
Musik – „ein himmlisch Gut“

Die Stettener Musiker überzeugen ihr Publikum mit Talent und Vielfalt
In diesen trüben Wintertagen kann Musikhören nur gute Laune machen! Der Musikverein Stetten hat an zwei Tagen zum traditionellen Jahreskonzert ins Musikerheim eingeladen und unterhielt die zahlreichen Zuschauer aufs Beste.
Hochkarätig geht es los. Der langsame Marsch „Orion“ von Jan Van der Roost kommt gleich am Anfang den Sternen sehr nahe mit seinen sphärischen Klängen. Das Musik-Feeling erinnert an die „Perlenfischer“ und am Schluss an „Also sprach Zarathustra“. Ein toller Einstand! Die Moderatoren Susanne Rietzler und Peter Zech finden mit Charme und Witz immer die passenden Worten.
„Hill Country Holiday“ weckt Erinnerungen an die schönen Seiten des vergangenen Sommers. Ein rasantes Werk, vom Orchester in gerade einmal sechs Wochen einstudiert. Über 40 Mitwirkende, da kann man sich vorstellen, wie viele Proben das erfordert hat. Dazu gab es das Jahr über weitere Konzerte, Wettbewerbe, Hochzeiten… Das Zusammenspiel der Musiker ist perfekt.
Der geheimnisvolle Titel „Lux Aurumque“ („Licht und Gold“) von Eric Whitacre aus dem Jahr 2000 ist ursprünglich ein Chorstück. In der Bearbeitung für das Orchester breitet sich ein Klangteppich wie in die Unendlichkeit aus, als hätte man ein ganzes Symphonieorchester vor sich.
Das nächste Stück „The Battle of Varlar“ von Rob Goorhuis zeigt, wie man eine hochdramatische Begebenheit musikalisch erzählen kann: die Geschichte einer Schlacht aus dem 15. Jahrhundert. Eine Hymne zu Beginn – mit Trommelwirbel, Säbelrasseln – dann die Ankündigung des Kampfes mit machtvollen Orgelklängen, später das Wehklagen der Opfer – in Moll und mit vielen Dissonanzen – und dann am Ende wieder die Hymne: der Sieger.
Nach der Pause werden die Zuhörer auf den Mond entführt mit „Apollo 11“ von Otto M. Schwarz. Vom Countdown bis zur Landung mit Glockenklängen. „Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Sprung für die Menschheit“: Das geht auch musikalisch. Schon im vergangenen Jahr hatte für das Jahreskonzert in Stetten „Imagasy“ (imagination - fantasy) von Thiemo Kraas auf dem Programm gestanden. In diesem Jahr holte sich das Orchester beim Wertungsspiel in Kirchdorf eine hohe Punktzahl (95.2). Auch dieses Stück erzählt eine spannende Geschichte, mit wunderbaren lyrischen Passagen bis zum großen Finale. Und auch dieses anspruchsvolle Werk wird von den Musikern meisterhaft gespielt und interpretiert.
Jonathan Eberstein studiert am Leopold-Mozart-Zentrum in Augsburg Tuba und Blasorchesterleitung. Seit gut einem Jahr ist er Dirigent beim Musikverein Stetten. Zum zweiten Mal erscheint er beim Jahreskonzert als einziger nicht im traditionellen Gewand, sondern mit schwarzem Anzug und Krawatte.
Das lässt die Moderatorin vermuten, dass er „entweder kurz vor dem Konzert geheiratet hat“, oder dass er „nach dem Konzert noch ein Rendezvous beim Opernball hat!“ Doch er ist längst einer von ihnen. Als Dirigent hat er nicht nur den Taktstock, sondern das ganze Orchester in der Hand. Er lebt die Musik, dämpft, beruhigt, wiegt, dann wieder fordert er mit vollem (Körper-)Einsatz zu mehr Kraft und Tempo auf. Er hat das Programm zusammengestellt, und seine Musiker verehren ihn. „You´ll be in my heart“ widmen sie ihm, einen Song von Phil Collins, den man gerne mitsingen und -schunkeln möchte.
Das letzte Stück ist ein Wiegenlied für die Schneeflocke, „Snowflake Lullaby“ von Mathias Wehr aus dem Jahr 2018, das ursprünglich für Flötenorchester geschrieben wurde. Mit einem beschwingten Walzerteil, Xylofon- und Glockenspielklängen eine passende Einstimmung auf die staade Zeit. Erst wirbeln die Flocken, dann fällt ein Vorhang aus Schnee und die Musik klingt leise aus. Für das schöne Konzert gibt es viel Applaus und zwei Zugaben.
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