Literaturfestival: Diagnose Lachkrampf

Der einstige Oberarzt Ringsgwandl schlägt voll ein

Leider endet die Story tödlich. Bei einem Spaziergang mit der Ehefrau im Murnauer Moos beißt ihm ein kleiner Kampfhund – „der will doch nur spielen“ – in die Hüfte. Der Vierbeiner erleidet dabei eine Kiefersperre und hängt an ihm dran, bis nach vielen vergeblichen Versuchen, den Hund wieder los zu werden, ein Tierarzt ihn mit der Flinte einfach wegschießt. Solche und andere grotesk-komische Geschichten las der Kabarettist Georg Ringsgwandl seinen vielen Fans im Kurtheater aus seinem Buch mit dem Titel „Das Leben und Schlimmeres“ vor.

Ringswandl gastierte in Wörishofen im Rahmen des ersten Allgäuer Literatur-Festivals. Wer ihm aufmerksam lauschte, mochte sich fragen, hat er vielleicht manches selbst erlebt? Andererseits waren Ideologie, gesellschaftlicher Small Talk, öffentlicher Diskurs und behördlicher Eifer von dem Multitalent aus seinem Buch meist auswendig zitiert, von der Realität ziemlich weit entfernt. Mit spitzer Zunge und auch mal überdreht nahm er sich selbst auf die Schippe. „Wie gerne hätte ich Hochdeutsch gelernt, aber der Herrgott hat mir eine Weißwurst ins Hirn gepflanzt und nun habe ich einen Dialektminderwertigkeitskomplex“, grantelte er. Etwas unbequem klemmt er zwischen den Lesungen auf einem Barhocker und singt selbst komponierte Gstanzln zum Gitarrenspiel, lässt aber auch mit der Zither meditative Klänge auftauchen. Klanggirlanden, wie von CDs aus dem Esoterik-Shop.

Mindelheim