Kinderschuhe vor Unterallgäuer Rathäusern: „Diese Entwicklung ist besorgniserregend“
Plus Auch in Bad Wörishofen standen Kinderschuhe vor den Rathäusern. Die Aktion stammt laut Rechtsextremismus-Experte Sebastian Lipp aus der Szene der Querdenker. Dass einigen Eltern dieser Umstand und die Symbolik nicht bewusst sei, hält er für sehr bedenklich.
Zwischen selbst gebastelten Plakaten standen unlängst Kinderschuhe vor dem Bad Wörishofer Rathaus. Hier wie im ganzen Unterallgäu und im gesamten Bundesgebiet hatten sich Eltern einem stillen Corona-Protest angeschlossen. Mit der Aktion wendeten sie sich gegen geltende Maßnahmen der Corona-Beschränkungen im Umfeld von Kita-Kindern, Schülerinnen und Schülern. „Kinder brauchen Bildung“ steht beispielsweise auf einem Plakat. Von manchen kritisch gesehen wird auch das regelmäßige Testen symptomloser Kinder. Als Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) die Aktion vor dem Rathaus mitbekam, kam er vor das Gebäude und mit mehreren Müttern ins Gespräch. Er zeigte Verständnis für alle Beteiligten und die nun seit Monaten andauernde, schwierige Situation im Kita- und Schulumfeld. Die Bilder der aufgereihten Kinderschuhe samt Grablichter assoziieren einige allerdings mit dem Holocaust im Dritten Reich. Auch eine empörte MZ-Leserin meldete sich und verwies auf Tausende tote jüdische Kinder in den Konzentrationslagern. Die Teilnehmer hingegen distanzieren sich von den Vorwürfen, oder geben an, nichts von einer solchen Symbolik zu wissen. Diesen Umstand nennt Rechtsextremismus-Experte Sebastian Lipp sehr bedenklich.
Der Journalist Lipp beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der rechtsradikalen Szene in unserer Region. „Diese Entwicklung ist besorgniserregend“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Die „Aktion Kinderschuhe“ stamme ursprünglich aus der Querdenkerszene, sagt Lipp. Die ersten Aufrufe, berichtet er, seien durch die Querdenkergruppen in diversen Kanälen gelaufen. Von dort hätte die Aktion auch außerhalb der Szene ihre Kreise gezogen. So habe die Querdenkerszene weit in bürgerliche Kreise vordringen können. „Das ist Kalkül. Mit dem langfristigen Ziel, sich in der Außenwirkung und der Öffentlichkeit eine moderate Position zu schaffen“, sagt der Rechtsextremismus-Experte. „Und das ist ganz offensichtlich auch aufgegangen.“ Bundesweit hatten sich im April Menschen zu Protestaktionen getroffen, um sich für die Rechte ihrer Kinder starkzumachen – zuletzt auch in Bad Wörishofen und anderen Orten im Unterallgäu.
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