Vor welchen Herausforderungen Ordensleute stehen
Repräsentanten von Orden aus ganz Europa tagen in Roggenburg. Sie sprechen über die Zukunft der Klöster und die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen.
Rund 50 Repräsentanten von apostolischen Orden aus ganz Europa treffen sich in diesen Tagen im Prämonstratenserkloster Roggenburg. Bei der 19. Generalversammlung der Union der europäischen Konferenz der Höheren Ordensoberen/innen, kurz UCESM, sprechen sie über aktuelle Fragestellungen der Ordensleute. Zum Beispiel darüber, wie sich die Klöster für die Zukunft aufstellen.
Die Corona-Epidemie allerdings wirft ihren Schatten auch auf diese Konferenz: Denn gerechnet hatte der Verband ursprünglich mit mehr Teilnehmern, berichtete Pressesprecher Arnulf Salmen am Dienstag. Doch auch in kleinerer Runde widmen sich die Patres und Schwestern in Roggenburg fünf Tage lang dem Leitthema ihrer Zusammenkunft: „Gemeinsam unterwegs, um uns den Herausforderungen des Ordenslebens in Europa zu stellen“.
In den meisten Ordensgemeinschaften fehlt Nachwuchs
In den Fokus rücken die Ordensleute unter anderem die Frage nach dem Nachwuchs, denn aktuell mangelt es in den meisten Ordensgemeinschaften an jüngeren Neuzugängen. „Manche Klöster bestehen nur noch aus zwei bis drei Mitgliedern, die sich auch nicht mehr finanzieren können. Für sie wollen wir Solidarität herstellen, wir lassen sie nicht alleine“, berichtete am zweiten Tag der Konferenz die Dominikanerin und UCESM-Generalsekretärin Marjolein Bruinen.
Das Problem der fehlenden Nachfolger bestehe tendenziell eher im Westen. In Osteuropa träten aktuell mehr junge Leute in Klöster ein. Interesse bestehe aber auch im Westen, etwa daran, das Klosterleben kennenzulernen: „Man spürt doch wieder, dass die Leute nach einer anderen Dimension suchen“.
Vereint in ihrem christlichen Glauben, müssen die internationalen Ordensvertreter aber doch die Verschiedenheiten der europäischen Länder überbrücken. „Zu den Herausforderungen für uns gehört, dass Europa eben sehr unterschiedlich ist“, erklärte Bruinen und ergänzte: „Im Westen sind die Ordensleute vielfach schon alt, während die Glaubensgemeinschaften in Osteuropa erst wiederaufgebaut werden mussten. Dazu kommt, dass die einen eher nach festen Strukturen suchen, andere wünschen sich Freiheit und Flexibilität.“
Die Konferenz endet mit einem Besuch in Augsburg
Außerdem setzen sich die Ordensleute mit den in den vergangenen Jahren ans Licht gekommenen Missbrauchsfällen aus der Vergangenheit auseinander. „Umgehen müssen wir alle auch mit dem Problem des Missbrauchs, ob er auf körperlicher oder psychischer Ebene geschah“, sagte die Dominikanerin. „Was den Opfern geschehen ist, ist sehr schlimm, und es ist ein großes Übel, dass das so lange vertuscht wurde. Wir müssen darauf achten, dass die Opfer gehört werden und dass sie auch finanzielle Hilfen erhalten.“
Im Rahmen der Veranstaltung stehen auch die Vorstandswahlen der UCESM an. Die Konferenz endet für die Ordensleute am Freitag mit einem gemeinsamen Besuch in Augsburg. Die UCESM vertritt 38 nationale Konferenzen der Höheren Oberinnen und Oberen von Ordensgemeinschaften aus 28 europäischen Ländern und damit circa 195.000 Ordensmänner und Ordensfrauen in ganz Europa.
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