Lebenslang Justizopfer
Viereinhalb Jahre saß Harry Wörz unschuldig im Gefängnis. Das Verfahren gegen ihn dauerte 13 lange Jahre. Einmal wurde er verurteilt, zweimal freigesprochen.
In diesem einzigartigen Fall gibt es nur Verlierer: Den aufgeriebenen Harry Wörz selbst. Seine Ex-Frau, die nach dem Mordversuch hirngeschädigt und ohne Sprachvermögen ist. Die Polizei, die offenkundig bei den Ermittlungen gepfuscht hat, weil sie möglicherweise einen Kollegen decken wollte. Und letztlich auch die deutsche Justiz, die 13 Jahre für ein endgültiges Urteil gebraucht hat.
Der Fall Harry Wörz ist ein Justizskandal erster Güte. Er zeigt Schwächen im System auf. Diejenigen fühlen sich bestätigt, die sagen, dass die Gerichte zu langsam arbeiten. Zudem sind die Hürden für ein Wiederaufnahmeverfahren in Deutschland zu hoch. Auch Richter können irren, und im Verlauf eines Verfahrens können neue Beweismittel auftauchen. Bestes Beispiel: Gegen den damaligen Geliebten von Wörz’ Ex-Frau wird jetzt weiter ermittelt.
Harry Wörz wurde in den Mühlen der Justiz zermalmt. Den Freispruch hat er dem zähen Kampf seines Anwalts Hubert Gorka zu verdanken. Die Richter haben nach dieser langen Zeit endlich ein nachvollziehbares Urteil gefunden. Das ist aber ein schwacher Trost. Für die Ermittler und Richter muss der Fall eine Warnung sein: Jeder kann unschuldig in Verdacht geraten – aber niemand darf dann so behandelt werden wie Harry Wörz.
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