Untergangsstimmung
Das Ende der schwarz-gelben Koalition liegt förmlich in der Luft.
Bei den Liberalen herrscht Untergangsstimmung. Ihnen steht das Wasser bis zum Hals, die nächste Welle bei den Wahlen in Berlin am Sonntag könnte sie schon hinwegspülen. Philipp Rösler, gerade etwas mehr als 100 Tage als Parteichef im Amt, muss ums Überleben kämpfen, die jüngsten Wahlniederlagen werden nicht mehr seinem ungeliebten Vorgänger Guido Westerwelle angelastet, sondern ihm.
So klammert er sich mit dem Mut der Verzweiflung an das letzte Thema, von dem er sich noch Rettung verspricht, und geht beim Thema Euro-Rettung auf Distanz zu Angela Merkel. Nicht einmal ein öffentlicher Rüffel der Kanzlerin kann ihn von seiner Meinung abbringen, im Gegenteil. Rösler sucht geradezu den Konflikt mit dem großen Koalitionspartner, weil er glaubt, mit diesem Thema zwar spät, aber nicht zu spät doch noch beim Wähler punkten zu können.
Es ist ein Spiel mit dem Feuer, gefährlich und unkalkulierbar. Rösler legt nicht nur die Hand an die schwarz-gelbe Koalition, auch wenn er treuherzig das Gegenteil beteuert, sondern verunsichert auch die europäischen Partner und die hypernervösen Finanzmärkte. Wenn schon der Vizekanzler der stärksten Volkswirtschaft Europas nicht mehr an die Rettung Griechenlands glaubt, wer sollte es dann noch tun?
Eigentlich kann Merkel dem Treiben ihres unberechenbaren Partners nicht mehr lange tatenlos zusehen. Das Ende der schwarz-gelben Koalition liegt förmlich in der Luft. Die SPD stünde, wie schon bei der Bewältigung der Finanzkrise nach der Lehman-Pleite, als verlässlicher Partner zur Verfügung. Und die FDP könnte sich als Euro-skeptische Partei in der Opposition regenerieren. Falls dies überhaupt noch möglich ist.
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