Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten

Stegen: Hans Sigl trifft Wolfgang Krebs: Dieses Blind Date zündet sofort

Stegen

Hans Sigl trifft Wolfgang Krebs: Dieses Blind Date zündet sofort

    • |
    • |
    • |
    Beim Talk im Groundlift in der Alten Brauerei Stegen hatte Hans Sigl (rechts) Kabarettist Wolfgang Krebs zu Gast.
    Beim Talk im Groundlift in der Alten Brauerei Stegen hatte Hans Sigl (rechts) Kabarettist Wolfgang Krebs zu Gast. Foto: Maren Martell

    Ein Blind Date kann ja schnell mal enttäuschend enden. Und dann gibt es Blind Dates, da springt der Funke gleich zu Beginn über und die beiden Partner wollen sich gar nicht mehr trennen. Im Fall von Schauspieler Hans Sigl und Kabarettist Wolfgang Krebs ging es rasend schnell mit der persönlichen Zuneigung. Gut eine Stunde vor ihrem Auftritt im Groundlift in der Alten Brauerei Stegen hatten sie sich erstmals Auge in Auge gesehen und kurz über den Ablauf des Abends ausgetauscht. Auf der Bühne, beim mal lockeren, mal ernsten Talk, war aber zu spüren, dass sich da zwei Menschen auf Anhieb gut verstehen. Ein Gewinn für die Zuschauer, die bislang wenig Bekanntes über Wolfgang Krebs erfahren, aber auch herzlich lachen durften, wenn er nach sekundenschneller Verwandlung Markus Söder, Hubert Aiwanger oder Edmund Stoiber parodierte.

    Hans Sigl, bekannt als „Bergdoktor“, lädt in regelmäßigen Abständen zu seiner Talkreihe ins Groundlift Studio ein. Der Musiker und Kabarettist Hannes Ringlstetter war schon da, ebenso wie Journalist Micky Beisenherz oder Comedian Pierre M. Krause. Nun nahm Wolfgang Krebs auf der Bühne im knapp 130 Jahre alten Brauerei-Gebäude Platz. Über Instagram hatten sich die beiden zu einer Art Blind Date verabredet, denn persönlich hatten sie sich vorher noch nie getroffen. Beiden merkte man schnell an, dass sie Spaß an diesem Format hatten. Hans Sigl, gut erholt nach einer Social-Media-losen Zeit („Ich bin raus“) und Wolfgang Krebs erfrischend offen und in Plauderlaune. Doch es war nicht nur ein lustiger Abend, nein, der Talk hatte auch seine nachdenklichen Momente.

    Hans Sigl, der seit einigen Jahren nur wenige Autominuten von Stegen entfernt lebt, hangelt sich zunächst mithilfe von Wikipedia an Wolfgang Krebs Biografie entlang. Dabei stellen beide fest, dass sie als Kinder sportliche Nieten waren. Krebs, weil er nur auf einem Auge sehen und deswegen keinen Ball fangen konnte, Sigl, weil es ihm an Kondition fehlte und er deswegen beim Ausdauerlauf lediglich die Klappe beim Start schlagen durfte. Beide seien ob ihrer Unsportlichkeit gemobbt worden, doch zumindest Sigl ist damit im Reinen: „Die, die uns damals gemobbt haben, zahlen jetzt Eintritt, um uns zu sehen.“

    Mit Franz Josef Strauß fing für Wolfgang Krebs 1988 alles an

    Lustig wird der Abend immer dann, wenn Wolfgang Krebs in seine Paraderollen Markus Söder, Edmund Stoiber oder Hubert Aiwanger schlüpft. Ein Zitat rutscht ihm immer wieder durch. Begonnen habe seine parodistische Laufbahn aber mit Franz Josef Strauß. 22 Jahre alt war Krebs, als der damalige Ministerpräsident sozusagen über ihn kam. „Er ist in dich hineingefahren“, ergänzt Sigl. Und zwar bei einer Abschlussfeier in der Berufsschule. Wolfgang Krebs sollte eigentlich nur hinter einem Vorhang „Die Bürgschaft“ vorlesen, tat das aber dann im berühmten Strauß-Duktus. „Alle haben gelacht“, erinnert er sich. Es dauerte aber noch bis ins Jahr 2004, als Wolfgang Krebs Parodisten-Karriere Fahrt aufnahm. Als Edmund Stoiber war er der Star der Faschingssitzung in Memmingen und danach als virtuoser Sprachkünstler in ganz Bayern gefragt.

    Danach wird es ernst im Groundlift. Und das Gespräch langsamer, die Worte ruhiger. Krebs spricht über die schwierige Corona-Zeit, wie er sich in der Staatskanzlei für seine Kolleginnen und Kollegen einsetzte, und er kommt auf Lizzy Aumeier zu sprechen, die im Oktober vergangenen Jahres im Alter von 60 Jahren verstarb und auf deren Wunsch hin er als „Stoiber“ bei der Beerdigung sprach. „Das war der schwerste Auftritt meines Lebens“, sagt Krebs. Nachdenklich wird der Kabarettist auch, wenn er über seinen Glauben spricht. Weil er sich von seiner ersten Frau nicht scheiden lassen durfte, sei er ausgetreten, mittlerweile habe er aber wieder zur Kirche zurückgefunden, auch dank eines Pfarrers aus Rottenbuch, den er auf dem Oktoberfest kennenlernte.

    Beim Söder-Hüftgang von Krebs und Sigl tobt das Publikum in Stegen

    Im zweiten Teil des Talks beginnt die Verwandlung. Und dazu ist nur ein Koffer mit Perücken notwendig. Perücke auf, Mundwinkel weiten, mit breiten Beinen in den Sessel fläzen und schon sitzt nicht mehr Wolfgang Krebs, sondern Markus Söder im blauen Sessel auf der Groundlift-Bühne. „Der Söder läuft aus der Hüfte heraus“, erklärt Krebs und Sigl macht es ihm nach. Das Publikum hat seinen Spaß und tobt, als Krebs die Hose hochzieht und Sigl bemerkt, dass das seine Bergdoktor-Mama Monika Baumgartner auch so macht. Danach wird Sigl „lanzig“ und Krebs zu Hubert Aiwanger, der sich darüber beklagt, dass der Bundestags-Wahlkampf zu früh kam und deswegen kein Bierzelt-Wahlkampf wurde. Aber egal, das Ergebnis zeige nur, dass ihn die Leute in Bayern hätten behalten wollen.

    Kultig wird es zum Schluss. Edmund Stoiber erklärt Hans Sigl, warum die Oberpfälzer in der dritten Vergangenheit sprechen („Weil dort nichts los ist“) und der versteht erstmal nur Bahnhof. Dieser Stoiber ist selbst für den Bergdoktor ein hoffnungsloser Fall („Wenn sie meinen, was ich weiß“). Krebs rast durch das Stoiber-Sprech und wird von Hans Sigl erst eingefangen, als er den ehemaligen Ministerpräsidenten um eine Neujahrsansprache bittet. Die wird nachdenklich und mit jedem Wort wird aus der Stoiber-Figur der Privatmann Wolfgang Krebs. Der bittet um mehr Miteinander, weniger Gegeneinander, warnt vor der AfD, die die Schwachen ausgrenzen möchte, und zitiert dazu Bertolt Brecht. „Hinter der Trommel her, trotten die Kälber. Das Fell für die Trommel liefern sie selber.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden