"Ihr Musici, frisch auf!"
Kirchheim Der Ratschlag, den Hans Leo Hassler in seinem Trinklied gegeben hat "…lasst doch hören die lieblich Kunst, tut euch zusammenkehren…" wäre für das Jubiläumskonzert, das die Kirchheimer Spielleut um Ernst Striebel zu ihrem zwanzigjährigen Bestehen im Kirchheimer Zedernsaal gaben, gar nicht notwendig gewesen.
Sie spielten wirklich frisch und auch wohltönend kräftig auf, was auch der guten Akustik des Zedernsaales zu danken ist. Schon die Besetzung bedingt dies: Musiziert wurde ausschließlich auf Holzblasinstrumenten, so wie sie - in einer Reproduktion aus den Instrumenten-Sammlungen des Hauses Fugger des 15. und 16. Jahrhunderts ersichtlich - üblich waren. In der vorzüglichen Auswahl des Zusammenspiels der einzelnen Gattungen zeigte sich, dass nicht nur fröhlich drauflos geblasen wurde, sondern Blockflöten, Krummhörner, Pommern, Schalmeien Ducian und Schlagwerk gezielt den einzelnen Werkabschnitten zugeordnet wurde. Es war eine Freude, den Spielleuten aus Kirchheim zuzuhören, wie die Intraden, Villanellen, Pavanen, Gaillarden und andere Tanzstücke und Gesellschaftslieder aus dem 16. Jahrhundert in den charakteristischen Tonausprägungen und Lautstärken authentisch erklangen. So bliesen sie die Ronden von Tielman Susato (entstanden 1551) sehr delikat; Jacob Regnarts drei welsche Villanellen um 1580 lebten von ihrer Echowirkung: Schalmeien und Pommern wechselten mit den zarten hohen Flöten und Krummhörnern ab. Das erwähnte Trinklied "Ihr Musici, frisch auf…" von Hans Leo Hassler (Kammerorganist bei den Fuggern um 1580 in Augsburg angestellt) dürfte als sechsstimmiges Madrigal zur Bauzeit des Schlosses durch Hans Fugger in Kirchheim entstanden sein. So stimmte einfach alles: Die Wiedergabe der Bläsermusik der Renaissance, der gesellschaftliche Rahmen mit den prächtig gekleideten fünf Herren und vier Damen und - nicht zuletzt - die witzig-ironische und doch fundierte Programmführung von Jessica Striebel, die die Werke von Hassler, Regnart, Schein, Susato, Franck, Praetorius und anderen Tonschöpfern aus Italien, Frankreich und Spanien vorstellte.
Auch den zweiten Teil des Trinkliedes von Hassler beherzigten die Kirchheimer: "Ein jeder fass sein Stimm' alsbald, Tenor und Bass, Diskant und Alt". Vokalmusik gehört einfach dazu und wenn man einen gut singenden, in allen Stimmen ausgewogenen Chor wie die "Chorgemeinschaft Derndorf-Kirchheim" am Ort hat, der Tanz-, Liebes- und Trinklieder des 16. und 17. Jahrhunderts unter der Leitung von Robert Sittny überzeugend darbot, dann war man "wirklich g'fangen" (Hassler) und muss (nach Daniel Friderici) diese "edele Musik im Herzen lieben". (ah)
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