Wohin sollen die Jugendlichen im Bärenkeller?
Der Stadtjugendring fordert von der Stadt mehr Engagement. Es wäre einiges zu tun.
Es ist kühl an diesem Nachmittag an der Hirblinger Straße. Zwei Jungs sind damit beschäftigt, ihren Jugendtreff „Blockhütte“, der tatsächlich eine Hütte ist, mit weiteren Graffiti zu besprayen. Sonst ist hier momentan nichts los.
Den Vertretern des Stadtjugendrings (SJR) kommt das nicht zupass, denn sie wollten eigentlich demonstrieren, dass das Häuschen als Treffpunkt für Jugendliche aus dem Bärenkeller bei Weitem zu klein ist. Andererseits lässt sich an diesem Tag gut demonstrieren, dass der Hütte neben Stromanschluss und Sanitärräumen auch eine Heizung fehlt.
Das Grünamt der Stadt hat nach den Worten von Sabine Fischer, der SJR-Regionalleiterin Nord, vor einiger Zeit die Hütte an den Mittleren Schleisweg transportiert. Im Inneren steht ein blaues Sofa; mehr Platz ist praktisch nicht. Maximal acht Leute können sich hier aufhalten – wenn sie Lust auf enge Tuchfühlung haben.
Außerdem wird inzwischen zweimal wöchentlich ein offener Pausenhof an der Bärenkellerschule angeboten, wo Jugendliche sich drei Stunden lang beschäftigen können. Bis dahin gab es nur den Kirchplatz als Treffpunkt, der noch immer recht beliebt ist. Anwohner beklagen sich immer wieder mal über Lärm und herumlungernde Jugendliche. Das wird wohl auch so bleiben, denn die städtischen Angebote reichen nach Ansicht des SJR längst nicht aus, um die jungen Leute von der Straße zu holen.
Es wird reglementiert, aber nichts gebaut
„Es wird überwiegend nur reglementiert, aber nichts für sie gebaut“, sagt Fischer. Der Geschäftsführer des SJR, Helmut Jesske, pflichtet ihr mit etwas schärferen Worten bei: „Für kleine Kinder baut man Paläste, für die Jugendlichen tut es offenbar eine solche Hütte.“
Jesske ist der Ansicht, dass Schüler a priori das Recht haben, sich zu treffen, um miteinander ihre Freizeit zu verbringen, Sport zu treiben oder Feste zu feiern. Aber erst wenn Schwierigkeiten auftreten, etwa durch Alkohol und Drogen, komme die Stadt zu dem Schluss, etwas tun zu müssen. Bisher gibt es nicht in jedem Augsburger Stadtteil einen Jugendtreff.
Im Bärenkeller sind die Probleme glücklicherweise nicht signifikant. Sie treten höchstens punktuell auf. Der neue Streetworker Lukas Detsch bietet eher präventiv am Freitagabend eine Anti-Alkohol-Veranstaltung an, wo alkoholfreie Cocktails gemixt und probiert werden können. Er lädt dazu mit Flyern ein.
Konflikten zwischen verschiedenen Ethnien wird durch Fußballturniere an der Oase in Oberhausen vorgebeugt, wo Jugendliche erfahren, dass man nicht unbedingt schlägern muss, um sie zu lösen.
300 Jugendliche könnten durch Jugendarbeit angesprochen werden
Was wäre aus Sicht des SJR im Bärenkeller zu tun? Jesske schätzt, dass es hier rund 300 Jugendliche gibt, die durch Jugendarbeit angesprochen werden können. Um einen Teil von ihnen kümmern sich Sportvereine, Rettungsdienste oder die Kirchen. Die übrigen müssten von der offenen Jugendarbeit angesprochen werden.
Im Bärenkeller drohen zumindest potenziell Probleme. Hier sind Obdachlose und Asylbewerber untergebracht. In den Bärenkeller ziehen eher sozial Schwache. Die Mieten sind wegen der schlechten Verkehrsanbindung in die Innenstadt nicht so hoch.
Jesske und Fischer erkennen an, dass die Stadt den Bedarf zumindest teilweise erkannt hat und die Zahl der Streetworker bis 2020 auf insgesamt zehn verdoppelt. Aber ohne einen angemessenen, attraktiven Treffpunkt gehe es nicht. „Wir würden auch suchen helfen, wenn die Stadt das wollen würde“, sagt Jesske.
Im Amselweg stehen etwa einige Läden leer, aber für den SJR ist undurchschaubar, wem die gehören. „Wir sind auch mit Stadträten in Kontakt“, fügt Fischer hinzu, „es ist nicht einfach, bei dem angespannten Immobilienmarkt passende Räume zu finden. Vielleicht ließe sich zumindest temporär etwas machen.“
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