Auf welchen Dächern in der Landsberger Altstadt ist eine solare Nutzung möglich? Wo muss sie aufgrund des Denkmalschutzes ausgeschlossen werden? Und unter welchen Voraussetzungen kann sie gegebenenfalls doch realisiert werden? Diese Fragen soll der Solarrahmenplan der Stadt beantworten. Mit moderner Technik sollen Hauseigentümer, Stadträte und Verwaltungsmitarbeiter dabei erkennen können, wie eine Solaranlage auf einem Dach aussehen würde, von wo sie überhaupt zu sehen ist und welchen Einfluss sie auf die Dachlandschaft hätte.
Die Altstadtsatzung verbietet eigentlich Solaranlagen auf Dächern in der Landsberger Altstadt. Genehmigt worden ist bislang noch keine, wie es vonseiten der Stadtverwaltung heißt. Gleichwohl gibt es vereinzelte Anlagen. Entscheidender Faktor ist die Sichtbarkeit der Anlagen, wobei in Landsberg die topografische Lage eine besondere Herausforderung darstellt. Denn die Dächer der Altstadt sind deswegen nicht nur vom Boden aus sichtbar, sondern etwa auch vom Schlossberg, von der Kurve der Neuen Bergstraße oder vom Stadtmuseum aus. „Eigentlich sieht man von überall etwas“, sagte Jonas Pioch (SPD) in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses des Stadtrats, in der der Solarrahmenplan Thema war.
Referatsleiter Dr. Daniel Broschart stellte den aktuellen Stand vor. Über das Wintersemester wurde am Karlsruher Institut für Technologie am Lehrgebiet Stadtquartiers-Planung in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege ein studentisches Forschungsseminar durchgeführt. Im Rahmen des Seminars beschäftigten sich die Studierenden mit der Landsberger Altstadt und erarbeiteten die Grundlage für einen Rahmenplan Solarenergie, der in ein kommunales Denkmalschutzkonzept überführt werden soll. Der Rahmenplan könne der Verwaltung als Werkzeug dienen, um entsprechende Anträge zu bearbeiten und Transparenz für die Eigentümer herzustellen.
Die Studenten nutzten mehrere digitale Werkzeuge
Die Studenten nutzten digitale Werkzeuge wie die TwinCity3D-Plattform der Stadt (ein virtuelles 3D-Stadtmodell), den infra3D-Webclient (Ergebnisse einer Straßenbefahrung), ein 3D-Gebäude-Klötzchenmodell mit einfacher Dachform sowie ein digitales Geländemodell. Dabei wurden Grundlagen geprüft, wie allgemeine, rechtliche Festsetzungen und Denkmalschutz, Dachneigung und Dachausrichtung sowie die Sichtbarkeit in einem Abstand von 800 und 400 Metern zu historisch bedeutsamen Blickpunkten. Anhand der Eigenschaften Ensemble- und Einzeldenkmalschutz wurden die Dachflächen in Kategorien eingeteilt. Mit dem Ergebnis, dass von den rund 6900 Quadratmetern Dachfläche 15 Prozent höchste Anforderungen stellen.

Aus Sicht der Stadtverwaltung wurde mit den Seminarergebnissen eine sehr gute Grundlage zur Erarbeitung eines Solarrahmenplans geschaffen, wie Daniel Broschart in der Sitzung sagte. Mit dem Einsatz digitaler Werkzeuge sei ein neuer und bisher einmaliger Ansatz entwickelt worden. Aus der Zusammenführung der bisherigen Arbeiten sowie der Erweiterung um die verbleibenden Teilgebiete der Altstadt könne die Grundlage für den Solarrahmenplan fertiggestellt werden. Die Verwaltung empfahl daher, die studentischen Arbeiten im Sommersemester fortzuführen. Dem stimmte der Bauausschuss mit einer Gegenstimme zu. Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV) zeigte sich tief beeindruckt von den bisherigen Ergebnissen und ist überzeugt, dass der Solarrahmenplan ein wichtiges Werkzeug ist.
Kritik kam von Hans-Jürgen Schulmeister (Landsberger Mitte), der sich trotz gesetzlicher Lockerungen gegen Solaranlagen in der Altstadt stellt. „Ich wünsche mir weiterhin eine restriktive Anwendung der Altstadtsatzung“, sagte er. Roger Mandl (Grüne) war anderer Meinung: „Wenn wir die Altstadt bei der Energiewende mitnehmen wollen, müssen wir solche Anlagen zulassen.“ Es gebe mittlerweile auch Solarpaneele in roter Farbe. Glänzende rote Dächer sieht er nicht als großes Problem, auch wenn die Dachlandschaft von oben einsehbar ist. Zweiter Bürgermeister Moritz Hartmann (Grüne) lobte den Solarrahmenplan, mit dessen Hilfe Hauseigentümer wüssten, in welche Kategorie ihr Gebäude fällt und welche Anforderungen eine Solaranlage erfüllen müsse. Im Bauausschuss müsse dann nicht mehr jeder Einzelfall diskutiert werden.
Sabrina Sommer vom Landesamt für Denkmalpflege sprach von „herausragenden Ergebnissen“ der studentischen Arbeiten. Ihre Behörde stimme auch mit den darin festgelegten Kategorien weitgehend überein. Mit dem Rahmenplan stehe der Stadt ein neues Planungsinstrument zur Verfügung, das auch in anderen Städten Anwendung finden könne.
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