
Wie kommen mehr Frauen in die Politik?

Bei einer Podiumsdiskussion in Mindelheim dreht sich alles um die Frage, wie man die politischen Gremien in der Region weiblicher machen kann.
Mit der Veranstaltungsreihe „Frauen.gefragt“ will der Katholische Deutsche Frauenbund mehr Bewegung in frauenpolitische Themen bringen – und eigentlich auch in den Gestaltungswillen der Frauen – , sowie Mut wecken, sich für ihre Themen zu engagieren. Dazu organisierte der Diözesanverband Augsburg eine Podiumsdiskussion mit fünf Frauen aus der Politik und Susanne Zehentbauer als Moderatorin.
Mit Fragen zum eigenen Weg in die Politik startete die Diskussionsrunde nach den Grußworten des Zweiten Bürgermeisters Hans-Georg Wawra. „Mit der größten Selbstverständlichkeit sollten Frauen sich politische Ämter zutrauen“, meint etwa Birgit Steudter-Adl Amini, die Zweite Bürgermeisterin von Kammlach, die in ihrer politischen Laufbahn oft Frauen begegnet ist, die zwar gerne politisch aktiv wären, sich das aber nicht zutrauen. Auch das Organisationsproblem innerhalb der Familie sei immer ein Hauptargument, weshalb Frauen nicht die Zeit bleibe, politisch aktiv zu werden, sich etwa für den Stadtrat aufstellen zu lassen.
In Mindelheim war die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und politischer Arbeit ein Thema
Dieses Dilemma zu lösen, Familie und Beruf und darüber hinaus politische Arbeit nicht vereinbaren zu können, wird eine Aufgabe für die Zukunft sein. „Wir müssen die Bedingungen ändern, damit mehr Frauen in die Politik können“, schlug Doris Hofer vor, Bürgermeisterkandidatin von Bad Wörishofen. Man könnte etwa über die Anwesenheitspflicht bei Sitzungen diskutieren.
Einigkeit bestand darin, dass unbedingt mehr Frauen in die Gremien müssten, nicht nur, um wirklich unsere Gesellschaft zu repräsentieren, die zu 54 Prozent aus Frauen bestehe, sondern auch, weil nachgewiesenermaßen alle Unternehmen besser laufen, wenn eine Parität in der Führungsriege herrscht, erklärte Hofer.
Frauen bieten neben einer anderen Perspektive auf Themen auch andere Denkstrategien, so werden die gewiss höhere Risikobereitschaft der Männer abgefedert in einem sozialeren und umsichtigeren Ansatz, plädieren Sabine Slawik, die Vizepräsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes und Marlene Preißinger, die Bürgermeisterin von Unteregg. Traurig, ja geradezu absurd sei jedoch die Tatsache, dass überhaupt darüber verhandelt wird, ob eine Quote gebraucht wird, findet Hofer, wobei das vielleicht der einzige Weg hin zu einer normalen Verteilung ist.
An der Spitze brauchen Frauen Humor - Marlene Preißinger zeigte, dass sie diesen hat
Hier lohne sich ein Blick nach Frankreich. Dort habe das Paritätsgesetz von 2000 inzwischen beinahe zur Ausgeglichenheit geführt. Preißinger war mit ihrem Wortwitz eine gute Werbung für Frauen an vorderster Front und bestätigte Hofers Aussage, dass man eine gehörige Portion an Humor brauche, par excellence. Auch Martina Leipold warb überzeugend für mehr junge Kolleginnen in der Politik: „Einfach mutig sein und sich wenigstens mal eine Stadtratssitzung ansehen, das wäre doch ein guter erster Schritt.“
Slawik wünscht sich vor allem eine Solidarität unter Frauen. Immer wieder werde gerade diese verweigert, absolut nicht nachvollziehbar, dass Frauen der Erreichung der Parität damit oftmals selbst im Wege stehen. Auch nach der zweistündigen Podiumsdiskussion fand ein lockerer Gedankenaustausch statt. Im besten Fall nahmen wirklich einige Anwesenden den Mut mit nach Hause, dem Vorbild der fünf Frauen auf dem Podium zu folgen und politisch aktiv zu werden. Vier im Publikum haben den Entschluss bereits gefasst.
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