A8: Spezieller Split soll "Holperstrecke" verhindern
Wie ein spezieller Splitt verhindern soll, dass die neue A8 zur Holperstrecke wird. Die Betonierungsarbeiten gehen unterdessen wieder weiter.
Gianluca Beraldo, der technische Projektleiter der Betreibergesellschaft Pansuevia, gilt als ausgesprochen freundlicher und zuvorkommender Gesprächspartner. Dass der gebürtige Venezianer, der seit 2011 mit dem Ausbau der A8 zwischen Augsburg und Ulm betreut ist, mit einen hörbar italienischen Tonfall spricht, wirkt auf teutonische Ohren ebenfalls charmant. Kurz gesprochen: Man hört dem 56-Jährigen gerne zu. Nur einen Begriff spricht Beraldo mit fast spürbaren Schmerzen und erkennbarer Abscheu aus. Es handelt sich um das Wort „Holperstrecke“ – Beraldo spricht dieses Wort mit lang gezogenem Anfangsvokal als „Ooolperstrecke“ aus.
Kritik an "Holperstrecke" ärgert Beraldo
Umso mehr hat sich Beraldo über die Diskussion geärgert, die sich Ende des vergangenen Jahres entwickelte: Einige Autofahrer bemängelten das Fahrverhalten auf der neuen A8. Ihre Kritik: Die neue Fahrbahn sei holprig – eben eine „Holperstrecke“. Beraldo wehrte sich gegen diese Sichtweise. Und eine aktuelle Untersuchung spielt ihm nun in die Karten.
Grundlage waren Messwerte, die routinemäßig von der neuen Fahrbahn aufgenommen werden und die Ebenheit der Fahrbahn untersucht. Als Grenzwert für die Ebenheit der Autobahn gelten vier Millimeter Abweichung bei einer Länge von vier Metern. „Bis auf einige wenige Abweichungen haben wir diese Werte immer eingehalten“, sagt Beraldo. Mitunter seien nun kleinere Nachbesserungen nötig. Das betreffe nach Aussage des Projektleiters aber nur die Stellen, wo am Folgetag das Teilstück des vorherigen Tages weiterbetoniert wurde. „Da können kleinere Stufen drin sein, die werden aber schnell behoben“, sagt Beraldo. „Alles andere sind gefühlte Geschichten.“ Für mehr gebe es keine Grundlage: „Es gibt keinen Wunsch, keinen Grund und keine Verpflichtung dafür.“
Rot-Ton auf der Autobahn
Etwas anderes zeichnet sich seit einiger Zeit ab: Die neue Autobahn hat einen erkennbaren Rot-Ton. Das ist laut Beraldo beabsichtigt und liegt an der speziellen Split-Sorte, die für die Fahrbahn verwendet wurde. Das Material, das auf der A8 verarbeitet wurde, kommt aus Löbejün aus Sachsen-Anhalt. „Dieser Split liefert uns eine höhere Qualität“, sagt Beraldo. Im Detail soll damit die Alkali-Kieselsäure-Reaktion vermieden werden, die gemeinhin als Betonkrebs bekannt ist. Dabei reagieren bestimmte Sorten Kieselerde mit dem Beton, sobald sie Wasser ausgesetzt sind. Die Folge ist ein Alkali-Kieselsäure-Gel. Das saugt immer mehr Wasser auf, bis der Straßenbelag aufplatzt. Vor allem im Osten Deutschlands, etwa auf der A14 bei Halle, trat das Phänomen zuletzt auf.
Die Folge sind Kosten in Millionenhöhe – und eine echte „Holperstrecke“. Betonautobahnen, wie sie jetzt auf der A8 entstehen, sind deswegen beliebt, weil ihre Lebenserwartung deutlich höher ist als die von Asphaltstrecken – sofern die einzelnen Kiesel nicht diese verheerenden Reaktionen hervorrufen. Die Betonierungsarbeiten laufen seit knapp einer Woche auf der A8 wieder. Als erster Bereich soll die acht Kilometer lange Strecke zwischen Edenbergen und Adelsried in Fahrtrichtung München fertiggestellt werden. Danach geht es zwischen Zusmarshausen und Burgau und bei Günzburg, jeweils in Richtung Stuttgart, weiter – insgesamt geht es um 21 Kilometer. Für den Verkehr sollen die neuen Teilstücke spätestens am 30. September freigegeben werden.
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