
Der organisierte Seitensprung

„La Mandragola“ mit viel Musik
Mindelheim Wenn das Stück stimmt, kann sich auch eine Schulaula ins alte Florenz verwandeln. Weil das Wetter zu unsicher war, musste die Aufführung von „La Mandragola“ vom kleinen Kolleghof in die Maria-Ward-Realschule verlegt werden, doch auch dort hatten die Zuschauer ein rundum gelungenes Theatererlebnis.
Florenz, 1504. Es wird Nacht. Vier Männer mit Masken ziehen los, um sich irgendeinen Wehrlosen zu schnappen, der dann das Vergnügen haben wird, mit der tugendhaften und verheirateten Lucretia das Bett zu teilen. Und die ist auch noch einverstanden, haben ihr doch sowohl Frater Timoteo als auch ihre eigene Mutter gut zugeredet. Außerdem beteiligt sich an dem Liebhaber-Raubzug sogar ihr eigener Ehemann.
Das klingt ein wenig verrückt? Nun, nicht wenn Niccolò Macchiavelli die Feder führt. Der große Freund von strategischer Planung hat mit seinem Stück „La Mandragola“ Anfang des 16. Jahrhunderts eine bitterböse Komödie geschrieben, in der es genau darum geht: ein gut organisierter Seitensprung, mit dem alle Beteiligten einverstanden sind. Zugegeben, Lucretia muss ein wenig zu ihrem Glück gezwungen werden, da hat auch Macchiavelli keine ganz saubere Lösung gefunden. Die britisch-kanadische Regisseurin Andrea Mellis hat „La Mandragola“, eine der bedeutendsten Komödien der Renaissance, für diese Inszenierung neu übersetzt. Spritzig, leicht und gefällig pendeln die Dialoge zwischen minnesängerischem Schwärmen, Hinterlist und gesellschaftspolitischen Seitenhieben, etwa über die Frauen, die zwar die „wohltätigsten Wesen, aber eben auch die lästigsten seien“.
Hinzu kommt die wunderbar stimmige Musik unter der Leitung von Maria Hahn. Die Musik ist dabei nicht nur Untermalung, vielmehr ist aus Macchiavellis Komödie eine komische Oper geworden mit außerordentlichen gesanglichen Passagen. Besonders eindrucksvoll: das Duett von Sonja Berthel als Mutter Lucrezias, und Barbara Lutz als Dienerin des Callimaco. Jens Öller als liebeskranker Callimaco ist ebenso hinreißend komisch wie souverän auf der Bühne und auch Thomas Loos als intriganter Ligurio gibt durchweg überzeugend das charmante Schlitzohr.
Es fallen in der Komödie Intelligenz und Tüchtigkeit eben nicht jenem zu, der kraft Position bereits der Stärkste und Mächtigste in diesem Reigen sein müsste, nämlich dem reichen Senator Nicia. Dieser ist einfältig, borniert und auch noch geizig – und wird dafür bestraft von den schlaueren, Callimaco und Ligurio. Macchiavelli spielt mit den Wünschen seiner Figuren, bündelt sie und beweist, dass mit guter - und logischer - Strategie auch die widersprüchlichsten Ambitionen zu einem glücklichen Ende geführt werden können, selbst für Lucretia.
Termine „La Mandragola“ wird am Freitag, 6. Juli, und Sonntag, 8.Juli, jeweils um 20.30 Uhr nochmal gezeigt. Gespielt wird im kleinen Kolleghof oder in der Maria-Ward-Realschule.
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