Startseite
Icon Pfeil nach unten
Meinung
Icon Pfeil nach unten

Alter neu denken: Generationen vereinen für eine starke Zukunft

Kommentar

Keine Panik vor dem demografischen Wandel!

    • |
    • |
    Bayern, Bad Füssing: Ein älteres Paar geht durch einen Park.
    Bayern, Bad Füssing: Ein älteres Paar geht durch einen Park. Foto: Armin Weigel, dpa

    „Respekt vor dem Alter!“ Das ist so ein Spruch, der angestaubt klingt, fast altbacken. Aber er gilt heute mehr als je zuvor, dafür spricht nicht nur der Anstand, sondern auch der Blick in die Zukunft – Deutschland wird immer älter. Schon bei der Bundestagswahl 2025 bilden Senioren eine Macht, jeder vierte Wahlberechtigte ist über 70 Jahre alt. 2050 wird laut Prognosen jeder zehnte Deutsche über 80 sein und zur Gruppe der Hochaltrigen gehören. Graue Aussicht? Leere Rentenkassen, übervolle Pflegeheime, bröckelnde Strukturen? Der demografische Wandel weckt in vielen Köpfen Angstbilder. Aber Panik hilft nicht. Wir müssen stattdessen lernen, das Alter neu zu denken. Vielfältiger, kostbarer, klüger – generationsübergreifend.

    Alle Generationen müssen gemeinsam an der Zukunft arbeiten

    Die Bundesregierung hat gerade ihren neunten Altersbericht vorgelegt, eine Sozialstudie zum Thema. Der Bericht beschreibt ein Bild, das sich viele Jüngere von der älteren Generation malen – das Bild „des freundlichen, aber inkompetenten alten Menschen.“ Und mit diesem Kopfkino beginnt das Problem, wenn man das Alter nicht ernst nimmt und es belächelt. Bis es einen selbst trifft, ganz unvorbereitet, denn alt werden will jeder, alt sein lieber nicht. Umso wichtiger, das Altwerden schätzen zu lernen, um einen Plan zu entwickeln mit Lust an der Zukunft.

    Fest steht: Die demokratische Macht liegt bei den Senioren, sie bilden die wachsende Mehrheit – und die Jugend die Minderheit. Das lässt viele junge Menschen ratlos zurück. Sie fühlen sich ohnmächtig im Streit um Klimaschutz, um Probleme im Schulsystem, um Zukunftsgerechtigkeit – ihre Interessen. Umso wichtiger wird es, die Älteren für sich zu gewinnen, zwischen Generationen ins Gespräch zu kommen. Zukunftsräte fordert der Sozialwissenschaftler Sebastian Kurtenbach – Gremien, in denen die Jugend ihre Stimme einbringt, politische Positionspapiere formuliert, die von Gemeinde- bis Bundesrat gelesen werden müssen. Und lassen sich die Gruppen nicht verbinden? Die Jüngsten mit den Ältesten in einem Generationenrat, in einem Mit- statt Gegeneinander.

    Der demografische Wandel rückt Senioren in die Machtposition

    Wer dicke politischen Bretter bohren muss, dem helfen keine Kampfansagen, der braucht Verbündete und gemeinsame Ziele. Wie wollen wir in einer schrumpfenden, alternden Gesellschaft die soziale Infrastruktur stabil erhalten, nicht nur in Pflege und Gesundheitsversorgung? Und wo ist der mutige Vorstoß für eine schmerzhaft nötige Rentenreform, die den Jungen die Angst vor Altersarmut nimmt? Das sollte doch die Älteren ebenfalls interessieren. Auch hier hilft Wertschätzung: Wir müssen Senioren, die aus Leidenschaft auch noch mit 70 Jahren und mehr arbeiten wollen, die Entscheidung leichter machen. Reizvoller. Das ist keine Frage von Charity, wir werden das Potenzial brauchen in der alternden Gesellschaft. 13 Prozent der Rentner sind heute erwerbstätig, noch viel mehr engagieren sich freiwillig und ehrenamtlich für die Gesellschaft, gut 50 Prozent der 65- bis 74-Jährigen.

    Schon deshalb müssen wir das Alter wertschätzen, als Antrieb – auch für Generationengerechtigkeit. Denn es sind nicht nur junge Menschen, die sich für die Zukunft der Demokratie einsetzen. Omas for Future, Omas gegen Rechts, das sind nur zwei Beispiele, die das Klischee widerlegen von den Alten, die angeblich nicht zu gewinnen sind für Zukunftsthemen. Es lohnt sich, das olle Klischeebild vom Lebensalter zu entstauben und mit neuen Allianzen Generationen zu verbinden. Und wer Respekt zeigt vor dem Alter, kann denselben Respekt auch für sich einfordern.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden