„Fußball ist eine tolle Sprache“
Ingolstadt und Kirkcaldy verbindet eine langjährige Beziehung. Nun haben die Schotten den Ingolstädtern was Neues beigebracht: „Walking Football“.
Ingolstadt Die Schotten sind ein fußballverrücktes Volk. Und das Spiel mit der runden, zu Beginn noch aus Leder bestehenden Kugel wurde ja bekanntermaßen auf der Insel erfunden. Zumindest die europäische Form, lassen wir das chinesische Ballspiel namens Cuju einfach mal außen vor. Wieso also sollten die Schotten nicht an den Regeln dieses Spiels herumexperimentieren und etwas Neues hinzuerfinden?
Das Neue ist in Zeiten zunehmender Hektik und Geschwindigkeit die Verlangsamung des Fußballspiels. Ganz so langsam, wie man aus dem Namen schließen könnte, ist es dann aber doch nicht. Denn auch beim „walking football“ wird um jeden Ball gefightet. Das konnten die deutschen Mitspieler bei einigen Freundschaftsspielen am Samstag auf dem DJK-Platz gegen eine Mannschaft aus der schottischen Partnerstadt Kirkcaldy erleben.
Wer gerne Fußball spielt - und das tun fast alle Schotten – der sollte im Alter nicht darauf verzichten müssen. So der Grundgedanke. Und deshalb wurde „walking football“, also „Geh-Fußball“ entwickelt. Zwei Mannschaften mit je sechs Spielern, die dauernd ausgewechselt werden können, kicken auf einem verkleinerten Fußballfeld und mit vereinfachtem Regelwerk. Aber es gibt auch eine ganz wichtige zusätzliche Regel. Man darf nicht rennen. Wer rennt, riskiert einen Pfiff vom Schiedsrichter. Der Ball wird nicht höher als bis zur Hüfte gespielt und muss nach drei Kontakten spätestens abgespielt werden. Außerdem gibt es keine Tacklings. Der Wettstreit ist dabei zweitrangig, der Spaß steht im Vordergrund. Wichtig sind die sozialen Kontakte in der Mannschaft und durch die Spiele. Bei den Zweikämpfen aber geht es weiterhin ordentlich zur Sache.
In Kirkcaldy gibt es nicht nur irgendeine Mannschaft. Die Küstenstadt stellt den schottischen Cupsieger. Steve MacCrimmon ist Trainer, Kapitän, Organisator und Manager der Mannschaft in Personalunion. Zum Partnerschaftsbesuch am vergangenen Wochenende hatte ihn Robert Main, Vorsitzender des Partnerschaftskomitees, mit nach Ingolstadt gebracht und gleich noch die ganze Mannschaft mitgenommen. Mit dabei auch David Torrance. Das schottische Parlamentsmitglied spielt leidenschaftlich gerne Fußball und sieht in dem Sport ein wichtiges Mittel der Völkerverständigung: „Fußball ist eine tolle Sprache, die jeder versteht.“
Und bei diesem Besuch wollten die Schotten ihren Freunden aus Ingolstadt „walking football“ schmackhaft machen. Die Spiele sollten eigentlich beim FCI stattfinden. Von dort musste man aber kurzfristig absagen. Der DJK Ingolstadt half gerne mit einem Spielfeld aus, wie Johann Stachel, Präsident des Vereins, berichtete. Er stand als einer der Zuschauer am Samstagvormittag am Spielfeldrand und freute sich über den Besuch aus Schottland. Bei Besuchen anlässlich der Städtepartnerschaft, die seit 1962 besteht, war ich seit 1968 selbst oft dabei. Ich kenne Robert Main seit 1970. Mit dem habe ich schon einige Jugendaustausche gemacht.“
Auf deutscher Seite organisierte das Treffen auf dem DJK-Fußballplatz Stefan Merkel: „Wir sind eigentlich nur eine lose Freundesgruppe, die gerne zu den FCI-Spielen geht.“ Letztes Jahr seien sie zu sechst mit in Schottland gewesen und dort sehr gastfreundlich aufgenommen worden. Die deutsche Mannschaft wurde am Samstag von schottischen Spielern verstärkt. In deren Heimat gibt es inzwischen Turniere im „walking football“ und zwei Altersklassen. Über 50 und über 65. Und tatsächlich kann man Geh-Fußball bis ins hohe Alter spielen. „Wir hoffen, hier in Ingolstadt etwas Großes anzustoßen. Und wer weiß, vielleicht gibt es bald mal ein deutsch-schottisches Turnier“, blickte Main in die Zukunft. Und MacCrimmon erklärte, dass bereits an einem World Cup herumgedacht und geplant werde. Was in Schottland mal als Aktion gegen das Übergewicht begann, fand schnell viele Freunde.
Auf dem Programm der fast 50 schottischen Gäste stand am Wochenende auch der Besuch eines FC04-Spiels, eine Stadtführung und – zum Abschluss am Montag – ein Empfang im Historischen Sitzungssaal des Alten Rathauses durch Bürgermeister Sepp Mißlbeck.
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