Im Intrigantenstadl
Die FDP arbeitet sich an Guido Westerwelle ab
Die FDP macht ihrem Ruf als Intrigantenstadl auch als Regierungspartei alle Ehre. Minister, Abgeordnete und Präsidiumsmitglieder, die Guido Westerwelle öffentlich ihre Loyalität versichern, diskutieren in kleinen Kungelrunden bereits die Choreografie eines Putsches. Der erste Landesvorsitzende hat den Rücktritt des Parteichefs gefordert – und die Anführerin der Bundestagsfraktion antwortet auf die Frage, ob Westerwelle noch einmal kandidieren solle, nur lapidar: „Ich wünsche mir ein Ende der unsinnigen Personaldiskussionen.“ Das kann alles bedeuten, eine Solidaritätsadresse ist es nicht.
Mit destruktiver Lust arbeiten die Liberalen ein konfuses erstes Regierungsjahr auf. Dass Westerwelle nach fast zehn Jahren als unangefochtene Nummer eins plötzlich zur Disposition steht, liegt dabei in der Natur der Sache. So konsequent, wie er sich die Partei in guten Zeiten unterworfen hat, so rücksichtslos rechnet sie nun, da Hunderte von Abgeordneten im Bund und in den Ländern um ihre Mandate zittern, auch mit ihm ab. Dass das Angebot an Alternativen besorgniserregend klein ist, dass die Krise der Liberalen womöglich viel existenzieller ist: Das blenden Heckenschützen wie der Hesse Jörg-Uwe Hahn gerne aus. Sie brauchen ein Ventil, um ihren Frust über den tiefen Fall der Partei abzulassen – und haben in Westerwelle das perfekte Opfer gefunden.
Natürlich wird er um sein Amt kämpfen, vielleicht sogar über das Dreikönigstreffen hinaus. Sollte die FDP in Stuttgart aus der Regierung und womöglich auch noch aus dem Landtag fliegen, wird der Parteichef nicht mehr zu halten sein.
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