Alkoholverbot rund um Bahnhöfe: Das Problem wird nur verlagert
Immer mehr Städte verbieten Alkohol rund um ihre Bahnhöfe. Warum sie die Probleme damit nicht lösen.
Bahnhöfe sind seit jeher beliebte Treffpunkte für Trinker. Doch während sich früher zwei, drei friedliche „Landstreicher“ ein paar Bier reingekippt haben und dann auf einer Bank weggenickt sind, treffen sich heute in einigen bayerischen Städten Horden von Trinkern und Drogenabhängigen. Das ist zu einem echten Sicherheitsproblem geworden. Pöbeleien, Drogenhandel und Gewalttaten haben rund um die Bahnhöfe zugenommen. Und ganz oft war Alkohol im Spiel. Was wäre also sinnvoller, als ihn zu verbieten?
München hat mit einem nächtlichen Alkoholverbot bereits große Erfolge erzielt. Die Zahl der Straftaten rund um den Hauptbahnhof ist deutlich zurückgegangen. Und die Abschreckungspolitik hat die Trinker zum größten Teil vertrieben. Zumindest vom Bahnhof.
Denn selbstverständlich sind all diese Menschen noch da, saufen weiter und nehmen weiter Drogen – irgendwo außerhalb des Blickfeldes von Polizei und Sozialarbeitern. Und sie haben immer noch dieselben Probleme: keine Arbeit, Sucht, Krankheit. Bahnreisende, Bahnmitarbeiter und Passanten mögen sich rund um den Bahnhof sicherer fühlen, doch die Trinker und Junkies treffen sich nun vielleicht auf Spielplätzen in Wohngebieten. Das Problem wird nur verlagert.
Viele der gescheiterten Existenzen brauchen Hilfe. Die können sie aber nur bekommen, wenn man sie irgendwo findet. Betreute Treffpunkte für Süchtige, wie sie Augsburg und München eingerichtet haben, sind der richtige Weg. Die Szene nur mit einem Alkoholverbot aus der öffentlichen Wahrnehmung zu verdrängen, hilft am Ende keinem. Das haben die Städte erkannt.
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