Im Landkreis Landsberg ist die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen. Das wurde bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik für den Zuständigkeitsbereich des Präsidiums Oberbayern Nord bekannt. Dabei wurde auch auf besondere Ereignisse in der Region zwischen Ammersee und Lech zurückgeblickt, wie die Proteste gegen die geplante Erdgasbohrung in Reichling oder eine Festnahme von Enkeltrickbetrügern.
Polizeipräsident Günther Gietl stellte die Kriminalstatistik mit dem Leiter des Sachgebiets für Kriminalitätsbekämpfung, dem leitenden Kriminaldirektor Bernd Dominik, vor. Gietl zeigte sich mit der Entwicklung zufrieden, denn auch im Jahr 2024 sei das Sicherheitsniveau wieder besonders hoch gewesen. Das zeige sich an der Häufigkeitszahl, die Summe der insgesamt bekannt gewordenen Delikte, bezogen auf 100.000 Einwohner. Die Belastung der Bevölkerung mit Straftaten lag 2024 im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums bei 3790 je 100.000 Einwohner, im Landkreis Landsberg bei 2745. Im Jahr 2024 konnten 42.233 Straftaten geklärt werden, woraus sich eine Aufklärungsquote von 68,7 Prozent (Vorjahr 69,7) ergibt. Im Landkreis Landsberg lag die Aufklärungsquote bei 64,6 Prozent.

Das Polizeipräsidium Oberbayern Nord erstreckt sich auf einer Gesamtfläche von 7256 Quadratkilometern. Dort leben über 1,6 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, für deren Sicherheit 2782 Beamtinnen und Beamte sorgen. Die Gesamtkriminalität hat im Vergleich zu vor zehn Jahren um 2,1 Prozent abgenommen, während die Kriminalität im öffentlichen Raum jedoch im gleichen Zeitraum um 12,8 Prozent zunahm. Besonders hoch ist der Anteil der Taten bei Betrugs- und Diebstahlsdelikten sowie Verstößen, die bei Kontrollen festgestellt wurden. Im Jahr 2024 nahm die Zahl von sexuellen Belästigungen um 23,5 Prozent ab. Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe im öffentlichen Raum bleiben auch weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Beim Raub im öffentlichen Raum wurde im Jahr 2024 mit 213 Taten ein Anstieg um 21,7 Prozent erreicht.

In acht Landkreisen sowie der Stadt Ingolstadt lässt sich eine sinkende Kriminalitätsbelastung ablesen. Darunter auch im Landkreis Landsberg. Dort sank die Zahl der Straftaten von 3715 auf 3412. Das ist ein Rückgang von 8,2 Prozent. Durchaus kritisch sieht die Gewerkschaft der Polizei diese Entwicklung. Werfe man einen genauen Blick auf die Zahlen, offenbare sich ein wesentlicher Grund für den Rückgang der Straftaten. Ursächlich hierfür ist laut Gewerkschaft die deutliche Verringerung der Anzeigen im Zusammenhang mit Drogen, zurückzuführen auf die Cannabislegalisierung in Deutschland. Im Bereich des Polizeipräsidiums wurden mit 2249 Straftaten 47,2 Prozent weniger Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz registriert. Andere Entwicklungen und Kriminalitätsbereiche bereiten der Gewerkschaft Sorgen. Der Anteil nicht deutscher Tatverdächtiger steige erheblich, Gewaltdelikte im öffentlichen Raum auch und gerade von Minderjährigen nehmen zu.
Im Landkreis Landsberg konnten 2203 Straftaten von der Polizei aufgeklärt werden. Darunter ein spektakulärer Fall im Oktober. Damals meldete sich ein Opfer eines sogenannten Enkeltrickbetrugs bei der Polizeiinspektion Landsberg. Der 82-jährige Mann aus Dornstetten gab an, dass er die Betrugsmasche durchschaut hätte und noch in Kontakt mit dem Täter stehe. Es wurde laut Polizei kurzerhand mit Einverständnis und nach Prüfung der charakterlichen Eignung des Geschädigten eine Geldübergabe fingiert, die zur Festnahme eines Tatverdächtigen führte. Eine Täterin konnte zunächst flüchten, jedoch im Nachgang namentlich ermittelt und mittels EU-Haftbefehl ausgeschrieben werden. So konnte die Übergabe von geforderten 270.000 Euro verhindert werden.

Im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Dießen gerieten die Planungen über mögliche Erdgasbohrungen in Reichling in den Fokus der Polizei. Anwohner drückten ihren Unmut und ihre Bedenken genauso aus, wie Klimaaktivisten. Mitte August wurde in Bohrlochnähe ein Protestcamp, das „Koa Gas Camp“, in einem Stadel eingerichtet, welches über die Sommerferien andauerte. Am ersten Tag wurden in der Spitze 80 Versammlungsteilnehmende verzeichnet. In den Folgetagen wurden jedoch nur noch vereinzelt Personen im Protestcamp festgestellt. Auch in Reichling und Dießen wurde mehrmals mit bis zu 100 Teilnehmenden gegen die geplante Bohrung demonstriert. Die Versammlungen verliefen ohne Störungen.
Nachdem im Januar ein Treffen unter politischen Akteuren im November 2023 in einem Potsdamer Hotel bekannt worden war, bei dem rassistische Themen auf der Tagesordnung standen, stiegen die Teilnehmerzahlen bei Versammlungen gegen Rechts im gesamten Bundesgebiet deutlich an. Auch im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord kam es in der Folge zu einer Vielzahl an Demonstrationen mit hohen Teilnehmerzahlen unter anderem in Dießen, Schondorf und Landsberg. Die Demonstrationen verliefen laut Polizei friedlich.
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