Die NRW-Wahl hilft Laschet nicht und schadet Scholz

13.09.2020

Die CDU gewinnt bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen. Warum Armin Laschet das im Kampf um den CDU-Vorsitz nicht helfen wird.

Armin Laschet stand gar nicht auf den Wahlzetteln, über ihn abgestimmt wurde trotzdem. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident von der CDU konnte vor den Kommunalwahlen in seinem Bundesland noch so oft das Gegenteil beteuern – die 14 Millionen Wahlberechtigten hatten bei ihrem Votum natürlich auch seine Ambitionen im Blick, CDU-Vorsitzender und Kanzlerkandidat zu werden. Für den Aachener ist das Ergebnis dieses Wahlsonntags ein zwiespältiges: Das Ergebnis der letzten Kommunalwahlen konnte den ersten Prognosen zufolge knapp gehalten werden.

Damit hat Laschet wie gewünscht den bundesweiten Trend für die CDU bestätigt. Einen bemerkenswerten Ausschlag nach oben gab es allerdings nicht, und den hätte der CDU-Politiker für seine bevorstehenden Absichten gut gebrauchen können. Denn die Eroberung des CDU-Throns ist längst noch kein Selbstläufer.

Laschet muss an seinem Profil feilen

Im Vergleich zu seinen Herausforderern im Rennen um den CDU-Vorsitz konnte sich Laschet bislang noch nicht entscheidend absetzen. Friedrich Merz und Norbert Röttgen dürfen sich ebenfalls Hoffnungen machen, die CDU in die neue Parteiära ohne die so populäre Angela Merkel zu führen. Am Montag wird die Parteispitze die Modalitäten des CDU-Bundesparteitags festlegen, der an einem Tag am ersten Dezemberwochenende in Stuttgart stattfinden soll.

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Norbert Röttgen: Das ist der Mann, der CDU-Chef werden will
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Norbert Röttgen, 54 Jahre alt, ist seit 1994 Mitglied des Bundestages. Der Jurist wurde in seinem Wahlkreis jedes Mal direkt gewählt.

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Im Januar 2005 wurde Röttgen Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion. Vorgeschlagen hatte ihn die damalige CDU-Vorsitzende und Fraktionschefin Angela Merkel.

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2009 berief Kanzlerin Angela Merkel Röttgen in ihr Kabinett, er wurde Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. 2010 wurde Röttgen außerdem einer der stellvertretenden CDU-Vorsitzenden.

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Als Umweltminister äußerte sich Röttgen kritisch gegenüber der Atomkraft - das brachte ihm in der Partei einige Kritik ein. Kritik gab es auch bei der Einführung von E10, da der Verkauf des Bio-Kraftstoffs hinter den Erwartungen zurückblieb.

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2010 befragte die CDU in Nordrhein-Westfalen ihre Mitglieder, wer der neue Landesvorsitzende werden solle. Norbert Röttgen lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Armin Laschet (links).

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Röttgen ging als Sieger aus dem Duell hervor. 2012 forderte er bei der Landtagswahl in NRW Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) heraus.

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Vor der Wahl 2012 geriet Röttgen mehrfach in die Kritik. Unter anderem, weil er sich nicht klar dafür aussprach, im Fall einer Wahlniederlage in NRW in die Opposition zu gehen.

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Die Wahl wurde ein Desaster für die CDU und Röttgen. 26,3 Prozent waren das bis dahin schlechteste Ergebnis in NRW, Röttgen verlor dazu noch seinen eigenen Wahlkreis. Hannelore Kraft (rechts) blieb Ministerpräsidentin.

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Die Wahlniederlage war der Wendepunkt in Röttgens Karriere. Über die Liste hatte er zwar ein Mandat für den Landtag, dieses lehnte er aber ab.

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Auch Angela Merkel reagierte auf die Wahlniederlage: Sie entließ Umweltminister Röttgen. Sein Nachfolger wurde Peter Altmaier (Mitte).

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Röttgen wurde zuerst Mitglied, 2014 dann Vorsitzender, des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages. Im Bild ist er als Außenpolitik-Experte zu Gast in der Talkshow "Anne Will".

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Am 18. Februar 2020 verkündete Röttgen, dass er als Nachfolger von Annegret Kramp-Karrenbauer CDU-Vorsitzender werden möchte.

Laschet muss und wird die Zeit bis dahin nutzen, an seinem Profil zu feilen. Viel Arbeit hat er da auch deshalb noch vor sich, weil es mit dem CDU-Vorsitz nicht getan wäre. Laschet muss so überzeugend werden, dass ihn danach auch die CSU als Kanzlerkandidaten akzeptiert und nicht aus ihren Reihen den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder in die Kandidatur drängt.

Annalena Baerbock und Robert Habeck dürften sich durch die NRW-Wahl bestätigt fühlen

Was für Armin Laschet gilt, gilt auch für den SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz. Und der kann sich über das Ergebnis in Nordrhein-Westfalen überhaupt  nicht freuen. Etwa acht Punkte haben seine Sozialdemokraten auf die letzte Wahl laut Prognose ungefähr abgeben müssen. Das ist ein Debakel und es schadet Scholz. Seine Kandidatur hat den Abstieg der Genossen in Nordrhein-Westfalen nicht aufhalten können. Das ist bitter für eine Partei, die hier in guten Zeiten im Land auch schon mal 50 Prozent der Stimmen und mehr holen konnte.

Ganz stark hingegen die Grünen. Sie konnten auf ihr Ergebnis der letzten Kommunalwahlen mehr als sieben Prozentpunkte drauflegen und zeigen, dass ihre guten Umfragewerte im Bund kein Strohfeuer sind. Die Grünen beweisen damit, dass sie die Wählerinnen und Wähler auch da überzeugen, wo Politik beim Bürger direkt ankommt – in den Rathäusern und Kommunalparlamenten.

Die beiden Parteivorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck dürfen sich bestätigt fühlen und können weiterhin in aller Ruhe unter sich ausmachen, wer die Partei als Spitzenkandidatin oder Spitzenkandidatin in den Bundestagswahlkampf führt. Eine Gelassenheit, die sie sich bei Union und SPD nach diesem Wahlsonntag nicht leisten können.

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