Fall Hübener
29.03.2016

Die Suche nach dem Mörder geht weiter

Von Markus Heinrich

Es war die heißeste Spur seit 20 Jahren. Was seither geschah

Kann einer der großen ungelösten Mordfälle Bayerns geklärt werden? Es sah ganz danach aus – vor mehr als zwei Jahren. Damals präsentierten Kripo und Staatsanwaltschaft Memmingen einen Verdächtigen im Fall des getöteten Rechtsanwalts Norbert Hübener aus Bad Wörishofen – 20 Jahre nach der Tat. Ein Bericht unserer Zeitung hatte damals den Ausschlag dafür gegeben, dass sich ein bislang unbekannter Zeuge bei den Ermittlungsbehörden gemeldet hatte. Aus Angst vor diesem Verdächtigen hatte er all die Jahre geschwiegen.

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Die Behörden gingen in der Folge an die Öffentlichkeit, erhöhten die Belohnung auf 15000 Euro, 10000 Euro davon stammen aus Hübeners Verwandtschaft. Man erhoffte sich Hinweise zu den verdächtigen Personen, zu Geldabhebungen und zum Tatmotiv. Auch sollte eine noch unbekannte Frau identifiziert werden.

Zwischenzeitlich ist es in der Öffentlichkeit wieder ruhiger um den Fall geworden. Ein Täter wurde bislang nicht präsentiert. „Das Ermittlungsverfahren in Sachen Norbert Hübener ist anhängig“, teilte Susanne Fritzsche, Gruppenleiterin der Staatsanwaltschaft Memmingen auf Nachfrage mit. „Eine abschließende Entscheidung wurde noch nicht getroffen.“ Wo sich der Verdächtige aufhält, ob die Ermittler seiner habhaft werden konnten, ob sich neue Erkenntnisse ergeben haben: Dazu äußert sich Fritzsche derzeit nicht. Allerdings könnte es in wenigen Monaten Neuigkeiten geben, sagt sie.

Immerhin, Mord verjährt nicht. Und so besteht noch die Chance, dass der Fall, der damals bundesweit Schlagzeigen machte, aufgeklärt wird.

Der neue Zeuge gab den entscheidenden Hinweis auf einen heute etwa 52-jährigen Mann aus dem ehemaligen Jugoslawien. Zur Tatzeit wohnte er in der Nähe Hübeners in Bad Wörishofen. Hübeners Wohnung lag im ersten Stock eines Hauses am Gärtnerweg. Wie sich herausstellte, handelt es sich um jenen Mann, den die Polizei schon vor 20 Jahren mithilfe eines Phantombildes suchte. Der Mann, der als Handwerker tätig war, saß bereits elf Jahre in Deutschland im Gefängnis, wegen Raubdelikten, wie die Polizei im Sommer 2013 mitteilte. Weil er dabei mit gestohlenen EC-Karten Geld von den Konten der Opfer abgehoben hatte, ergibt sich eine Verbindung zum Mordfall Hübener. Mit dessen EC-Karte wurden nach der Tat 17100 Mark abgehoben, etwa 12000 Mark allein Anfang November 1993 in der Augsburger Maximilianstraße. Im Sommer 2013 teilte die Kripo Memmingen mit, der Verdächtige sei ins Staatsgebiet des ehemaligen Jugoslawien zurückgekehrt. Anklage wurde damals nicht erhoben, dazu reichten die Erkenntnisse nicht.

Die Ermittler präsentierten 2013 auch einen möglichen Komplizen. Der 47-jährige Mann, der zur Tatzeit in Türkheim gelebt hatte, war allerdings im März 2013 überraschend im Alter von 47 Jahren gestorben, ohne Fremdverschulden, wie es heißt. Der Verdacht gegen den Mann habe sich erst nach dessen Tod ergeben, sagte die Polizei damals. Auch nach einer Frau sucht die Kripo mit Hochdruck – und das schon seit 20 Jahren. Es gibt ein Phantombild, aber keinen Hinweis auf ihre Identität. Sie wurde im Zusammenhang mit den Geldabhebungen in Augsburg beobachtet. Ob sie an dem Mord beteiligt war, ist aber fraglich. Die Polizei hatte keine entsprechenden Hinweise.

Der Fall hatte auch deshalb bundesweite Aufmerksamkeit erfahren, weil die Ermittler lange Zeit glaubten, dass ein ungewöhnliches Hobby des Anwalts mit dem Mord zu tun haben könnte. Er fertigte Aktfotos von Frauen an und erstellte daraus eigentümliche Fotomontagen. Die Polizei fand damals rund 150 Abbildungen. Das Motiv „Die Nackte und der Tod“ lag direkt neben der Leiche. Das Bild wurde 1995 auch in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ gezeigt. Heute weiß man, dass die Fotos mit dem Mord nichts zu tun haben.

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