiden Büros laut Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl Mitte Mai offiziell mit, dass sie vorerst nicht weiter beauftragt werden und ein neues Vergabeverfahren durchgeführt wird.

In ihrem Schreiben stellen die beiden Architekten unter anderem die Begründung der Stadt für das neue Vergabeverfahren infrage. Dabei waren beide laut Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl als Gäste in der Sitzung des Stadtrats Ende September, als die neuen Planungen (Neubau Kleinsporthalle, Wegfall Gymnastikraum) vorgestellt wurden. Wie Stadtbaumeisterin Annegret Michler gegenüber unserer Redaktion sagt, seien die Planer regelmäßig informiert worden. Von Gaudecker und Hofstadt schreiben dagegen von einer „nicht immer aufrichtigen Planungsleitung“. Dem widerspricht die Oberbürgermeisterin: Die Stadtbaumeisterin sei ihrer Verantwortung in vollem Umfang nachgekommen, habe unter anderem in der Leistungsphase drei ein externes Controlling durchführen lassen, um später anfallende Kosten frühzeitig zu klären und die Qualität der Planung zu sichern.
Kritik an der Statikberechnung für den Dachgeschossausbau im Jahr 2005
In ihrem Schreiben gehen die beiden Architekten auch auf den Ausbau des Dachgeschosses der Schlossbergschule im Jahr 2005 ein. Das Gebäude beherbergte damals eine Mittelschule. Der Ausbau habe den statischen Erfordernissen nicht entsprochen, weswegen schwere Schäden, insbesondere für Kinder und Lehrer hätten eintreten können. Das habe eine Nachberechnung ergeben, die die Architekten in die Wege geleitet hatten, weil sie vonseiten der Stadt die Statik und Prüfstatik nicht erhalten hätten.
„Diese Vorwürfe entbehren jeglicher sachlicher Grundlage“, sagt Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl. Sie seien falsch und inakzeptabel. Die Baugenehmigung inklusive Statik und Prüfstatik (über 200 Seiten) sei den Architekten Mitte November 2023 im Internet zur Verfügung gestellt worden. Beim Ausbau des Dachgeschosses seien alle Vorschriften eingehalten worden. Gerade bei Schulbauten prüfe die Stadt sorgfältig. Für die nun anstehende Sanierung des Altbaus spiele die damalige Statikprüfung keine Rolle mehr. Aufgrund der Umplanungen, unter anderem für das Treppenhaus, müsse die Statik neu berechnet werden. Mit einer erneuten statischen Prüfung sei ein denkmalerfahrenes Büro beauftragt worden. Dessen Ergebnisse waren in der Stadtratssitzung Ende September vorgestellt worden.
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