"Die Kirche erntet nun, was sie gesät hat"
Türkheim/Amberg Gleich zu Beginn bestätigt sich ein altes Vorurteil: "Die Deutschen sind sehr pünktlich. Wenn wir uns für 10 Uhr verabreden, kommen wir mindestens eine halbe Stunde später. Wir sind zufrieden, wenn der andere kommt - egal wann. In Deutschland kommen die Leute eher zehn Minuten vor zehn", sagt Clecio Emanuel de Lima e Silva und lacht sein gewinnendes Lachen. Mit "wir" meint der neue Kaplan der Pfarreiengemeinschaft Türkheim seine brasilianischen Landsleute, die sich in ihrer Mentalität auch sonst erheblich von den Deutschen unterscheiden: "In Brasilien gehen die Leute gleich auf einen Fremden zu, sie sind sehr spontan - und gar nicht organisiert, ich auch nicht. Die Deutschen schauen, lassen sich Zeit. Dann kommen sie schon und sind sehr freundlich. Aber zuerst beobachten sie."
Trotz derartiger Unterschiede ist der 35-Jährige jedoch überzeugt, dass Südamerikaner und Deutsche sehr gut zusammenpassen. "Ich liebe Deutschland. Ich liebe zwar auch meine Heimat, aber ein Teil meines Herzens ist Deutscher", sagt er. Wie zum Beweis trägt er eine Armbanduhr, ohne die er sich keinen Deutschen vorstellen kann. Der ständige Blick auf die Uhr erzeuge zwar Stress, "aber ohne geht es einfach nicht".
Seit 1. September wohnt Clecio Emanuel de Lima e Silva im Amberger Pfarrhaus, zuvor hat er bereits ein Jahr als Kaplan in Ichenhausen bei Günzburg gewirkt. Für ihn, der in Brasilien in der quirligen Metropole Rio de Janeiro gelebt hat und diese Zeit begeistert, als "die schönsten Jahre meines Lebens" bezeichnet, ist das freilich eine erhebliche Umstellung: "Rio de Janeiro hat einen besonderen Charme. Das ist eine Stadt mit allem, was man sich wünscht: Meer, Berge und Wald. Das ist alles ganz nah", schwärmt er. Allerdings habe er damals gar nicht gewusst, wie schön der Sommer ist. Das habe ihn erst der europäische Winter gelehrt.
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