Die Spur des Giftanschlags auf den russischen Ex-Spion Skripal und dessen Tochter führt wohl zu Wladimir Putin. Der Kalte Krieg kehrt zurück.
Es gibt kaum einen Zweifel daran, dass Russland hinter dem Anschlag auf den russischen Ex-Spion, dessen Tochter und einen ebenso lebensgefährlich verletzten englischen Polizisten steht. Bei dem Attentat handelt es sich nicht etwa um einen Realität gewordenen „Agententhriller“, sondern um ein besonders perfides Mordkomplott. Erhärtet sich der Verdacht, könnte die Spur mutmaßlich zu Wladimir Putin selbst führen, da ein solches Attentat so kurz vor der Präsidentenwahl kaum ohne Rückendeckung von ganz oben erfolgen würde.
Unter Putin: Sittenverfall und Unberechenbarkeit
Selbst im Kalten Krieg galt für West und Ost das Leben ausgetauschter Agenten als Tabu. Der Anschlag ist ein Zeichen, wie brachial der Sittenverfall und die Unberechenbarkeit unter Putin voranschreiten. Putin konnte Russland politisch und wirtschaftlich nie wesentlich stärken. Die einstige Großmacht fiel von der Augenhöhe mit den USA weit hinter Europa und China zurück.
Nicht mit eigener Stärke, sondern Aggressivität und Angriffen auf die Stabilität westlicher Demokratien will Putin aufholen: Er versprüht überall das Gift des Nationalismus, auf das viele im Westen hereinfallen. Russlands Cyberattacken bedrohen Europa an besonders empfindlichen Stellen. Der Kalte Krieg kehrt zurück. Europa muss nun Härte zeigen.
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Liest man die Artikel und Kommentare zum Verhältnis mit Russland dann hat man den Eindruck, dass der Kalte Krieg voll im Gange ist. Auch wenn geschrieben wird, dass keine Beweise vorliegen, dass Russland den Mordanschlag auf den russischen Ex-Spion und dessen Tochter in England verübt hat, wird Russland und sogar Putin persönlich für schuldig erklärt. Man muss kein Freund Russlands, um das Spiel zu durchschauen. Jeder Mord ist aufzuklären und der oder die Mörder sind zu verurteilen. Hier wird jedoch ein Konflikt eskaliert, an dem der Westen mit der Nato-Osterweiterung, dem Aufkündigen des ABM-Vertrages und dem Aufbau einer gegen Russland gerichteten Raketenabwehr zur Verhinderung eines atomaren Zweitschlages und der Sanktionspolitik nicht unschuldig ist. Man kann Russland wegen seiner Politik in der Ukraine und der Krim nicht allein als Schuldigen ausmachen. Während des letzten Kalten Krieges sind wir um Haaresbreite der atomaren Vernichtung entgangen. Wollen wir wieder in der Angst vor einem Krieg leben? Statt den Konflikt weiter anzuheizen ist Deeskalation angesagt. Wir wollen in Frieden leben und dazu gehört auch, sich mit seinen Gegnern zu verständigen, statt sie zu verteufeln.
Ihr "Kommentar" Herr Pohl, hat etwas von dem was man gemeinhin Märchen nennt.
Diesen abscheuliche Anschlag ohne Fakten Russland, dem offiziellen meine ich, zuzuordnen ist abenteuerlich. Die von Ihnen beschworene Rückkehr des Kalten Kriegs ist noch abenteuerlicher.
Die gegen das Genfer Protokoll verstossende Zugangsverweigerung für russische Experten ist das bis dato einzig faktische, neben dem Anschlag selbst.
Neben kurzfristigen Zielen soll wohl der Boden - der politische und gesellschaftlich-emotionale - für eine NATO-Osterweiterung zum Beispiel geschaffen werden. Putin verteufeln ist wohl zum Hobby geworden; dabei kann man von den wirklichen Veränderungen internationaler, d.h. weltweiter Strukturen ablenken.
Allmählich muss doch beim Blick in die USA und nach Fernost klar sein, dass Europa seine Sicherheit insbesondere aus guten Beziehungen zu seinen unmittelbaren Nachbarn zieht.