
Wo Sissi tanzt und Roboter musizieren

Beim Blasmusik-Cup im Festzelt trumpfen die Kapellen mit irren Stories auf
Was der Rosenmontag für die Kölner, das ist der Blasmusikcup für das Kammeltal. Die Musikkapellen aus Oberrieden, Nasssenbeuren, Stetten, Westernach, Ober- und Unterkammlach steigern sich seit Jahren. Was da im Festzelt zu Oberkammlach abging, das machte auch die ASM-Vertreter Franz Pschierer und Andreas Lutz sprachlos.
Innerhalb von 20 Minuten spulten die Musikanten jeweils ein Feuerwerk ab, der Funke sprang über und das Zelt tobte auch noch lange nach der Pokalübergabe. Stetten und Oberkammlach mussten sich den ersten Platz teilen. Platz drei ging nach Westernach.
Vorsitzender Jörg Menzel von den Oberkammlacher Musikanten erläuterte zu Beginn die Modalitäten. Im 20-minütigen Musikprogramm mussten jeweils ein Walzer, ein Marsch und eine Polka enthalten sein, ansonsten waren der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Und das hatten die Kapellen wörtlich genommen, denn beim Wettbewerb wurden die irrsten Geschichten auf die Bühne gebracht.
Unterkammlach hatte das Startlos gezogen. Sie erzählten die passende Geschichte zum derzeitigen Bilderbuchwetter. Sie zeigten, was an einem schönen Frühlingstag so alles passiert: Sonnenanbeter, Hobbygärtner und Blumen waren da zu sehen. Doch bald tanzte, wie vom Wetterfrosch prophezeit, das Männerballett als dunkle Wolken auf die Bühne. Begonnen hatte alles mit dem Marsch „Die Sonne geht auf“.
Der Musikverein Stetten als Nummer zwei präsentierte ein Erfinder-Labor. Dies spuckte zunächst einen Roboter aus, der funkensprühend Musik machte. Überhaupt wurde in der gesamten Präsentation Musik mit ungewöhnlichen Instrumenten erzeugt: Töne aus Leitungsrohren, Lieder von der Luftpumpe bis hin zum Fahrradsattel. Und dazwischen ein tolles Solo von zwei Tenorhörnern.
Die Oberkammlacher ließen die Geschichte des Ortes Revue passieren. Von Jägern und Sammlern bis hin zu den Franzosenkriegen. Da durfte auch eine Nachbildung der Brücke von Kammlach, die eine wichtige Rolle spielte, nicht fehlen. Neu für den Beobachter war sicher, dass auch Sissi mit ihrem König schon über diese Brücke gegangen war. Die erste Tankstelle kam 1950 und passend dazu der Evergreen „Drei Freunde“. Der Klamauk endete mit einem Ausflug in die Hippie-Zeit. Den Bogen zur Neuzeit schlug der amtierende Bürgermeister und Schirmherr Josef Steidele, der in die Fußstapfen von Sissi trat.
Eine Geschichte aus dem Leben schrieb die Blaskapelle Nassenbeuren. Die Lovestory begann mit Anbaggern an der Bar und endete, wie es sich gehört, am Traualtar. Zum Finale versammelte sich eine große Hochzeitsgesellschaft samt Pfarrer auf der Bühne. Die Story endete mit dem Lied „Nur der Gedanke, dass ich dich einmal verlieren könnt“.
Einen Tatort verlegte die Musikkapelle Oberrieden nach Oberkammlach. Zwei schwarz gekleidete Damen entführten kurzerhand einen Musiker, nach zähen Verhandlungen gab es eine Lösegeldzahlung, doch die Bösen hatten die Rechnung ohne die Polizei gemacht. Und am Ende landeten die Mädels hinter Gitter.
In den Himmel entführten die Westernacher. Aloisius war mit den Getränken nicht einverstanden. Das Himmelslabor wurde bemüht. Doch alles, was dort produziert wurde, vom bunten Schnaps bis zum griechischen Wein samt hübschen Mädels, nichts mundete dem überlästigen Bayern auf der Wolke. Erst als am Ende ein „Storchen-Weizen“ kredenzt wurde, war der himmlische Friede wieder hergestellt.
Dann hatte die Jury, darunter die neue Miss ASM, Steffi Frey aus Dirlewang bei ihrem ersten Einsatz, die Qual der Wahl. Am Ende lagen Stetten und Oberkammlach punktgleich beieinander. ASM-Präsident und Staatssekretär Franz Josef Pschierer fällte das salomonische Urteil: Er stiftete noch einen zweiten Pokal. Bei der Pokalübergabe geriet das Zelt endgültig aus dem Häuschen.
Die Haselbacher Musikanten nahmen den Ball auf und jagten auch die ruhigsten Zeitgenossen auf die Bänke. Irre, was sich da auch noch weit nach Mitternacht abspielte.
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