
Kontroverse Debatte um Öffnungszeiten des Kinderhauses in Schondorf

Plus Der Gemeinderat Schondorf diskutiert über die Abschaffung des Spätdienstes im Kinderhaus. Die CSU-Fraktion übt dabei deutliche Kritik an der Kindergartenleiterin.

Der gemeindliche Kindergarten in Schondorf hat ein Kapazitätsproblem. Das hat mit offenen Stellen und einer Änderung im Tarifrecht zu tun. Deswegen befasste sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung mit der Frage, ob der Spätdienst nicht abgeschafft werden sollte, da sehr wenige Eltern das Angebot nutzen. Die Räte diskutierten kontrovers und aus Reihen der CSU gab es Kritik an der Kindergartenleitung. Am Ende verständigte sich das Gremium auf einen Kompromiss.
Bürgermeister Alexander Herrmann (Grüne) gab zu Beginn einen Überblick: "Wir haben einen Hilferuf erhalten. Durch eine Änderung im Tarifrecht kommen wir mit den Zeiten nicht mehr hin. Bislang waren 45 Minuten Pause vorgeschrieben, jetzt sind es 30, was viele Mitarbeitende gerne nutzen, weil sie so etwas früher Feierabend haben. Dadurch wird es aber schwierig, die Öffnungszeiten abzudecken." Laut Edith de Bortoli, Leiterin des Kindergartens, ist die Einrichtung in der Woche 40,5 Stunden geöffnet. Hinzu kämen noch die drei Stunden durch die Spätdienste am Montag, Mittwoch und Donnerstag. Im komplett belegten Kindergarten arbeiteten aber nur zwei von 23 Beschäftigten in Vollzeit, in der Krippe seien es vier von neun, was die Planungen erschwere.
In Schondorf werden fünf Mitarbeiter für den Kindergarten gesucht
Sie führe Gespräche, und zwei Bewerber hätten signalisiert, vielleicht im Oktober oder November in Schondorf anzufangen. Neben den zwei ohnehin offenen Stellen gibt es laut der Leiterin drei weitere Stellen, die zeitnah besetzt werden sollen. Seit dieser Woche ist die Interimskrippe geöffnet. Eine Gruppe ist vom Kinderhaus dorthin umgezogen und der Platz soll nun für eine weitere Kindergartengruppe genutzt werden. Hierfür würden aber drei weitere pädagogische Kräfte benötigt, informiert Edith de Bortoli.
Im Spätdienst seien höchstens zwei Kinder da und zwei Beschäftigte müssten dann anwesend sein. "Das Buchungsverhalten hat sich stark geändert durch Homeoffice. Der Frühdienst wird viel stärker in Anspruch genommen, dafür der Spätdienst spürbar weniger", sagt de Bortoli. Der Bürgermeister brachte ins Gespräch, einen Spätdienst nur anzubieten, wenn wenigstens acht fixe Buchungen erfolgten. Franziska Königl (FWS) bemängelte, dass die Maßnahme unter dem Jahr erfolgen soll. Sie plädierte dafür, es auf den Beginn des neuen Kindergartenjahres im September zu verschieben, damit sich die Eltern darauf einstellen können. Der Bürgermeister verwies darauf, dass Greifenberg nur noch bis 14 Uhr geöffnet habe. Grund seien aber drei schwangere Mitarbeiterinnen, entgegnete Bettina Hölzle (CSU), die die Streichung des Spätdienstes ablehnte. "Ich finde hier wird ein völlig falsches Signal ausgesendet, auch wenn ich weiß, dass überall Personal fehlt. Wenn die Öffnungszeiten gekürzt werden, fangen es fast immer die Mütter auf und für viele Pendler ist es jetzt schon eine Herausforderung, pünktlich abzuholen. Das Vorgehen ist nicht zeitgemäß."
Schondorfer Ratsmitglied fordert Anstrengungen, um Angebot zu erhalten
Rainer Jünger (CSU) verwies darauf, dass heutzutage zwei Gehälter nötig seien, um sein Leben zu finanzieren und eine entsprechende Betreuung deswegen benötigt werde. "Wir sollten wenigstens versuchen, das Angebot aufrechtzuerhalten", sagte er mit Blick auf die Beschlussvorlage zur kompletten Abschaffung. Marius Polter (Grüne) verteidigte hingegen den Antrag. "Es ist wirtschaftlich nicht sinnvoll und auch nicht gut, wenn nur noch ein Kind oder zwei darauf warten abgeholt zu werden. Aus pädagogischer Sicht sollten mindestens fünf Kinder da sein", so Polter, der selber in dem Bereich arbeitet. Er verwies zudem darauf, dass das Angebot nur durch Überstunden aufrechtzuerhalten sei, die auch wieder abgebaut werden müssten.
Aus Reihen der CSU wurde auch Kritik laut, dass die Kindergartenleitung Eltern dränge, den Spätdienst nicht zu nutzen und dieser auf einem Formular zu den Buchungszeiten, das im Internet eingestellt ist, komplett fehle. "Den Fehler auf dem Formular kenne ich erst seit Dienstag. Es ist mein Fehler, das nicht überprüft zu haben. Auf der Internetseite stehen die richtigen Zeiten und wir fragen bei den Eltern in Einzelgesprächen den Bedarf ab. Und ich muss doch ehrlich sein und kommunizieren, dass das Kind im Spätdienst möglicherweise allein ist." Aus Sicht von Rainer Jünger ist dadurch keine ergebnisoffene Abfrage mehr gewährleistet. Er stellte den Antrag, dass dies gesichert sein müsse. Der Antrag wurde mit 13:2 Stimmen angenommen.
Bürgermeister Alexander Herrmann gibt Fraktionen eine Aufgabe mit
Mit sechs Gegenstimmen wurde letztlich beschlossen, dass der Spätdienst vorübergehend ab Mai ausgesetzt werden soll. Bis Ende April leisten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch freiwillig Überstunden, um Eltern Zeit zu geben, sich nach Alternativen umzusehen. "Als letzten Notnagel könnten wir unsere Räumlichkeiten für die Zeit auch einer Tagesmutter zur Verfügung stellen", äußerte der Bürgermeister. Er forderte die Fraktionen zudem auf, sich Gedanken zu machen, ob sie eine Mindestzahl an fixen Buchungen des Spätdienstes festlegen wollen und wie hoch diese sein soll.
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