In der Region wird die Verteilung der Allgemeinärzte neu geregelt
Weil die Großstadt Augsburg rechnerisch an Hausärzten überversorgt ist, gibt es Änderungen zugunsten der Landkreise. Was das den Patienten bringt.
Es ist noch nicht lange her, da verkaufte Rieds langjähriger Hausarzt Dr. Arnulf Erdt aus Altersgründen seine Konzession an einen Friedberger Kollegen. Dieser versuchte lange, einen Nachfolger für Erdt zu finden. „Wie es aussieht, geht es aber bei uns im Ort nicht mehr weiter“, klagt Bürgermeister Erwin Gerstlacher.
Ärztezentren liegen im Trend, in denen der inzwischen vielfach weibliche Nachwuchs auch mal Teilzeit arbeiten kann und so Beruf und Familie unter einen Hut bringt. Ried als flächenmäßig große Kommune im Landkreis Aichach-Friedberg leidet darunter, dass es nur noch die Hausarztpraxis mit den Dres. Elisabeth und Robert Guha gibt – in Baindlkirch. Dort aber ist die Praxis an der Grenze der Belastbarkeit.
Solche Fälle wie diese soll es im Wittelsbacher Land in Zukunft nicht mehr geben. Und auch im Augsburger Land nicht. Der Aichacher Kreisentwicklungsausschuss hat einstimmig der Bildung eines neuen „Mittelbereichs Mering“ zugestimmt. Mittelbereiche – das sind jene Gebiete, in denen die Niederlassung von Allgemeinmedizinern geregelt wird.
Die Kassenärztliche Vereinigung und die Krankenkassen achten genau darauf, wie viele Ärzte sich wo niederlassen. Der Mittelbereich Augsburg ist sehr groß, hat rund 350 Ärzte – und gilt mit einem Prozentwert von 110,4 Prozent als überversorgt. Diese Zahl findet sich im Versorgungsatlas Bayern.
Wer auf dem Land wohnt, muss oft weite Wege auf sich nehmen
Bei solch großen Mittelbereichen kann sich ein Arzt im Prinzip aussuchen, wo er hingehen will. Viele zieht es in die Stadt – aus verschiedensten Gründen. Mit der Folge, dass die Landbevölkerung weitere Wege auf sich nehmen muss bei Vorsorge oder Krankheit. Das trifft besonders auf die südlichen Orte im Altlandkreis Friedberg sowie die Augsburger Landkreisstädte Bobingen und Königsbrunn zu, weil sie in einem „Bedarfstopf“ mit Augsburg sind.
Das Stadt-Land-Gefälle bedeutet zwar nicht zwangsläufig, dass die kleineren Ortschaften unterversorgt sind. Es bedeutet aber im Gegenzug auch nicht, dass die medizinische Betreuung überall gleich gut ist. Im Friedberger Land gibt es als „weiße Flecken“ beispielsweise die Schmiechen und Steindorf. Um nun weitere Abwanderungen von Ärzten in die Großstadt oder städtische Bereiche wie Friedberg zu unterbinden, soll der Mittelbereich Augsburg also aufgeteilt werden.
Im neuen Mittelsbereich Mering (in der Grafik rosa) gibt es derzeit 48 Mediziner. Sie oder ihre Nachfolger können sich künftig nur innerhalb dieses Gebiets verändern. Der Kreis Aichach-Friedberg hat dieses Verfahren schon erfolgreich durchexerziert – mit den Mittelbereichen Aichach und Friedberg. Und damit ist die Entwicklung noch nicht zu Ende. Auch der bald kleinere Mittelbereich Augsburg soll noch weiter aufgeteilt werden. Verwirklicht sich dieser Plan, dann bliebe Augsburg auf das reine Stadtgebiet begrenzt.
So weit ist es aber noch nicht – auch wenn Karl-Josef Spieker, der geschäftsleitende Beamte am Landratsamt in Aichach der Auffassung ist: „Mit unserem Beschluss ist das durch.“ Bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern gibt es Regionalbeauftragte. Dr. Jakob Berger aus Meitingen ist für Schwaben zuständig und sagt: „Entscheiden wird das erst noch der Landesausschuss.“
Wenn dieses Gremium, dem Ärzte, Krankenkassen und Vertreter kommunaler Verbände angehören, getagt hat, sollen nächste Woche die Ergebnisse veröffentlicht werden, wie die Pressestelle der KVB Bayern ankündigt. Spieker glaubt aber nicht mehr an Überraschungen: „Die Detailanalyse hat stattgefunden und das jetzt vorliegende Ergebnis gezeigt. Ich gehe nicht davon aus, dass sich noch etwas ändern wird.“
Noch gibt es nur die Aussicht auf neue Praxen auf dem Land
Damit sind zwar noch keine Konzessionen vergeben, dürfen sich Patienten noch nicht sofort über neue Praxen auf dem Land freuen. Aber sie haben die Aussicht, dass es so kommt. So wie in Merching. Dr. Erwin Glas sucht nach 30 Jahren im Beruf einen Nachfolger. Er will, dass seine Praxis am Ort weitergeführt wird. Mit dem Mittelbereich Mering steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es klappt. Und die Patienten werden es danken: „Die meisten Patienten finden es sehr praktisch, zu Fuß her laufen zu können.“
Auch Rieds Bürgermeister wird sich über die Bereichsteilung freuen. Denn mit der aktuellen Planung für ein neues Ortszentrum ist auch ein Standort für Arztpraxen verbunden. Dann wäre auch seine Kommune wieder besser versorgt.
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