Zwischen Kirche und Küche
Florian Geis ist seit 25 Jahren Pfarrer. Heute betreut er vier Kirchen in der Innenstadt und im Textilviertel. Zum Jubiläum offenbart der gebürtige Augsburger auch seine weltliche Seite
Die Einladungskarte zum Silbernen Priesterjubiläum ziert das „Handwerkszeug“ des Gastgebers. Florian Geis hat dafür keine professionelle Agentur bemüht, sondern das Motiv selbst entworfen. Zu sehen sind sein Kelch, sein Hostienteller und eine Stola. Dass neben dem Heiligen Florian auch der Heilige Ulrich auf dem Titelbild verewigt ist, hat seine Bedeutung. Der Jubilar stammt aus der Innenstadt-Pfarrei St. Ulrich und Afra. Und dort hat er vor 25 Jahren seine erste Messe nach der Priesterweihe gefeiert. „Neben der Malerei ist vor allem die Druck- und Werbegrafik mein Steckenpferd“, verrät der Pfarrer.
Obwohl sich Geis bereits sehr früh für das Priesterdasein entschied und mit 24 Jahren Bayerns jüngster Pfarrer war, liebäugelte er als junger Mann mit einem Studium an der Akademie für Bildende Künste in München. Auch ein Leben für die Musik hätte sich der Geigenspieler, Komponist und Opernfan vorstellen können. Doch Gott war letztlich stärker als Goya oder Wagner.
Heute, wo der mittlerweile 49-Jährige als Leiter der großen Pfarreiengemeinschaft St. Georg, St. Max und St. Simpert sowie Rektor von St. Sebastian manchmal nicht mehr weiß, ob er mehr Seelsorger oder Manager ist, erholt er sich vom dicht getakteten Alltag beim Malen oder Zeichnen. Das hat er auch manchmal bitter nötig: „Die Berufswahl habe ich noch nie bereut. Aber ich stöhne schon über die oft erdrückende Last des Berufs mit all dem Ärger und der vielen Verantwortung“, gibt er zu. Besonders wehtue es ihm, wenn Entgleistungen einzelner zu einer Generalverurteilung aller Priester führten. Die Kirche sei da schon ein lohnendes Ziel. Spätestens, wenn Florian Geis dann aber einen „seiner“ drei Kindergärten besucht und er von den Kleinen freudig begrüßt wird oder er Menschen in Notlagen helfen kann, ist sämtlicher Groll verflogen.
Oder, wenn er sich für die Helferfeste und die „Currywurstparty“ (mit selbstkreierter „extra scharfer“ Soße) in die Küche begibt. Da können es schon mal 100 Essen werden wie in der Großgastronomie. Geis schnippelt und brutzelt aber auch für sich selbst fast jeden Tag, „quer durch die kulinarische Welt“. Beim Kochen erklärt sich seiner Meinung nach der weise Spruch des Aristoteles – „Das Ganze ist mehr, als die Summe seiner Einzelteile“ – am besten. Und da wäre auch noch der Garten. Seit seiner Zeit in Söcking hat Florian Geis ein Faible für Rosen. „68 Stöcke habe ich damals gepflanzt.“ Heute wünschte er sich manchmal mehr Zeit, um sein „Paradies“ hinterm Pfarrhaus von St. Georg ausgiebig zu pflegen. Immerhin, das Grün bleibt in Form: „Damit mir das Rasenmähen mehr Spaß macht, habe ich mir vor ein paar Jahren ein Go-Cart geleistet“, verrät er.
Am vergangenen Sonntag blieb jegliche Gartenarbeit liegen. Da feierte Geis in St. Georg, seiner Stammpfarrei, sein Silbernes Priesterjubiläum. Dass er es genießt, bei feierlichen Gottesdiensten als Hauptakteur zu agieren, gibt er gerne zu. Andererseits sagt er: „Priester zu sein, ist eine schöne Sache, weil man immer wieder spürt, dass es nicht auf unsere eigene Leistung ankommt, sondern, dass der Herrgott selbst mitwirkt und führt.“
Apropos führen: Von seinem Firmpaten Hanns-Joachim Marschall, dem früheren Leiter der Puppenkiste, lernte Florian Geis mit den „hölzernen Stars an Fäden“ umzugehen. Zu seiner Firmung bekam er einen von Marschalls Frau Hannelore geschnitzten Harlekin geschenkt. „Und zu meiner Priesterweihe habe ich mir dann ganz frech mich selbst gewünscht. Und so gibt es mich tatsächlich zweimal“, sagt der Pfarrer mit einem Grinsen. Diesmal hat sich Geis von seinen Gratulanten und der Gemeinde für sich persönlich gar nichts gewünscht, dafür aber Spenden für die weitere Renovierung von St. Georg. Und das neue Messgewand, das er erstmals am Sonntag trug? „Das habe ich mir selbst geschenkt.“
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