Schwarzer Peter im Spiel
CSU-Chef Seehofer sollte Peter Gauweiler dankbar sein, dass er einer der vier Stellvertreter werden will.
Der „Schwarze Peter“, wie sich Peter Gauweiler ab und an mal selbstironisch auf die Schippe nimmt, ist immer für eine Überraschung gut. Das spürt im Moment die eigene Partei. Denn von den großen CSU-Strategen hatte offenbar keiner den streitbaren Münchner Politiker als möglichen Partei-Vize auf der Rechnung. Keiner wollte den „Schwarzen Peter“ haben – und so hat sich der Mann einfach selbst ins Spiel gebracht.
Dabei sollte CSU-Chef Horst Seehofer dem Vorsitzenden des Unterausschusses „Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik“ dankbar sein, dass er einer der vier Stellvertreter werden will.
Gauweiler, der sich zuletzt als Eurohilfen-Kritiker über Parteigrenzen hinaus einen Namen gemacht hat, lässt die Menschen nicht kalt. Er polarisiert – wenngleich nicht mehr so stark wie früher. Vor allem aber: Er kann dazu beitragen, Teile der konservativen Wählerklientel wieder einzufangen, die der CSU im Laufe der vielen Regierungsjahre abhandengekommen ist.
Und ist der Parteivorsitzende glücklich über die unangekündigte Kandidatur seines Parteifreundes? Er sollte es, denn nur so wachsen die Chancen, dass es dann doch verhindert wird, einen farblosen Europa-Abgeordneten Ingo Friedrich durch einen farblosen Verteidigungsstaatssekretär Christian Schmidt zu ersetzen.
Die Christsozialen haben nun die Möglichkeit, statt gediegener personeller Langeweile mit der Hilfe Gauweilers in Schwung zu kommen. Aber die CSU muss einen Preis dafür bezahlen: Gauweiler will seiner Partei den auch mit ihrem Vorsitzenden verbundenen Schlingerkurs in wichtigen Fragen wieder abgewöhnen. Abzuwarten bleibt, ob ihm das gelingt. Jedenfalls wird es spannend in der CSU. Wer hätte das noch vor Kurzem gedacht?
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