Lettlands Euro-Beitritt: Ein ungünstiger Zeitpunkt
Gerade jetzt, da die Euro-Krise noch nicht richtig überwunden ist, drängt mit Lettland ein neues Kind in die Euro-Familie. Das Land wächst zwar, seine Wirtschaft ist aber anfällig.
Etwas überrascht ist man da, staunt und fragt sich, ob sich hier der nächste Krisenkandidat einreiht. Zumindest aber ist der Zeitpunkt des Beitritts ungünstig.
Sicher, es war die Idee der Gründerväter des Euro, dass schrittweise alle EU-Staaten der Währungsunion beitreten. Wer die Maastricht-Kriterien einhält, der hat das Recht, in die Familie aufgenommen zu werden. Nach all dem, was Europa in den letzten Monaten aber an Erschütterungen erlebt hat, muss bezweifelt werden, ob dieser Automatismus noch richtig ist: Die Krise hat gezeigt, dass vor allem die ungefestigten Volkswirtschaften an den Rändern Europas schnell notleidend werden können. Ihr Wachstum beruhte teils auf Immobilienblasen (Spanien, Irland), teils auf einem aufgeblähten Finanzsektor (Zypern).
Freilich, Lettland wächst. Es ist ein fleißiges Land, das hart für den Euro-Beitritt gearbeitet hat. Tatsache ist aber auch, dass seine Wirtschaft anfällig ist: Im Jahr 2009 brach sie zum Beispiel kurzerhand um 19 Prozent ein. Mit dem Beitritt zum Euro vergibt sich das Land nun auch die Möglichkeit, in so einem Fall über eine eigene Geldpolitik das Wachstum zu fördern.
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