Vroni Döring (88) ist wie kaum eine andere Ehrenamtliche das Gesicht des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Landsberg. Mit 16 Jahren absolvierte sie dort einen Erste-Hilfe-Kurs – und blieb bis heute beim BRK. Zudem war sie Mitbegründerin der Landsberger Tafel. Dafür wurde sie nun als Stille Heldin ausgezeichnet.
Immer mit dem Fahrrad unterwegs, oft im BRK-Kostüm, das Haar korrekt am Hinterkopf mit Kämmen festgesteckt, leuchtend blaue Augen und auch mit 88 Jahren noch immer voller Energie. So kennt man in Landsberg Vroni Döring. Stets bescheiden im Hintergrund agierend, wollte sie nie groß in der Öffentlichkeit stehen. Und tut es nun doch, und ein bisschen gefällt es ihr sogar. Aufgrund ihres langjährigen ehrenamtlichen Engagements, 72 Jahre ist sie bereits beim Bayerischen Roten Kreuz Landsberg, wurde sie inzwischen mit zahlreichen Orden, unter anderem dem Bayerischen Verfassungsorden, ausgezeichnet und durfte dadurch auch Politikerpersönlichkeiten wie Ilse Aigner in der Münchner Residenz und Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue kennenlernen. Das neue BRK-Domizil in der Ehrenpreisstraße wurde nach ihr benannt und ein Boot der Wasserwacht am Ammersee. Ein ganzes Leben für das Ehrenamt. „Ist halt so“, sagt Vroni Döring trocken dazu. „Hat sich eins ums andere so ergeben.“
Döring und ihr Bruder rannten über die Karolinenbrücke, kurz danach flog sie in die Luft
Kein großes Aufheben machen. Einfach sehen, wo es Not tut und agieren. Das war stets ihre Lebensdevise. Ein Ereignis aus ihrer Kindheit mag beispielhaft dafür stehen. Vroni Döring wuchs in der Bischoff-Riegg-Straße in der Katharinenvorstadt in einer kleinen Landwirtschaft auf. Bei Kriegsende rückten die amerikanischen Soldaten von Westen näher, die Kunde ging um, dass die Brücken gesprengt werden sollten. Schnell eilte die Neunjährige mit den flachsblonden Zöpfen über die Karolinenbrücke zur Metzgerei Holzmüller (heute Bestattungen Seeliger), um ihren Bruder, der dort arbeitete, nach Hause zu holen. Sie waren die letzten, die die Karolinenbrücke passierten. Kurz hinter ihnen flog sie in die Luft.

Mit 16 Jahren absolvierte Vroni Döring einen Erste-Hilfe-Kurs beim BRK, wurde Krankenschwester und arbeitete zuerst im alten Krankenhaus in der Lechstraße, ab 1968 im neuen Klinikum, vor allem auf der Wöchnerinnenstation. Später war sie für die Sozialstation St. Martin in der Lechstraße als ambulante Pflegerin im Einsatz. Dem BRK blieb sie stets treu: „Es ist einfach eine tolle Kameradschaft.“ Ihre ehrenamtlichen Einsätze sind vielfältig: Vroni Döring fuhr mit dem Fahrrad über die Dörfer, warb neue Mitglieder, kassierte Mitgliedsbeiträge, verteilte Präsente und gratulierte Senioren zum Geburtstag. 50 Jahre war sie bei den BRK-Haussammlungen mit dabei, viele Jahre im Blutspendedienst tätig. Als in den 1960er-Jahren das Jugend-Rot-Kreuz gegründet wurde, betreute sie die Jugendlager mit. Seit 47 Jahren leitet sie den Seniorenclub und stellt dafür ein Programm auf die Beine, mit Vorträgen, Ausflügen, zum Beispiel zu regionalen Firmen, Musik, Faschingsveranstaltungen oder Spielen. Auch beim BRK-Projekt „Gemeinsam gegen Einsamkeit“ bringt sie sich mit ein.
Während des Jugoslawien-Kriegs begleitete sie Hilfstransporte ins Kriegsgebiet
„Ende 2005 gab es die ersten Treffen für die Planung einer Landsberger Tafel“, erzählt Vroni Döring. Auch bei dieser war sie von Anfang dabei und hilft auch heute noch bei der Ausgabe von Lebensmitteln. Ebenso begleitete sie die Entstehung der ersten Kleiderkammer mit, diese war in Kaufering in einem Stadel untergebracht, und sortierte Kleidungsstücke. Gut erinnert sich Vroni Döring noch an den Mauerfall, als plötzlich viele Menschen aus der ehemaligen DDR nach Landsberg kamen und in den Kasernen einquartiert und verpflegt wurden. Mutig wie sie ist, begleitete sie während des Krieges im ehemaligen Jugoslawien sogar den Transport von Hilfsgütern in die Kriegsgebiete. Sechs BRK-Geschäftsführer hat die 88-Jährige über die Jahrzehnte erlebt. Ans Aufhören denkt sie nicht. Ehrenamt scheint ihr Jungbrunnen und Lebenselixier zu sein.

Sie versehen ihre Tätigkeiten, ohne groß Aufhebens davon zu machen. Sie helfen, unterstützen, begleiten und gehen voran. Es sind die Ehrenamtlichen, ohne die das Gemeinwesen nicht funktionieren würde. Wir, das sind der Landkreis Landsberg, die Sparkasse Landsberg-Dießen und das Landsberger Tagblatt, sagen „Danke“ und stellen monatlich einen dieser „Stillen Helden“ im Porträt vor. Heute Vroni Döring aus Landsberg.
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