
Austausch zwischen Landwirten und Konsumenten

Zwei Exkursionen führen auf den Besthans-Hof nach Kirchheim-Derndorf und zu Heike Hartwich nach Bedernau
Mitglieder des Bund Naturschutz haben sich auf dem Besthans-Hof von Familie Lochbrunner in Derndorf von einer nachhaltigen Landwirtschaft begeistern lassen. Auf einer augenscheinlichen Wiese stehend, erklärten Junior Albert und Senior Hans, dass dies ihr Acker sei: Hier wachse im Zuge der Dreifelderwirtschaft ein Wintergetreide, im Folgejahr die Sommerfrucht, woraufhin das Feld dann ein Jahr brachliegt. Dadurch, dass nicht gepflügt, sondern nur geschält wird, bleiben die Samen für die Brachzeit sowie das gesamte Bodengefüge inklusive Mikroorganismen erhalten. Im vergangenen Trockenjahr erzielte die Familie so eine Rekordernte.
Durch die flache Bodenbearbeitung haben die Lochbrunners keine Schwierigkeiten mit der Versandung der Böden. Die intakte Humusauflage speichere das Regenwasser optimal. Auf versandeten Böden hingegen fließe es auf den Hügeln des Kirchheimer Umlandes oberflächlich ab und führe zu Erosionsschäden. „Der Klimawandel stellt auch uns vor Herausforderungen“, sagt Lochbrunner, fühlt sich aber mit seinen robusten Getreidesorten gut vorbereitet. Sie bringen zwar weniger, dafür aber gleichmäßigeren Ertrag, auch bei extremem Wetter. Die Lochbrunners haben ein Hanffeld und halten Ochsen für den Eigenverzehr. Ihr Mist bringt Nährstoffe zurück auf die Äcker. Die wenige anfallende Gülle wird früh im Jahr und höchstens noch einmal im Herbst bei tiefstehender Sonne ausgebracht. Eine Blühwiese hat die Familie ebenfalls angelegt, nötig wäre sie allerdings nicht: Die Felder der Lochbrunners liefern bereits seit 30 Jahren nicht nur Getreide, sondern das ganze Jahr über Nahrung für Insekten.
In der Woche zuvor hatte Heike Hartwich in Bedernau auf ihren Bio-Acker eingeladen. Sie beliefert mit „Frische Kiste“ wöchentlich Kunden mit Obst und Gemüse, aber auch mit Käse und weiteren lokalen Produkten. Auf rund 3000 Quadratmetern nahe der Bedernauer Therme baut Hartwich einige ihrer Produkte selbst an, darunter Salate, Schalotten, Karotten, Rote Bete, Mangold, Petersilie, aber auch Koriander und Zuckererbsen. Wasser gibt es auf dem Acker nur, wenn es regnet. Lediglich beim Einpflanzen der vorgezogenen Pflänzchen wird kräftig angegossen.
Hartwich hat Agrarwirtschaft mit Schwerpunkt ökologischem Landbau studiert und auf mehreren ökologisch wirtschaftenden Höfen gearbeitet. Sie weiß: Pflanzen können sich gegenseitig im Wachstum fördern oder behindern. In der Mischkultur halten beispielsweise Zwiebeln die Möhrenfliege fern und Möhren die Zwiebelfliege. Statt auf Schädlingsbekämpfung setzt Hartwich auf Pflanzen-Stärkung, etwa mit Schachtelhalm- oder Brennnessel-Jauche. Läuse holen sich die Marienkäfer und Raupen auf Kohl werden von Hand abgesammelt.
Zwischen dem Gemüse dürfen Blumen wachsen: Die Besucher entdecken Borretsch, Flockenblumen, Acker-Minze und Melde. Für Wildbienen und andere Bestäuber macht außerdem ein Stück Wildblumenwiese den Acker attraktiv. Ein Himbeer-Hain begrenzt eine Seite der Fläche. Bei Holunderschorle wurden hilfreiche Tipps ausgetauscht: Bei Blattläusen geduldig auf die Nützlinge warten und die Lebensbedingungen für diese verbessern, indem man Laubhaufen platziert; Mulchwürste aus gerolltem Gras bieten Futter für Regenwürmer und schützen vor Austrocknung. (mz)
des Bund Naturschutz gibt es immer wieder. Mehr auf „Ortsgruppe Mindelheim“ unter https://memmingen-unterallgaeu.bund-naturschutz.de/
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