Das Biotop im Flussbett: Tomaten aus dem Rhein
Das Niedrigwasser im Rhein treibt seltsame Blüten: Es erschwert nicht nur die Schifffahrt, das Flussbett ist auch zu einem Biotop geworden, in dem Tomaten wachsen.
Raffinerien drosseln ihre Produktion, weil das Niedrigwasser auf dem Rhein den Transport von Öl und Benzin erschwert, beim Chemiekonzern BASF in Ludwigshafen stockt der Nachschub für die Herstellung von Kunststoffen – und der Rhein selbst? Entwickelt sich zum vorübergehenden Biotop.
Auf den neu aufgetauchten Kiesbänken im historischen Niedrigwasser des Flusses haben sich viele Tomatenpflanzen und teilweise sogar Wassermelonen angesiedelt. „Die Samen stammen aus Kläranlagen und Küchenabfällen von Schiffen“, vermutet Andreas Sundermeier von der Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz. „Die Tomaten werden zum Teil reif. Ich habe selbst schon welche geerntet.“ Dass sich auch die ursprünglich aus Afrika stammende Wassermelone auf einigen Bänken finde, sei aber eine neue Entwicklung. Die wärmeliebenden Früchte seien mitten im Rhein aber nicht sehr groß geworden, sagt Sundermeier. Weitere trockene Sommer könnten ihre Verbreitung auf Kiesbänken noch begünstigen.
In großen Flüssen ohne Staustufen gedeihen auf Kiesbänken im extremen Niedrigwasser auch einjährige Pflanzen. Beispiele seien Mittel- und Niederrhein, die Oder und Teile der Donau. Als Beispiel nennt der Experte den Schlammling und den Roten Gänsefuß. Einjährige Pflanzen im Niedrigwasser bilden danach Samen, die im Kiesgrund mehrere Folgejahre mit höheren Wasserständen überdauern und dann keimen können. „Manche dieser Pflanzen bleiben sogar Jahrzehnte keimfähig.“ (AZ)
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