Wie das neue Orff-Museum aussehen könnte
Die Jury des Gestaltungswettbewerbs für ein neues Carl-Orff-Museum in Dießen kürt zwei Entwürfe zu Siegern. Worin sich die beiden Modelle unterscheiden und wie es jetzt weitergeht
„Sie sehen, es ist eine gute Idee, ein neues Carl-Orff-Museum zu bauen.“ Mit diesen Worten begrüßte Judith Janowski, Generalsekretärin der Carl-Orff-Stiftung, ihre Gäste bei der Präsentation und Preisverleihung des Architektenwettbewerbs, der sich genau mit diesem Thema beschäftigt. Gut ein Dutzend Gäste rückten im Ausstellungsraum an der Dießener Hofmark zwischen den 19 Wettbewerbsarbeiten, die dort noch bis Ende der Woche präsentiert werden, zusammen.
Anlässlich des 125. Geburtstags des großen Musikers und Komponisten im kommenden Jahr beabsichtigt die Carl-Orff-Stiftung, das Museum von der Hofmark 3 an den Ziegelstadl 1 zu verlegen, um das Anwesen, in dem Orff bis zu seinem Lebensende wohnte, zukünftig einem breiten Publikum zu öffnen.
Dort, so Dießens Bürgermeister Herbert Kirsch, der dem Stiftungskuratorium angehört, soll ein Museum entstehen, das sich an Besucher aus der Region, aber auch an ein überregionales Publikum von Kultur- und Musikinteressierten sowie an die internationale Gemeinschaft der Orff-Experten gleichermaßen richtet. Das neue Museum, so Kirsch, verstehe sich als generations- und kulturübergreifende sowie familienfreundliche Institution für Bildung und Kommunikation.
Um die baurechtlichen Grundvoraussetzungen zu schaffen, wurde ein offener Realisierungswettbewerb durchgeführt, der wegen seiner städtebaulichen und kulturellen Wirkung auf den Hauptort Dießen mit Mitteln der Städtebauförderung gefördert wurde. Wie Kirsch berichtete, nahmen 19 Planungsbüros aus Deutschland und dem benachbarten Ausland daran teil. Es sei immer der Wunsch von Liselotte Orff und Ziel von Stiftung und Gemeinde gewesen, das bundesweit einzige Carl-Orff-Museum in Dießen zu erhalten, und auf dem Anwesen am Ziegelstadel zu verankern.
Wie Professor Diplom-Ingenieur Christian Schiebel (Regierung von Oberbayern) berichtete, wurden in der Sitzung des Preisgerichts zwei zweite Plätze und zwei Anerkennungen vergeben, die jeweils mit einem Preisgeld von 13500 Euro beziehungsweise 8500 Euro dotiert sind. Insgesamt zwölf Stunden habe die Jury getagt und intensiv diskutiert. Eine wichtige Frage sei dabei gewesen: Wie geht man mit der langen, hölzernen Pergola um, die das Wohnhaus und das Arbeitshaus Orffs auf dem seit 2018 denkmalgeschützten Anwesens verbindet? Der Entwurf des Büros Reichel und Schlaier Architekten aus Stuttgart (Anerkennung) hatte die Pergola mit einem lang gestreckten, massiven Holzbau mit landwirtschaftlicher Anmutung hinterlegt. Eine zweite Anerkennung gab es für das Architekturbüro Murr aus Dießen, dessen Intention es sei, einen archaischen Baukörper zu planen, der sich unmittelbar an die Nordseite des Anwesens schmiegt, ohne den Charakter eines dritten Gebäudes zu erwecken.
Zwei völlig eigenständige und geradezu konträre Entwürfe, so Schiebel, seien jeweils mit einem zweiten Preis ausgezeichnet worden. Der Entwurf des Büros „dasch zürn+partner“ aus Stuttgart zeige eine reine Dachkonstruktion aus hochwertigen Materialien wie Holz, Cortenstahl und Glas, die, so die Intention der Planer, wie eine Erdscholle in der Landschaftsidylle wirke. Zugleich wirke das separate Gebäude in gebührendem Abstand zur nördlichen Pergola sehr modern und konkurriere in keiner Weise mit dem Bestand. Dies sei auch einer der Gründe, weshalb es, ebenso wie der weitere Zweitplatzierte aus München, bei den Denkmalschützern in der Jury gut angekommen sei. Eine ebenfalls hochkarätige Lösung präsentierte nämlich das Münchner Architekturbüro Meck, bei der Wohnhaus, Arbeitshaus und Museum zu einem Dreigestirn mit schönem Eingangsbereich zusammengefügt werden. „Man wird regelrecht hineingezogen“, so Schiebel. Bemerkenswert sei die Dachform des an der Nordseite situierten Anbaus, der Formen des „Sonnenrads“ zitiere, das als Kunstwerk den Garten des Anwesens schmückt.
Allen Arbeiten gemeinsam sei der respektvolle Umgang mit dem Bestand und das Bestreben, sich in Form und Material in die Landschaft einzufügen. Grundsätzlich, so Schiebel, habe das neue Carl-Orff-Museum das Zeug, ein Publikumsmagnet – ähnlich wie das Franz-Marc-Museum in Kochel oder die Sammlung Campendonk in Penzberg – zu werden. Im Rahmen eines Vergabeverfahrens werden die zweitplatzierten Architekturbüros ein Angebot vorlegen, auf dessen Grundlage sich Gemeinde und Stiftung entscheiden. Zugleich wird ein Bebauungsplan für das Grundstück erstellt. Ziel sei es, so Kirsch, „das Museum möglichst bald zu eröffnen.“ Die Arbeiten sind bis 5. August täglich von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr im Carl-Orff-Museum zu sehen.
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