Immer mehr Syrer in Deutschland lösen sich aus der Schockstarre, die nach der brutalen Eskalation in ihrer Heimat einsetzte. Es tut sich etwas. Die Zahl der interreligiösen und ethnisch gemischten Initiativen wächst. Es wird gemeinsam Geld für Flüchtlinge gesammelt und – was noch schwieriger ist – für Menschen, die in Syrien ausharren oder ausharren müssen, Hilfe organisiert. Es wird aber auch diskutiert über eine Zukunft nach Assad.
Die Muslimbrüder setzen, eine satte sunnitische Bevölkerungsmehrheit im Rücken, auf einen religiös geprägten, starken Zentralstaat. Ein Modell jedoch, das von anderen Ethnien und Religionsgemeinschaften gefürchtet wird. Zu Recht. Denn das heterogene Syrien kann nur dann auf Frieden hoffen, wenn verhindert wird, dass offene Rechnungen mit Gewalt beglichen werden. Rache müssen gerade die Christen fürchten, die zwar Assad in ihrer Mehrheit gewiss nicht liebten, aber dessen Schutz schätzten. Angst vor Rache haben auch die Alawiten, auf die sich das Regime stützt, während viele Kurden auf Autonomie setzen.
Es droht ein blutiger Dauerkonflikt, in dem ausländische Mächte mitmischen – wie einst im Libanon. Föderale Elemente, garantierte Selbstbestimmung für alle Religionen könnten das Land retten. Eine, zugegeben, vage Hoffnung. Aber immerhin eine Hoffnung.