
Industrie-Denkmal auf dem Ludwigsberg

Geschichte Es ist eine glückliche Fügung, dass der Kamin der Alten Ziegelei überhaupt noch steht
Türkheim Bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts gab es im Unterallgäu eine erstaunlich große Anzahl von Ziegeleien. Große Lehmverwitterungen nördlich der Eiszeitgletscher lieferten das nötige Material. Heute erinnern nur noch Namen wie „Ziegelstadl“ an einst blühende Brennerei-Standorte. Geblieben ist die Ziegelei bei Markt Wald, in der noch heute Rohmaterial aufbereitet wird, das dann in eine hochmoderne Industrie-Brennerei nach Schwabmünchen gebracht wird.
In Türkheim hatte die Ziegelproduktion bis 1943 Bestand. Da brannte so gut wie das gesamte Fabrikgelände oben auf dem Ludwigsberg ab, zu einem Zeitpunkt, als die Besitzer jederzeit mit Bombardements der Alliierten Streitkräfte rechnen mussten. Der weithin sichtbare Turm der Ziegelei überlebte, zum ersten Mal.
Abermals stand seine Existenz auf der Kippe, als er vor etwa zehn Jahren – wohl wegen angeblicher Baufälligkeit – abgebrochen werden sollte. Es kam zu einem Prozess, den Ludwig Wiedemann, der damalige Besitzer der Alten Ziegelei, gegen das Landratsamt führte und auch gewann. Auch wenn der Kamin das einzige ist, das von der Alten Ziegelei geblieben ist – rundherum auf dem ehemaligen Fabrikgelände stehen und liegen Ruinen und Trümmer, die sich die Natur zurückerobert – macht dieses Industriedenkmal auch heutzutage noch Eindruck.
Die Geschichte der herzoglichen Ziegelhütte auf dem Ludwigsberg hatte 1675 begonnen. Herzog Maximilian Philipp, ein Bruder des damals regierenden bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria, hatte Türkheim zum Wohnsitz seiner Herrschaft Schwabeck gewählt und benötigte daher für Baumaßnahmen viel Material. Nun bestand damals eine Ziegelhütte aus einem einfachen Brennofen mit Trocknungsplätzen unmittelbar neben dem Lehmabbau.
Jeder Ziegel wurde von Hand geformt. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr dies Handwerk einen tief greifenden Wandel. Auf dem Ludwigsberg wurde 1906 von Hand- auf den Maschinenbetrieb umgestellt. Trotzdem war die Fertigung irgendwann nicht mehr wirtschaftlich genug, vielleicht waren inzwischen auch die Lehmvorräte erschöpft. So kam das Aus - die verbliebenen und unbeschädigten Maschinen wurden abtransportiert, die Gleisanlagen aufgelassen. Zurück blieben ein Turm und die Ruinen, aber es war Krieg und man hatte jetzt ganz andere Sorgen.
Bleibt die Frage, warum man überhaupt für eine Ziegelbrennerei einen so hohen Kamin bauen musste, der ja noch gar nicht so alt ist? Es wird wohl mit den veränderten Brenn-Bedingungen der industriellen Ziegelproduktion seit gut hundert Jahren zu tun haben. Und Verbrennungsrückstände und Ablagerungen im Inneren des Turms halten das schmale hohe Bauteil stabil, bis heute.
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