Wie geht es weiter mit der Wirtschaft in Deutschland und der Region? Was muss passieren, damit es für die Unternehmen wieder aufwärtsgeht? Haben sich die schwarz-roten Koalitionspartner auf die richtigen Maßnahmen verständigt? Die aktuelle politische Gemengelage mit ihren Auswirkungen auf die Wirtschaft stand laut einer Pressemitteilung im Mittelpunkt der jüngsten Sitzung des IHK-Regionalausschusses Landsberg.
Im Austausch der Unternehmerinnen und Unternehmer mit Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern, ging es aber vor allem auch darum, wie endlich ein spürbarer Bürokratieabbau gelingen kann. „Die Bürokratie macht uns kaputt“, sagte Heidrun Hausen, Personalleiterin bei Delo Industrie-Klebstoffe in Windach und Gastgeberin des Treffens. „So schnell wie die EU Regularien für die Unternehmen aufsetzt, können wir gar nicht die Mitarbeitenden finden, die diese Richtlinien umsetzen.“
Das Beauftragtenwesen ist für Unternehmen mit hohen Kosten verbunden
Delo, Hersteller von Hightech-Klebstoffen, zählt am Standort Windach inzwischen mehr als 400 Personen mit mindestens einer Beauftragtenfunktion, darunter etwa der Beauftragte, der sich um Tritte und Leitern kümmern muss. Jedes Jahr fließen dem Unternehmen zufolge 2180 Arbeitstage in das Beauftragtenwesen, die für die echte Wertschöpfung verloren gehen. Die Kosten dafür beziffert Delo auf 600.000 Euro.
Mit dieser Situation möchte sich das Unternehmen nicht abfinden. Hausens Appell lautete deshalb: „Bürokratieabbau kostet nichts weiter als Mut und die Bereitschaft zu mehr Eigenverantwortung. Dafür müssen wir uns als Unternehmer mit ganzer Kraft einsetzen.“ Wie sehr die überbordende Bürokratie die Wirtschaft belastet, das zeigt auch die aktuelle bayerische Konjunkturumfrage, die IHK-Chef Gößl vorstellte. 65 Prozent der befragten Unternehmen – ein Rekordwert – gaben darin an, dass die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen mit das größte Risiko für ihre Geschäftstätigkeit in den kommenden zwölf Monaten darstellen.
Die neue Bundesregierung in die Pflicht nehmen
Die meisten Antwortenden geben der Bürokratie die Schuld dafür. Gößls Forderung lautete entsprechend, die neue Bundesregierung in Sachen Bürokratie besonders in die Pflicht zu nehmen. In der Diskussion der Unternehmer darüber, ob der Koalitionsvertrag die Leitplanken für eine Rückkehr zu wirtschaftlichem Wachstum richtig gesetzt hat, hielten sich die Meinungen zwischen Skepsis und Zuversicht die Waage.
Gößl sprach von einem Schritt in die richtige Richtung, wobei aber der nötige wirtschaftspolitische Befreiungsschlag ausgeblieben sei. Die bayerische Wirtschaft hatte mehr Anreize für Investitionen, Arbeit und Produktivität gefordert. Hebel zur Erhöhung der Erwerbstätigkeit oder zur Absenkung der Arbeitskosten wurden nicht genutzt, dringend notwendige Reformen erneut vertagt, heißt es in der Pressemeldung der IHK. (AZ)
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden