
Wie die Westernacher Musiker den Blasmusik-Cup holten

Die Westernacher Kapelle nahm das Maut-Drama aufs Korn und hatte die Lacher auf ihrer Seite - doch auch die anderen Einlagen überzeugen das Publikum.
Was den Verkehrsministern Dobrindt und Scheuer verwehrt blieb, klappte jetzt im Unterallgäu: Der Musikverein Westernach machte aus der Pkw-Maut ein Erfolgsmodell. Mit ihren Songs über den Besuch des Patenvereines St. Nicola in Österreich sangen und spielten sich die Musikanten in die Herzen der über 2000 Besucher und natürlich der Jury im Festzelt in Nassenbeuren. Auf Platz zwei landete die Musikkapelle Stetten mit dem Showblock Musikerträume, der fast schon Zirkusformat hatte. Und die Gastgeber wurden für ihre Mühen bei der Durchführung dieser Kultveranstaltung mit dem dritten Platz belohnt.
Zum 24. Mal wurde der Original Blasmusik-Cup ausgetragen, und diese urige Veranstaltung hat noch immer nichts von ihrem Reiz eingebüßt. Trotz nicht gerade optimalen Wetters kamen über 2000 gut gelaunte Besucher nach Nassenbeuren und so sah man einen fröhlichen Vorsitzenden des Bezirkes X des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes, Andreas Schuster.
Beim Cup müssen die Kapellen klassische Elemente wie Walzer, Marsch und Polka aber auch aktuelle Hits in eine möglichst stimmige und lustige Geschichte verpacken für die sie 20 Minuten Zeit haben.
Es war fast unglaublich, was sich die Musikkapellen aus Ober- und Unterkammlach, Oberrieden, Stetten, Westernach und Nassenbeuren hatten einfallen lassen.
Die Westernacher nehmen beim Blasmusik-Cup die Pkw-Maut aufs Korn
Die späteren Sieger aus Westernach nahmen die aktuelle Pkw-Maut-Debatte zum Anlass für ihre Geschichte. „Immer wenn wir unsere Freunde aus Nicola in Österreich treffen, dann gibt es heiße Maut-Debatten“, erklärt Dirigent Alfred Schneider das Programm. Und weil die Österreicher sogar das höchste EU-Gericht bemühten, wollten sie es ihnen heimzahlen.
Die Geschichte beginnt mit der Abfahrt des Busses aus Westernach nach Nicola. Und nach der Grenze hängt sich ein Polizist an den Bus.
Wie im alten Schlager „Im Wagen vor mir“ entspann sich dann eine lustige, gesungene Unterhaltung zwischen Polizist und Busfahrerin. Der Polizist: „Im Wagen vor mir fährt ein junges Mädchen; aus Westernach; so scheint es; muss sie sein. Ich weiß nicht ihren Namen und kenne nicht ihr Ziel; vom Maut bezahlen hält sie wohl nicht viel.“ Und während die Fahrerin noch sinniert „Was will der Polizist da hinter mir bloß?, schmiedet dieser schon ganz andere Pläne: „Wie schön, dass ich euch erwischt hab, jetzt wird es teuer, die Kasse klingelt!“ Und am Ende freut sich der Polizist: „In Österreich heißt es zahlen, in Deutschland kostet‘s nix, wir sind nicht blöd, das ist der ganze Witz.“
Doch nicht nur die Idee bestach, auch das musikalische Arrangement überzeugte. Nach einem Solo für Trompete (Christian Preisinger/Joe Schneider) folgte das ebenfalls umgedichtete Kufsteinlied. Und nach dem Marsch „Die Sonne geht auf“ wurde der Ausflug mit den Liedern „Im Wagen vor mir“, „Da Da Da“, „Der Kommissar“ und „Looking for Freibier“ interpretiert. Die „Vogelwiese“ und das Solo für Posaune zu „Hey Jude“ von Markus Sontheimer rundeten die gelungene Geschichte ab.
Nicht weniger hatten sich die Stettener auf Platz zwei einfallen lassen. „Musikerträume“ hieß die Geschichte. Dabei war das bekannte Volkslied „Guten Abend, gute Nacht“ der rote Faden. Stationen waren ein fetziges Volksfest sowie Besuche in einem Zirkus und in einem Varieté. Timo Natterer glänzte dabei als Messerwerfer, Hanna Lobenhofer hatte die Nerven, sich für das Experiment auf drehender Scheibe zur Verfügung zu stellen. Und absolut klasse war ihre Schwester Lena, die für den Zauberkastentrick einiges auf sich nahm. Sie kletterte in einen Schrank aus drei Würfeln. Die Würfel wurden geteilt und wer ganz vorne saß, der konnte erkennen, dass sie sich in den untersten Würfel gezwängt hatte. Das war schon Spitze. Dazu gab es musikalisch unter anderem die „Kathrin Polka“ und den Einzug der Gladiatoren. Für diese Vorführung gab es für Dirigenten Jonathan Eberstein und seinen Musikanten den zweiten Platz.
Der Blasmusik-Cup in Nassenbeuren ist ein voller Erfolg
Auf Platz drei landeten die Gastgeber. Sie begleiteten eine Gruppe bei einem Junggesellenabschied, natürlich klimaneutral mit dem Zug. Die Jungs landeten in einem „knallroten Gummiboot“ und machten die Nacht zum Tage. Unterkammlach erklärte den Kindern die Welt, also Pflanzen, Technik und Musik, allerdings ohne Google. Sie bemühten sogar das Raumschiff von Xaver, das tatsächlich an der Decke des Festzeltes seine Kreise zog.
Die Oberkammlacher ließen Woodstock wieder auferstehen, da ging eine wilde Party auf der Bühne ab. Nicht weniger rund ging es bei der Geschichte der Oberriedener zu, die die 90er-Jahre wieder aufleben ließen.
Während die Jury sich die Köpfe zerbrach, heizten die Musikanten aus der Nassenbeurer Patengemeinde Bockenau dem Publikum ein und trieben die Besucher auf die Tische. Zweiter Bürgermeister Hans Georg Wawra hatte in seinem Grußwort „Mindelheim als Stadt der Lebensfreude“ und hatte an diesem Abend völlig recht. Nach der Pokalübergabe ging dann im Festzelt so richtig die Post ab, die Sieger sollen bis Sonnenaufgang gefeiert haben.
Eine Bildergalerie vom Blasmusik-Cup finden Sie hier:

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